Investmentbank organisiert Rettungsaktion:Fonds von Goldman Sachs in Not

Drei Milliarden Dollar sollen einen Hedge-Fonds retten. Auch die Notenbanken pumpen Milliarden in den Markt - die Aktienkurse erholen sich darauf leicht.

Helga Einecke und Nikolaus Piper

Neben Goldman Sachs beteiligten sich die Investoren Starr & Co., die Perry Capital LLC und der amerikanische Milliardär Eli Broad an der Rettungsaktion, teilte die New Yorker Investmentbank am Montag mit. Der Fonds "Global Equity Opportunities", kurz: Geo-Fonds, hatte zuletzt noch einen Wert von rund 3,6 Milliarden Dollar gehabt.

Global Equity Opportunities sei seit Anfang des Jahres um mehr als 30 Prozent abgesackt, erklärte Goldman-Finanzchef David Viniar. Global Alpha habe seit Jahresbeginn 27 Prozent an Wert eingebüßt, die Hälfte davon in der vergangenen Woche. Man habe die Risiken deutlich reduziert. Die Bank äußerst sich äußerst selten zur Entwicklung einzelner Spekulationsprodukte.

Der Geo-Fonds setzt eine computergesteuerte Investmentstrategie ein. Die Manager treffen Investitionsentscheidungen nach Computermodellen, die sich an Marktmustern der Vergangenheit orientieren. Weil in jüngster Zeit das Verhalten der Marktteilnehmer völlig unberechenbar geworden war, versagten diese Computermodelle und quantitative Fonds gerieten in Schwierigkeiten.

"Wir haben die Krise noch nicht überstanden"

Mehrere dieser sogenannten "Quant"-Fonds hatten wegen der massiven Schwankungen an den Finanzmärkten zuletzt an Wert verloren. Zwei andere Goldman-Sachs-Hedge-Fonds, der Global-Alpha- und der NAEO-Fonds, waren ebenfalls schon unter Druck geraten.

Die Verluste bei GEO stünden in keinem Verhältnis zu den fundamentalen ökonomischen Fakten, erklärte Goldman Sachs. Trotz der neuerlichen Turbulenzen erholten sich die Kurse an den Aktienmärkten leicht. Viele Händler gehen jedoch nicht von einem schnellen Ende der Krise an den Finanzmärkten aus.

Der Aktienindex Dax startete mit einem Plus von einem Prozent in die Woche, auch die Wall Street eröffnete mit leicht steigenden Kursen. Aktien von Finanzhäusern waren nach dem Kursrutsch der vergangenen Woche gefragt. "Wir haben die Krise noch nicht überstanden", fasste ein Händler die Stimmung zusammen.

Mit gemischten Gefühlen wurde das erneute Eingreifen der Notenbanken begleitet. Die Europäische Zentralbank stellte den Banken am Montag 47 Milliarden Euro zur Verfügung, die japanische Zentralbank 3,6 Milliarden Euro und die US-Notenbank zwei Milliarden Euro. Ende vergangener Woche hatten die Notenbanken mehr als 200 Milliarden Euro hergeben müssen, weil sich die Banken aus gegenseitigem Misstrauen heraus kein Geld mehr leihen wollten.

Das Vertrauen erschüttert, Transparenz fehlend

Die Regierung erwartet keine negativen Auswirkung der Finanzmarktkrise auf die deutsche Konjunktur. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) will am Mittwoch dem Kabinett über die Lage berichten. Die EU-Kommission hält ungeachtet der Turbulenzen an ihrer Wachstumsprognose von 2,6 Prozent für die Eurozone für das Jahr 2007 fest.

Einige Ökonomen dagegen befürchten, die Krise könne auf die Konjunktur durchschlagen. Banken müssen sich täglich fragen lassen, wie stark sie im notleidenden US-Markt engagiert sind. Bernd Knobloch, Chef der zur Commerzbank gehörenden Eurohypo nannte die Turbulenzen eine "unglaubliche Hysterie". Das Vertrauen sei erschüttert, weil niemand überschaue, welche Bank wo engagiert sei. Es fehle an Transparenz.

Bei deutschen Geldhäusern soll der Umfang des Engagements begrenzt sein. Mit der Gesellschaft Rhineland, die außerhalb der Bilanz geführt wird, war Anfang August die IKB Bank in eine Schieflage gerutscht. Der Zusammenbruch des US-Hypothekenfinanzierers HomeBanc soll auch die Deutsche Bank und die Commerzbank als Gläubiger treffen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: