Investieren in Emissionsrechte:Mit Umweltschutz Geld verdienen

Mögliche Beschränkungen für den CO2-Ausstoß machen Emissionszertifikate auch für Anleger interessant. Doch der profitable Umweltschutz ist riskant.

Henning Hinze

Die Warnung kam von ganz oben: Über eine "allumfassende Bedrohung" durch den Klimawandel sorgte sich der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, auf der Weltklima-Konferenz in Nairobi, die an diesem Freitag endet.

Investieren in Emissionsrechte: Emissionszertifikate können auch interessante Anlageoptionen sein.

Emissionszertifikate können auch interessante Anlageoptionen sein.

(Foto: Foto: ddp)

"Niemand darf sagen, dass wir es uns nicht leisten können zu handeln." Annan drängt auf die Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes, der damit nach und nach zu einem wichtigen Wirtschaftsgut werden könnte.

Junger Markt

Weil Knappes teuer ist, entdecken Investoren inzwischen Emissionsrechte als Spekulationsobjekt. Wer damit handelt, braucht bisher allerdings gute Nerven: "Der Markt ist noch jung, deshalb reagieren die Teilnehmer mitunter sehr überzogen auf Nachrichten", sagt Michael Lange, der bei der BayernLB für Emissionshandel zuständig ist. "Die enormen Kursschwankungen bieten Chancen, bergen aber auch hohe Risiken."

Seit 2005 werden die Rechte an verschiedenen europäischen Börsen gehandelt; im ersten Jahr stieg der Kurs zunächst deutlich, um dann im Mai dieses Jahres einzubrechen, nachdem die EU-Staaten unerwartet niedrige Emissionsdaten für 2005 veröffentlicht hatten.

"Das war für alle Beteiligten eine Lehrstunde", sagt Uwe Erling, der den Emissionsrechtehandel bei der Kanzlei Noerr, Stiefenhofer, Lutz juristisch begleitet, "aber die erste Handelsphase von 2005 bis 2007 soll ohnehin eine Testphase sein".

Selbst Banken, die ihren Kunden einschlägige Angebote machen, mahnen deshalb noch zur Vorsicht: "Emissionsrechte eignen sich auf jeden Fall nur als Beimischung zum Anlageportfolio", sagt Matthias Semdner von der Dresdner-Bank-Tochter Dresdner Kleinwort. Auf drei Wegen können Anleger bisher in Emissionszertifikate investieren.

Handel

Jeder in Deutschland kann Emissionsrechte besitzen. Sie werden auf einem Konto bei der Deutschen Emissionshandelsstelle geführt. Das kann jeder für 200 Euro eröffnen.

Die Rechte können dann entweder direkt von einer Person oder Firma, über einen Makler oder an einer Börse gekauft werden. Emissionsrechte werden zum Beispiel an der Leipziger Strombörse EEX oder der skandinavischen Börse Nordpool gehandelt, vor allem aber an der European Climate Exchange in Amsterdam, die nach eigenen Angaben in Europa 80 Prozent Marktanteil hat.

Für Privatleute kommen vor allem die Börsen Powernext in Paris und die Climex in Amsterdam in Frage, die keine hohen Einrichtungs- und Jahresgebühren verlangen.

Mit Umweltschutz Geld verdienen

Anlagezertifikate

So wie auf andere Basiswerte auch, gibt es auf Emissionsrechte Anlagezertifikate. Allerdings nur wenige: Von den großen deutschen Banken bietet sie nur die Dresdner Bank; ähnliche Produkte hat noch die niederländische ABN-Amro-Bank.

"Die Zertifikate bilden die Wertentwicklung der Emissionsrechte an der Börse ab", sagt Matthias Semdner, der das Geschäft bei der Dresdner Bank betreut. Mit verschiedenen Zertifikaten können Anleger auf steigenden oder fallende Kurse an der Leipziger Börse EEX setzen.

Klimaschutz-Projekte

Mehrere Fonds investieren in Projekte zur Vermeidung von Kohlendioxid-Emissionen, zum Beispiel ein Fonds des Initiators Aquila Capital.

Sie versiegeln zum Beispiel Müllkippen und nutzen das dort aufgefangene Biogas zur Stromerzeugung. Diese Investitionen sollten für sich genommen rentabel sein.

Wird das Projekt allerdings zusätzlich als wirksam für den Klimaschutz zertifiziert, bekommen die Fonds für einen Teil des eingesparten Kohlendioxids Klimaschutz-Credits gutgeschrieben, die sie verkaufen können.

Die Auswahl des richtigen Fonds ist im Wesentlichen Vertrauenssache, denn die Projekte sind oft über die Welt verstreut und damit kaum zu überblicken. Als Faustregel gilt: Die Wirkung klassischer Energiespar-Projekte ist einfacher nachzuweisen als zum Beispiel Aufforstungsprojekte.

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