Internationale Finanzaufsicht:Riesenbanken sollen an die kurze Leine

Die internationale Bankenaufsicht will eine zweite Finanzkrise verhindern und deswegen den größten Banken der Welt strengere Regeln auflegen. Eine neue Liste nennt Details zu Eigenkapitalauflagen und die betroffenen Institute. Darunter ist auch die Deutsche Bank.

Sie waren too big to fail - zu mächtig, um sie Pleite gehen zu lassen. In der Finanzkrise mussten Staaten auf der ganzen Welt private Banken stützen, damit sie bei einem Crash nicht die restliche Wirtschaft ebenfalls in den Abgrund reißen.

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Im Visier der Finanzaufsicht: die Deutsche Bank.

(Foto: AFP)

Seitdem wird diskutiert, wie die großen Banken der Welt an die kurze Leine genommen werden können, um sich zukünftig teure Rettungen zu sparen. Die internationalen Aufseher haben nun eine Liste zusammengestellt, die in Vorstandsetagen für Bauchschmerzen sorgen wird. Denn für die weltweit größten Banken fordert sie eine höhere Eigenkapitaldecke, berichtet die Financial Times.

Dazu gehört auch die Deutsche Bank. Sie wird sogar zu den Banken mit dem größten Risiko gezählt. Somit müsste das Institut künftig eine Kernkapitalquote von 9,5 Prozent vorhalten, das sind 2,5 Prozentpunkte mehr als die Mindest-Kapitalvorschriften nach Basel III, die von 2013 an schrittweise eingeführt werden sollen.

Die Bankenaufseher des Finanzstabilitätsrat (FSB) erarbeiten derzeit eine Liste von rund 30 systemrelevanten Banken. Sie sollen mit höheren Kapitalanforderungen vor einem Zusammenbruch geschützt werden, der das weltweite Bankensystem ins Wanken bringen würde. Innerhalb dieser Gruppe soll es Abstufungen nach der Größe, der Komplexität und der Vernetzung der Banken geben. Die Höhe des Zuschlags soll zwischen 0,5 und 2,5 Prozent liegen.

Oberhalb davon soll eine Stufe mit einem Kapitalzuschlag von 3 Prozent eingeführt werden, in die bisher keine Bank einsortiert wird - sie dient nur als Drohkulisse, um die Institute davon abzuhalten, übergroße Risiken einzugehen.

Welche Bank in welche Kategorie eingeordnet wird, ist noch umstritten, die Liste deshalb noch vorläufig. In Kreisen der Regulierer hieß es am Freitag, die Diskussionen dauerten an. "Alles ist im Fluss", sagte ein hochrangiger Bankenvertreter. Die endgültige Entscheidung im FSB soll am 18. Juli fallen.

Dem Bericht zufolge müssen sich neben der Deutschen Bank Citigroup, JPMorgan und Bank of America aus den USA auf einen Zuschlag von 2,5 Prozent gefasst machen, in Europa seien HSBC, BNP Paribas, Royal Bank of Scotland und Barclays betroffen. Goldman Sachs, Morgan Stanley und die Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse gehörten in die zweite Kategorie mit 2,0 Prozent.

Die Lobbyvertreter kämpfen heftig gegen die Liste. Frankreich und Japan versuchen, ihre Institute aus den höchsten Stufen der Liste herauszuhalten, hieß es in dem Bericht.

Unklar ist auch noch, in welcher Form die Banken das zusätzliche Kapital aufbringen müssen. Neben reinem Eigenkapital - Aktien oder Kapitalrücklagen - sind auch Pflichtwandelanleihen (CoCo-Bonds) im Gespräch, die sich im Krisenfall automatisch von Fremd- in Eigenkapital umwandeln, um Verluste aufzufangen. Die Schweizer Regulierer haben diese für ihre Großbanken bereits eingeführt. Britische Banken sollen nach den Vorstellungen der Regierung ohnehin eine Quote von zehn Prozent erfüllen.

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