Inflation und hohe Energiekosten:Das wird teuer

Die hohen Energiepreise treiben die Inflation in die Höhe. Gegenüber dem Vorjahr sind die Verbraucherpreise im August um zwei Prozent gestiegen. Kann es noch schlimmer kommen? Ja, sagen Experten - sobald sich Entspannung abzeichnet in der Euro-Schuldenkrise.

Markus Zydra, Frankfurt

Die Bürger merken es an der Zapfsäule bei jedem Tanken: Die Preise in Deutschland steigen. Das Statistische Bundesamt hat am Mittwoch den Beleg für diese beunruhigende Entwicklung geliefert. Die Verbraucherpreise sind im August gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent geklettert, so viel wie seit April nicht mehr. Ein überraschend starker Anstieg. Die Befürchtung ist, dass es noch schlimmer kommt - sobald sich Entspannung abzeichnet in der Euro-Schuldenkrise.

Im September soll es zur großen Rettungsaktion kommen. Die Europäische Zentralbank (EZB) und der Euro-Rettungsfonds ESM wollen den Plänen zufolge Italien und Spanien in einer konzertierten Aktion auf die Sprünge helfen - vorausgesetzt das Bundesverfassungsgericht stuft den ESM in seinem Urteil am 12. September als verfassungsgemäß ein.

"Wenn die Gefahr eines Zusammenbruchs der Euro-Zone gebannt ist, dann ziehen die Weltwirtschaft und damit auch die Preise an", sagt Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank. Der Experte rechnet für diesen Fall schon im nächsten Jahr mit zwei bis drei Prozent Inflation in der gesamten Euro-Zone. "Für Deutschland erwarte ich mittelfristig jährliche Preissteigerungen von bis zu fünf Prozent, wie in den 1980er Jahren."

Angst vor dem Euro-Kollaps

Ökonomen sprechen von einer Untersättigung der Weltwirtschaft aufgrund der Euro-Krise. Viele Investitionen und Einkäufe sind aufgeschoben worden, aus Angst vor dem Euro-Kollaps. Kommt es zu einer Entspannung, wendet sich das Blatt - genug Geld ist im Umlauf. Die EZB hat Europas Banken zuletzt mit einer Billion Euro ausgestattet. Schon jetzt fließt Kapital in die Aktien- und Rohstoffmärkte, wo es zuletzt zu deutlichen Preissteigerungen kam.

Die Aufgabe der EZB ist es, die Inflationsrate im gesamten Euro-Raum durchschnittlich nicht über zwei Prozent klettern zu lassen. Das bedeutet schon rechnerisch, dass Deutschlands Inflationsrate deutlich höher liegen kann. "Derzeit bewegt das Auf und Ab des Ölpreises die Inflationsrate", sagt Commerzbank-Expertin Ulrike Rondorf. Bereinigt um Energie- und Nahrungsmittelpreise liege die Inflation bei 1,1 Prozent. Wegen steigender Löhne würden die Preise aber mittelfristig um mehr als zwei Prozent im Jahr steigen. "Zudem dürfte die EZB aus Rücksicht auf die Peripherieländer die Zinsen - vor allem aus Sicht Deutschlands - zu spät anheben."

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