Immobilien-Angebote:Vom Pariser Flair bis zur Wohlfühl-Lage

Damit die Immobilie ordentlich auffällt, entwickeln die Verkäufer eine eigene Sprache: Aus einer Vierzimmerwohnung kann dann eine "feine Wohnung für den anspruchsvollen Käufer" werden.

Andreas Schubert

Glaubt man einem Münchner Bauträger, liegt der Nabel der Welt in Alt-Bogenhausen. Dort sei Wohnen eine Weltanschauung, die Umgebung selbstverständlich Weltklasse, mit besten Verbindungen in alle Welt. Und auf dem Hochglanzprospekt für das Neubauprojekt fragen zwei langbeinige Damen: "Welcher Wohntyp sind Sie?" Die schöne Werbebotschaft lässt vermuten: Mit Inseraten à la Vierzimmerküchebadbalkon lassen sich Immobilienkäufer nicht mehr ködern. "Life - die creative Art des Wohnens" heißt es da im Annoncen-Neusprech. Angeboten werden "exklusive Wohnungen im großen Style".

Immobilien-Angebote: Auffallen lautet die oberste Devise, damit die Immobilie nicht im Anzeigenteil untergeht.

Auffallen lautet die oberste Devise, damit die Immobilie nicht im Anzeigenteil untergeht.

(Foto: Foto: John Foxx)

Auf die Verpackung kommt es an: Je teurer der Quadratmeter, desto aufwändiger die Kampagne. So preisen Immobilienanzeigen die "Bestlage im Villenviertel", alternativ gibt es die "Wohlfühl-Lage", "stilvolle Häuser mit Pariser Flair" oder, harmloser, "feine Wohnungen für den anspruchsvollen Käufer".

Wen es nach Haidhausen zieht, der erhält im hardcovergebundenen Katalog eines Anbieters eine Lektion in französischer Lebensart, Sprachunterricht inklusive. Wer angesichts der Lage des Neubaugebiets am Ostbahnhof an ein Paris für Arme denkt, ist spätestens nach einem Blick auf die Preisliste klüger.

Erarbeitet werden die Konzepte von Werbeprofis. So wird aus dem Arnulfpark am ehemaligen Rangierbahnhof eine "Innenstadtlage mit besten Perspektiven", die "an der Schlagader einer der charmantesten und liebenswertesten Metropolen Europas" liegt, wo man wahlweise "ruhig und dennoch mitten in der City" logieren kann, oder einfach nur "grün leben im Herzen der Stadt" - die viel befahrene Arnulfstraße im Rücken, das Bahngleis vor der Nase.

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