Im Mehrparteienhaus:Alles autark

Das neun Haushalten Platz bietende Wohngebäude im Schweizerischen Brütten kommt ganz ohne Anschluss an Strom- oder andere Energienetze aus. Es braucht auch kein Holz oder Heizöl. Das ist bisher einmalig auf der Welt.

Von radi

Das Wohnhaus steht im dicht besiedelten Umland von Zürich, obwohl es doch eigentlich eher auf eine einsame Insel oder in einen anderen Landstrich fernab der Zivilisation passen würde: Das neun Haushalten Platz bietende Gebäude in Brütten kommt ganz ohne Anschluss an Strom- und andere Energienetze und auch ohne Holz oder Heizöl aus. Damit ist es völlig autark - als erstes Mehrparteienhaus der Welt. Dazu ist das im vergangenen Jahr fertig gestellte Gebäude mit allerlei Technik ausgerüstet worden, die sonst vor allem in der Industrie eingesetzt wird. So dient ein Elektrolyseur als Langzeitspeicher für den Solarstrom, den Photovoltaik-Module auf Dach und Fassade produzieren.

Die Anlage erzeugt mit überschüssigem Strom Wasserstoff, der in einem unterirdischen Tank gelagert wird. In der kalten Jahreszeit wandelt eine Brennstoffzelle den Wasserstoff dann in Strom und Wärme um. Außerdem wurden im Gebäude eine Wärmepumpe, ein Batterie- und ein Langzeitwärmespeicher installiert. "Die Technik funktioniert sehr zuverlässig, wie der vergangene Winter zeigt. Der Januar war sehr kalt und neblig, ein echter Härtetest. Den hat das System sehr gut bewältigt", erläutert Monika Sigg vom Informations- und Eventzentrum Umwelt Arena Schweiz, die das Mehrparteienhaus zusammen mit der lokalen Baufirma W. Schmid AG errichtet hat. Aber warum eigentlich dieser Aufwand für die Autarkie, obwohl doch die Energienetze direkt vor der Tür liegen? "Weil wir zeigen wollen, dass echte Autarkie möglich ist", sagt Monika Sigg. Die Bauherren verstehen die Immobilie als Demonstrationsobjekt für energieeffizientes, klimafreundliches Bauen. Die Kosten für Elektrolyseur und Brennstoffzelle verbuchen sie daher als Forschungs- und Entwicklungsausgabe.

Für die übrige Technik sowie den überdurchschnittlich guten Wärmeschutz geben die Bauherren Mehrkosten von fünfzehn Prozent gegenüber einem Standard-Gebäude an. Die Mieter zahlen dennoch nur eine ortsübliche Miete - und sparen sich zudem die Energiekosten.

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