IKB-Rettung:Ihr könnt blechen

IKB oder "Ihr könnt blechen": Der Staat darf marode Banken nur in Ausnahmefällen retten, sonst werden unseriöse Zocker ermuntert.

Alexander Hagelüken

Die Schätzung der US-Finanzaufsicht klingt dramatisch: Mehr als hundert amerikanische Banken könnten in nächster Zeit Konkurs anmelden. Eine riesige Zahl von Banken hat sich verspekuliert - nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa.

IKB-Rettung: Schraubenproduzenten würden einfach pleite gehen - über wackelnden Banken werden Steuergelder ausgeschüttet.

Schraubenproduzenten würden einfach pleite gehen - über wackelnden Banken werden Steuergelder ausgeschüttet.

(Foto: Foto: AP)

Wenn es sich um die Produzenten von Schrauben oder Schmieröl handelte, würden die Unternehmen einfach pleite gehen. Bei wackligen Banken dagegen greift meist der Staat ein, weil er Schäden für die gesamte Volkswirtschaft befürchtet.

Diesen Grundsatz sollten die Politiker auf beiden Seiten des Atlantiks überprüfen - die Rettungsaktionen kosten die Steuerzahler zu viel Geld, ohne wirklich immer sinnvoll zu sein.

Zehn Milliarden Euro für die IKB

Wie man es falsch macht, führt die Bundesregierung bei der Mittelstandsbank IKB vor. Über ein Jahr hat die große Koalition Geld in das Institut gepumpt, das sich am US-Kreditmarkt verzockte. Wenn die Bank jetzt an einen Investor verramscht wird, hat die Rettungsaktion mindestens zehn Milliarden Euro gekostet.

Eine gewaltige Summe in einer Zeit, da sich die Gesellschaft in Arm und Reich spaltet und Mittel für Bildung und Forschung fehlen, aus denen die Arbeitsplätze von morgen entstehen könnten. Und wofür gibt die Regierung die zehn Milliarden aus?

Ein Kollaps hätte kaum Banken mitgerissen

Für die Rettung einer kleinen Bank, die einige Tausend Kunden aus dem Mittelstand bedient, die auch anderswo Kredite bekommen würden. Ein Kollaps der IKB hätte wohl kaum bedeutende Banken mitgerissen und Sparer in Panik versetzt. Die Milliarden sind verschwendet.

Der größte Fehler der Bundesregierung besteht darin, dass sie nie ernsthaft daran dachte, die Bank einfach ohne Milliardenhilfen abzuwickeln. Deshalb dürfen sich FDP, Grüne und Linke nicht auseinanderdividieren lassen; sie sollten einen Untersuchungsausschuss durchsetzen. Die Bürger verdienen Aufklärung darüber, wofür ihr Geld verpulvert wurde. Es wäre auch eine Warnung an alle Regierenden, bei der nächsten Wackelbank anders zu handeln - und es wird nächste Kandidaten geben.

Für teures Geld gerettet werden muss ein Institut nur, wenn eine Pleite das ganze Finanzsystem gefährdet - so wie im Fall der US-Banken Fannie und Freddie, die an jedem zweiten amerikanischen Hauskredit beteiligt sind. Sonst gilt: Jede Rettungsaktion signalisiert Managern und Aktionären, dass ihre Bank hemmungslos spekulieren darf - der Steuerzahler wird schon einspringen.

Bürger als Financiers von Spekulanten

Aus der Finanzkrise sollte ein neues Bewusstsein erwachsen, wann der Staat handeln muss. Mehr Staat braucht es bei der Kontrolle der Banken, die zuletzt außerhalb der Bilanz ungezügelt Profite maximierten.

In der Rolle des allzeit bereiten Nothelfers muss sich der Staat dagegen mehr zurückhalten. Sonst werden die Bürger als Financiers waghalsiger Geschäfte missbraucht, an denen sie im Erfolgsfall nichts verdienen. Wie ein Kommentator feststellte, muss das Kürzel der Industriebank IKB neu buchstabiert werden: Ihr könnt blechen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: