Hypothekenkredite:Bye, bye, Fannie & Freddie

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Weg mit den Sorgenkindern! Obama will die verstaatlichen Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac abwickeln. Eine zentrale Frage ist aber noch offen.

Moritz Koch

Hank Paulson versprach klinische Präzision. "Das erste Geräusch, dass sie hören werden, ist der Aufschlag ihrer Köpfe auf dem Fußboden", knurrte der frühere Finanzminister, als er im September 2008 Ex-Präsidenten George W. Bush über seinen Plan unterrichtete, die börsennotierten Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac unter staatliche Zwangsverwaltung zu stellen.

Ein Hauch von Grabstein und Blumen: Die Firmenzentrale von Freddie Mac. (Foto: AFP)

Der Coup glückte. Doch was tun mit den Großunternehmen? Paulson und Bush fanden keine Antwort, ihr toxisches Erbe beschäftigt nun Obama.

Am Freitag legte das Finanzministerium ein Weißbuch über die Zukunft von Fannie und Freddie vor, das drei Optionen enthält. Die Debatte ist eröffnet: Welche Rolle soll Washington auf dem Immobilienmarkt spielen? Alle drei Vorschläge laufen auf eine Reduzierung des staatlichen Einflusses hinaus und werden dazu führen, dass weniger Amerikaner ein Eigenheim kaufen können.

Fannie und Freddie sind Zwitterwesen: Eigentlich privatwirtschaftlich organisiert, erfüllten sie den öffentlichen Auftrag, Wohneigentum zu fördern und verkörpern damit einen Kompromiss zwischen den marktliberalen Republikanern und Demokraten, die eine stärkere Rolle des Staates fordern.

Das Geschäft funktioniert so: Fannie und Freddie kaufen Hypotheken von Banken und verarbeiten sie zu Wertpapieren, die sie in aller Welt mit dem Versprechen vermarkten, bei einem Zahlungsausfall für die Verluste der Investoren aufzukommen.

Wie absurd dieses Modell war, zeigte die Finanzkrise. Jahrzehntelang hatten Privatinvestoren die Gewinne aus den Hypothekengeschäften von Fannie und Freddie kassiert. Doch als sie Gefahr liefen, pleite zu gehen, bürdete Washington ihre Verluste den Steuerzahlern auf. Bush und Paulson fürchteten einen Kollaps der globalen Finanzmärkte.

Drei mögliche Optionen

Noch heute halten Investoren überall auf der Welt Papiere von Fannie und Freddie. Das erklärt die Anspannung, mit der der Regierungsbericht zum amerikanischen Immobilienmarkt in China erwartet wurde. Die staatliche Investitionsbehörde sah sich gezwungen, Gerüchten entgegenzutreten, dass ihr wegen der Reform von Fannie und Freddie Verluste von 450 Milliarden Dollar drohen.

Auch das US-Finanzministerium betonte, dass die Hypothekenfinanzierer ihre Schulden bedienen werden - unabhängig davon, wie die Neuordnung ausfallen wird. Option eins sieht ein privatisiertes System vor, in dem der Staat nur besonders bedürftige Häuserkäufer unterstützt, etwa Veteranen.

Option zwei wäre Option eins, ergänzt um die Staatsgarantie, in Krisenzeiten den Immobilienmarkt zu stützen.

Option drei würde auf das bisherige System aufbauen und es mit mehr Regeln und Kontrollen versehen.

Häuserpreise noch niedriger als 2009

Die Republikaner sympathisieren eher mit Option eins, die Demokraten mit Option drei. Es obliegt nun dem Kongress einen Kompromiss auszuarbeiten. Im jedem Fall muss Washington vorsichtig vorgehen.

Fannie und Freddie stützen den Immobilienmarkt massiv. Ihr abruptes Ende würde eine schwere Krise auslösen. Ohnehin ist die Lage angespannt. In vielen Regionen Amerikas ist der befürchtete "Double Dip" Realität geworden. Die Häuserpreise sind dort inzwischen niedriger als im Krisenjahr 2009.

Und Besserung ist nicht in Sicht. Noch immer haben die Banken einen gewaltigen Überhang auf Häusern, die zwangsversteigert werden sollen. Hypothekenzinsen steigen. Der Kauf eines Hauses ist längst nicht mehr so günstig wie im vergangenen Jahr.

© SZ vom 12.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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