Hypo Real Estate:Zombie-Bank unterm Messer

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Mitten in der Nacht beginnt die Operation: Die HRE wird aufgespalten - und schrumpft auf einen Bruchteil ihrer früheren Größe. Damit sie das überlebt, nimmt sie Milliarden-Garantien in Anspruch.

M. Hesse und C. Hulverscheidt

Der Münchener Immobilienfinanzierer und einstige Dax-Konzern Hypo Real Estate (HRE) soll nach Informationen der Süddeutschen Zeitung auf ein Viertel seiner früheren Größe zurückgestutzt werden.

Grünes Licht für die Transaktion toxischer Papiere in die Bad Bank: In der Nacht von Donnerstag auf Freitag wird die HRE faule Wertpapiere los. (Foto: dapd)

Nach der Auslagerung toxischer Wertpapiere in die FMS Wertmanagement, eine sogenannte Bad Bank, soll die verbleibende Kernbank in den kommenden Jahren weiter schrumpfen und am Ende noch über eine Bilanzsumme von etwa 100 bis 125 Milliarden Euro verfügen. "Von der alten HRE wäre dann nur noch ein Viertel übrig", hieß es in unternehmensnahen Kreisen.

Die Aufspaltung der HRE beginnt an diesem Donnerstag um Mitternacht. Dann werden binnen eines Tages Wertpapiere, Kredite und ganze Geschäftsbereiche im Volumen von rund 191 Milliarden Euro auf die FMS Wertmanagement (FMSW) übertragen.

Nach SZ-Informationen wird die HRE für diese Operation am offenen Herzen die neuen Milliardengarantien in Anspruch nehmen, die der Bankenrettungsfonds Soffin vor kurzem gewährt hatte. Mitte September hatte der Soffin einen zusätzlichen Bürgschaftsrahmen von 40 Milliarden Euro gestellt. So sollte sichergestellt werden, dass es im Zuge der Abspaltung wegen technischer Fehler nicht zu Geldengpässen in der Bank kommt. Zum anderen brauchte die HRE einen zusätzlichen Puffer, weil sich die Kurse von Währungen und Staatsanleihen zuletzt zu Ungunsten der Bank entwickelt hatten, weshalb neue Finanzierungsprobleme drohten.

Diese Garantien muss die HRE nun offenbar in erheblichem Umfang in Anspruch nehmen, um die Abspaltung abzusichern. Die Vorbereitung der wohl größten Zerschlagung einer deutschen Bank in der Geschichte ist bisher planmäßig gelaufen, heißt es in Finanzkreisen. Seit drei Tagen lesen sich Notare Tausende von Seiten an Dokumenten über Wertpapiere vor, die übertragen werden sollen. Die riskante Phase der Transaktion beginnt aber erst mit dem Knopfdruck in der Nacht zum Freitag. Mehr als die Hälfte der HRE wandert dann in die FMSW, Millionen von Wertpapieren und Krediten werden aus der einen Buchhaltung in die andere transplantiert.

Wenn die Operation so läuft, wie man sich das beim Bankenrettungsfonds und in der HRE vorstellt, sollen am Samstagabend um 18 Uhr die IT-Systeme der neuen Bad Bank hochgefahren werden und ein Testlauf beginnen. Erst dann wird sich zeigen, ob alles korrekt umgebucht wurde, oder ob irgendwo Fehlbeträge auftauchen, die dann über die Staatsgarantien überbrückt werden müssten.

Geht alles gut, nimmt das Management der FMSW um Christian Bluhm und Ernst-Albrecht Brockhaus kommende Woche die Abwicklungsarbeit auf. Sie sollen über Jahre möglichst viel für die Staatsanleihen und Kredite in der Bad Bank herausschlagen. Zehn Milliarden Euro Kapital hat der Bund in die HRE gesteckt. Wie viel die Steuerzahler wiedersehen, hängt davon ab, wie erfolgreich Bluhm und Brockhaus arbeiten.

Außerdem kommt es darauf an, ob und wie teuer der Bund die Restbank einst wieder verkaufen kann, die Deutsche Pfandbriefbank. Neben dem Immobiliengeschäft in Deutschland und den übrigen Euro-Staaten solle sich die Bank künftig auf die Staatsfinanzierung, insbesondere auf kommunaler Ebene, konzentrieren, heißt es. Sollte sich in den kommenden Monaten, auch im Jahr 2011 noch, herausstellen, dass für ein Überleben der Deutschen Pfandbriefbank weitere Wertpapiere auf die FMSW übertragen werden müssen, sei dies durchaus möglich, hieß es in den Kreisen weiter. Bankchefin Manuela Better hat allerdings in Aussicht gestellt, dass die Pfandbriefbank schon 2011 Gewinn macht.

© SZ vom 30.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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