Hypo Real Estate:Funke wehrt sich

Nach seinem Rücktritt als Chef der Skandalbank Hypo Real Estate tauchte Georg Funke 150 Tage lang ab. Nun attackiert er die Politik.

Klaus Ott

Fünf Monate lang, seit seinem Ausscheiden bei der Hypo Real Estate (HRE), hat Georg Funke geschwiegen. Der ehemalige Chef von Deutschlands schlimmster Krisenbank kommentierte die Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen Veruntreuung von Bankvermögen ebenso wenig wie die Attacken von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) und anderen Politikern. Funke wollte einfach nur seine Ruhe haben. Jetzt aber, nachdem der niedersächsische Regierungschef Christian Wulff (CDU) ihn und andere HRE-Verantwortliche hart attackiert hat, bezieht der 55-jährige Finanzmanager über seinen Münchner Anwalt Wolfgang Kreuzer erstmals öffentlich Stellung. "Wir wehren uns gegen eine Vorverurteilung", sagte Kreuzer der Süddeutschen Zeitung. Es sei nicht in Ordnung, Funke zum Sündenbock zu machen.

Hypo Real Estate, Funke, dpa

Fünf Monate lang hat der ehemalige HRE-Chef Georg Funke geschwiegen - jetzt wehrt er sich gegen die Vorwürfe der Politik.

(Foto: Foto: dpa)

Wulff verlangt von der Justiz einen harten Kurs bei den Ermittlungen gegen die früheren HRE-Vorstände und gegen andere Bankiers. "Eine pflichtwidrige Vernichtung von Kapital ist eine Straftat", erklärte der niedersächsische Ministerpräsident und stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende. Die Ex-Manager der HRE müssten nun vernommen werden, außerdem sollten den Beschuldigten Reisebeschränkungen auferlegt werden.

"Vermögen verzockt"

Des weiteren müsse die Justiz das Privatvermögen von früheren Bankvorständen sicherstellen, damit Schadenersatzansprüche durchgesetzt werden könnten, fordert Wulff. Er wirft Funke und dessen Ex-Kollegen "Zockertum" vor. Sie hätten gigantische Schäden bewusst in Kauf genommen. Die HRE wird von anderen Banken und vor allem vom Bund mit Krediten und Garantien in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro gestützt. So viel Hilfe benötigt kein anderes Finanzinstitut in Deutschland.

Funkes Rechtsanwalt Kreuzer entgegnet, Wulff greife zu "Stammtischparolen" und mische sich in laufende Ermittlungen ein. Das stehe dem Politiker nicht zu. Der Ministerpräsident und CDU-Vize sei über das Verfahren offenbar "weder sachlich noch juristisch auch nur ansatzweise informiert". Funke habe als Beschuldigter das Recht, zu den Vorwürfen zu schweigen, oder sich erst nach Abschluss der Ermittlungen zu äußern. Auch seien Reisebeschränkungen in der Strafprozessordnung so, wie von Wulff gefordert, gar nicht vorgesehen. Bei dem "populistischen" Vorstoß des Politikers fehle eigentlich nur noch die Idee, "die Verdächtigen durch geeignete Maßnahmen zu entsprechenden Aussagen zu bewegen", spottet Kreuzer.

Der Anwalt des Bankers wirft dem CSU-Vize auch vor, aus dem Fall HRE im Wahljahr 2009 politisch Kapital schlagen zu wollen. Kreuzer behauptet, die Entwicklung bei den Banken seit dem Ausscheiden der früheren HRE-Vorstände zeige aber, dass diese Manager und andere Bankvorstände eher "Opfer der internationalen Finanzkrise" seien, als deren Verursacher. Ob diese Sicht der Dinge haltbar ist, müssen die weiteren Ermittlungen allerdings noch zeigen. Ergebnisse werden wohl erst nach der Bundestagswahl im September 2009 vorliegen. Das hat nichts mit dem Wahltermin zu tun, der Fall ist kompliziert.

Bis die Staatsanwaltschaft das Verfahren abschließt, möchte Funke wieder Ruhe haben. Das dürfte freilich ein frommer Wunsch bleiben. Der ehemalige HRE-Chef fordert vor Gericht, dass die Bank seinen bis September 2013 laufenden Vertrag erfüllt und bis dahin das ursprünglich vereinbarte Gehalt zahlt, insgesamt gut 3,5 Millionen Euro. Auch das spätere Ruhegeld in Höhe von 560.000 Euro pro Jahr will sich Funke sichern. Mit einem Verhandlungstermin in dieser Sache beim Münchner Landgericht ist Mitte des Jahres zu rechnen, also noch vor der Bundestagswahl. Die nächste Aufregung um Funke ist garantiert.

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