Hypo Real Estate:Flowers zieht sich als Aufseher zurück

Der Finanzinvestor Flowers will im Kontrollgremium der Hypo Real Estate nicht über seine Enteignung abstimmen.

Der amerikanische Finanzinvestor J.C. Flowers zieht sich aus dem Aufsichtsrat der schwer angeschlagenen Hypo Real Estate (HRE) zurück. Christopher Flowers und Richard Mully von der Beteiligungsgesellschaft Grove legten ihre Mandate am Freitag nieder, teilte Flowers mit. Renate Krümmer, die die Flowers-Geschäfte in Deutschland vertrat, hatte ihren Rücktritt bereits vor einigen Wochen angekündigt.

Hypo Real Estate: J. Christopher Flowers will mit seinem Rückzug Interessenskonflikte vermeiden.

J. Christopher Flowers will mit seinem Rückzug Interessenskonflikte vermeiden.

(Foto: Foto: Reuters)

Damit hat Flowers, der mit Grove zusammen knapp ein Viertel der Anteile an der HRE hält, keinen Sitz in dem Kontrollgremium mehr. Er will mit dem Schritt Interessenskonflikte vermeiden.

Flowers will Anteile behalten

Die Bundesregierung hatte jüngst ein Gesetz durchgesetzt, das als letztes Mittel eine Enteignung der HRE-Aktionäre vorsieht. Als Aufsichtsrat hätte Flowers so in die Lage kommen können, über seine Enteignung mitabstimmen zu müssen.

Bereits an diesem Samstag kommt der Aufsichtsrat der Hypo Real Estate zusammen, um über das weitere Vorgehen bei der Bank zu beraten. Flowers wird dann schon nicht mehr dabei sein. Der Rückzug aus dem Aufsichtsrat macht es Flowers zudem leichter, gegebenenfalls juristische Maßnahmen gegen seine Enteignung zu ergreifen.

Flowers bekräftigte am Freitag noch einmal, er wolle die Anteile an der HRE weiterhin behalten. Er sei auch weiterhin bereit, dem Bund beim Aufbau einer Mehrheit von mehr als 75 Prozent zu helfen und mit ihm Absprachen über Restrukturierungsmaßnahmen zu treffen.

"Die HRE und ihre Aktionäre wollen keine Sonderbehandlung. Aber die Bank und ihre Aktionäre wollen genauso behandelt werden wie die anderen deutschen Banken, die staatliche Hilfe in Anspruch nehmen mussten", sagte Flowers.

Der Investor hat mehr als eine Milliarde Euro in die Krisenbank gesteckt und fast alles verloren. Das Enteignungsgesetz ist speziell auf die HRE zugeschnitten, die durch einen Liquiditätsengpass der irischen Staatsfinanzierungstochter Depfa in eine Schieflage rutschte. Mittlerweile nimmt die HRE Staatshilfen, überwiegend Garantien, von mehr als 100 Milliarden Euro in Anspruch.

Im Gespräch ist eine weitere Eigenkapitalspritze von zehn Milliarden Euro, mit der der Bund die Mehrheit bekäme. Sie wird nötig, sobald die HRE ihre Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr veröffentlicht. Das könnte bereits in den nächsten Tagen passieren. Analysten rechnen mit einem Verlust von knapp 1,9 Milliarden Euro im Schlussquartal und 4,8 Milliarden im Gesamtjahr.

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