Hypo Real Estate:Die Giftbank startet - und braucht neue Milliarden

Eine der größten Transaktionen der deutschen Bankengeschichte beginnt: Die verstaatlichte Hypo Real Estate lagert faule Papiere in eine Bad Bank aus - und benötigt dafür kurzfristig noch einmal frisches Geld.

Zwei Jahre nach dem knapp verhinderten Zusammenbruch hat die verstaatlichte Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) einen Großteil ihrer Giftpapiere in eine Abwicklungsanstalt ausgelagert. Die Schaffung dieser "Bad Bank" sei die "größte und komplexeste Umstrukturierungstransaktion, die die deutsche Finanzgeschichte je gesehen hat", sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Steffen Kampeter, am Freitag im ARD-Morgenmagazin.

Weitere HRE-Manager vor dem Absprung

Die Abwicklung der Hypo Real Estate in eine Bad Bank hat begonnen.

(Foto: dpa)

Der CDU-Politiker sagte weiter, die Boni-Zahlungen an HRE-Banker müssten aus heutiger Sicht als "unanständig" betrachtet werden. Es gebe aber bestehende Altverträge. Die Regierung prüfe, ob man in den Vertragsbestandsschutz auch nachträglich noch eingreifen könne. Kampeter betonte, eine ungeordnete Abwicklung der Bank hätte auf den Bundeshaushalt "Milliardenschäden zurollen lassen".

In der Nacht zum Freitag begann die HRE damit, Wertpapiere, Kredite und ganze Geschäftsbereiche im Volumen von rund 200 Milliarden Euro an die FMS Wertmanagement zu übertragen. Diese "Bad Bank" soll riskante Kredite und faule Wertpapiere der HRE möglichst wertschonend abwickeln. Der genaue Wert der Transaktion wird erst nach dem Ende der Aktion feststehen, mit dem für Sonntag gerechnet wird.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung muss die HRE für die Aufspaltung Staatsgarantien im Umfang von 24 Milliarden Euro in Anspruch nehmen. Offenbar ist die Bank durch die jüngsten Entwicklungen an den Märkten zusätzlich unter Druck geraten. Der Bankenrettungsfonds Soffin hatte der HRE vor knapp zwei Wochen einen zusätzlichen Garantierahmen von 40 Milliarden Euro gewährt, um Liquiditätsengpässe zu vermeiden. Etwa die Hälfte werde die Bank brauchen, um die Aufspaltung abzusichern, hatte es damals geheißen. Nun nimmt die HRE offenbar noch mehr in Anspruch.

Eine Bad Bank ("schlechte Bank") übernimmt von Krisen-Instituten risikobehaftete Vermögenswerte und Wertpapiere, die stark an Wert verloren haben. Die erste "Bad Bank" Deutschlands hatte im Frühjahr die WestLB gegründet; deren Volumen lag mit rund 85 Milliarden Euro aber deutlich unter dem der HRE.

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