Hypo Real Estate:Bankers Werk und Merkels Beitrag

Eine WDR-Doku widmet sich dem Untergang der HRE. Der Politik schienen demnach die Banken wichtiger, als der Geldbeutel der Steuerzahler.

C. Busse

In einer unscheinbaren Seitenstraße im Münchner Stadtteil Lehel residierte lange die Zentrale der Immobilienbank Hypo Real Estate, kurz HRE. Der langjährige Bankchef Georg Funke hatte ein Büro mit schönem Blick in der obersten Etage, von hier betrieben er und seine Vorstandskollegen die weltweiten Geschäfte - quasi unentdeckt von der Öffentlichkeit.

Immer größer wurde das Rad, das hier vor allem mit Immobiliengeschäften und -krediten gedreht wurde. Am Ende war die Bilanz der HRE so groß wie die der New Yorker Investmentbank Lehman Brothers. Die Risiken hatten beide Banken schon lange nicht mehr im Griff. Schließlich gingen die zwei Institute in die Knie. Lehmann meldet Insolvenz an, HRE überlebt nur dank staatlicher Bürgschaften von 100 Milliarden Euro.

Ackermanns "Kernschmelze"

Die Suche nach Schuldigen für das HRE-Desaster, das nun vor allem der Steuerzahler ausbaden muss, hat schon lange begonnen. Jetzt nimmt sich eine sehenswerte WDR-Dokumentation mit dem reißerischen Titel Gier und Größenwahn des brisanten Themas an.

Autor Hubert Seipel, mit Preisen ausgezeichneter Spezialist für investigative Fernsehdokumentationen, hat mit vielen Beteiligten gesprochen. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann berichtet über die Krisen-Verhandlungen in der entscheidenden Nacht im Herbst 2008 und spricht von einer möglichen "Kernschmelze", wäre die Münchner Bank in die Insolvenz gegangen.

Detailliert wird aber auch beschrieben, wie Ackermann am Ende mit Unterstützung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) den Hilfsbeitrag der privaten Banken möglichst gering hielt, die Unterstützung der öffentlichen Kassen dafür denkbar groß: Ackermanns Werk und Merkels Beitrag, heißt es dazu im Film.

Bafin rückt sich ins genehme Licht

Ausführlich äußert sich auch Jochen Sanio, Chef der Bankenaufsicht Bafin, der allerdings unwidersprochen die Verantwortung für den Fall HRE dem damaligen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück und seinem nach wie vor amtierenden Staatssekretär Jörg Asmussen (beide SPD) anlasten darf.

Steinbrück habe angesichts der schlechten Lage der HRE nicht früh genug Alarm geschlagen, heißt es hier. Zudem sei die Bankenaufsicht personell viel zu schlecht ausgestattet, um die weltweit agierenden Banken wirkungsvoll zu kontrollieren. So kritisch der Film insgesamt zu Recht Missmanagement in Politik und Wirtschaft anprangert, zu gut kommt dabei die Bankenaufsicht weg.

"Ich habe mich persönlich der Sache angenommen", sagt Sanio im Film. Sein Misstrauen sei früh "extrem geweckt" gewesen. Doch unternommen hat auch seine Behörde zu wenig. Und dabei ist sie für die Kontrolle der Kreditwirtschaft zuständig.

Gier und Größenwahn - wie die Politik bei der Bankenrettung über den Tisch gezogen wurde, ARD, 23.45 Uhr.

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