Hypo Alpe Adria: Korrespondenz des Ex-Chefs:Die Welt des Tilo Berlin

Brisanter Brief: Tilo Berlin, Ex-Chef der Hype Alpe Adria, beklagt sich über eine Hetze des deutschen Fiskus auf reiche Leute - und zieht einen hanebüchenen Vergleich zum Dritten Reich.

Klaus Ott

Der aus Deutschland stammende und im Süden Österreichs in Kärnten ansässige Vermögensverwalter Tilo Berlin hat zusammen mit Partnern viel Geld am Verkauf der dortigen Hypo Alpe Adria an Bayerns Landesbank verdient.

Tilo Berlin

Tilo Berlin verwirrt mit Äußerungen in einem Brief an den vormaligen bayerischen Finanzminister Kurt Faltlhauser.

(Foto: dpa)

Am heutigen Mittwoch, an dem der Finanzmakler in einem Untersuchungsausschuss des Kärntner Landtags als Zeuge geladen ist, sollen viele Fragen folgen. Das Parlament forscht ebenso wie Bayerns Landtag nach den Gründen für das Milliardendesaster bei beiden Banken, das zu Lasten der Steuerzahler ging.

Eine ganz besondere Rolle dürfte ein öffentlich bislang unbekannter Brief spielen, den Berlin im März 2008 als damaliger Vorstandschef der Hypo Alpe Adria an Kurt Faltlhauser schickte, den vormaligen bayerischen Finanzminister.

Nach einer Sitzung des Aufsichtsrats der Kärntner Bank, dem Faltlhauser damals angehörte, beklagte sich Berlin heftig über eine angebliche Hetze gegen reiche Leute, die in Deutschland stattfinde.

Anlass war das strenge Vorgehen deutscher Behörden gegen eigene Bürger, die Vermögen vor dem Fiskus im Ausland versteckt hatten, etwa in Liechtenstein. Mit der Kriminalisierung von Eliten oder Steueroasen könne er wenig anfangen, schrieb Berlin, der sich als Vermögensverwalter um das Kapital vieler betuchter Klienten kümmert.

Der nächste Satz könnte noch für Wirbel sorgen. Berlin notierte, die so erzielten paar Hundert Millionen Euro Steuernachzahlung und die "Disziplinierungswirkung" stünden in keinem Verhältnis zu dem Aufwand, den Deutschland in den vergangenen 60 Jahren auf sich nehmen musste, um international als wohlgelittener Partner empfunden zu werden.

Berlin hat also die zusätzlichen Steuererlöse aus enttarntem Vermögen verrechnet mit den deutschen Wiedergutmachungs-Zahlungen an Juden und andere Menschen, die unter den Verbrechen der Nazis gelitten hatten. Berlin ließ dazu auf SZ-Anfrage wissen, er wolle "persönliche Briefe nicht kommentieren".

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