Hypo Alpe Adria Bank:Rätselhafte Aktiengeschäfte

Wie die NordLB und eine BayernLB-Tochter ungewollt zu Anteilseignern von drei Unternehmen wurden.

Thomas Fromm

Die Aktie des deutschen Pflege- und Altenheimbetreibers Curanum ist lange Zeit eine ruhige Investition gewesen. Irgendwann im vergangenen Herbst aber kam Schwung in den Titel. "Wir hatten dauernd neue Meldungen bekommen, dass ein Aktionär eine bestimmte Anteilsschwelle über- oder unterschritten hat", erinnert sich ein Mitarbeiter des börsennotierten Unternehmens, dessen Papier im Kleinwerte-Index SDax gelistet ist.

"Wir fragten uns: Warum wird plötzlich so rege mit Altersheim-Aktien gehandelt?" Zur gleichen Zeit geschah Ähnliches beim Handyzulieferer Balda und beim Technologieunternehmen Euromicron: rege Aktienkäufe, neue Anteilseigner.

Was war geschehen? Bereits im Juni 2007 hatte der Finanzinvestor Vatas des einstigen Vorzeige-Jungunternehmers Lars Windhorst eine Kapitalerhöhung bei Curanum dafür genutzt, sich zum Großaktionär der Firma aufzuschwingen. Im Herbst zeichneten die Investoren noch einmal neun Prozent - mit knapp 18 Prozent sind sie damit heute der größte Aktionär bei Curanum.

Beherrschende Stellung

Doch schon Ende September meldete sich auch die Norddeutsche Landesbank (NordLB) als neuer Großaktionär zu Wort - sie hatte soeben mehr als fünf Prozent der Curanum-Papiere eingesammelt.

Wie sich später herausstellte, im Auftrag von Vatas. Die NordLB hält laut Curanum heute mehr als 13 Prozent an dem Unternehmen. Nicht etwa, weil man den Betreiber von Altenheimen als strategisches Investment ausgewählt hatte, sondern weil man auf der Aktien-Order von Vatas sitzengeblieben war.

Inzwischen ist klar: Auch die österreichische BayernLB-Tochter Hypo Alpe Adria hielt zwischenzeitlich mehr als sieben Prozent an Curanum - jetzt soll der Anteil wieder stark abgebaut worden sein. An Balda und Euromicron hatte sich die Tochter der Bayerischen Landesbank ebenfalls beteiligt. Also an jenen Unternehmen, bei denen auch Windhorst bereits mit im Boot war.

Zwei Fälle mit Parallelen. Was NordLB und Hypo Alpe Adria unterscheidet, ist die Höhe des Schadens. Bei der NordLB hatte es sich um Aktienpakete im Gesamtwert von 234 Millionen Euro gehandelt; die Österreicher bezifferten ihr "Maximalrisiko" am Freitag mit lediglich 20 Millionen Euro.

Elf Millionen Euro seien für mögliche Einbußen zurückgestellt worden, hieß es aus Finanzkreisen. Außerdem sei der zuständige Investmentbanker bereits im Februar entlassen worden. Der Bereichsleiter, so heißt es, habe "seine Limits überschritten" und zu große Bestellungen aufgenommen.

Aus Kreisen der Hypo Alpe Adria ist zu hören, dass die Chance, dass Vatas die Aktien am Ende doch noch abnimmt, gut stünden. "Es gibt schließlich eine Abnahmeverpflichtungserklärung", heißt es. Diese sei noch nicht abgelaufen; daher bestehe noch kein Grund, gegen den Finanzinvestor zu klagen. Die Wertberichtigung von elf Millionen Euro habe man "nur sicherheitshalber" vorgenommen.

Dennoch bleiben Fragen offen. Zum Beispiel, warum Aktien erst bestellt und dann nicht abgeholt werden. Lars Windhorst selbst kommentiert die Vorgänge nicht.

Hypo-Vorstandschef Tilo Berlin wollte am Freitag in Klagenfurt keine Stellung zur Identität des Investors nehmen. Nur so viel: Ja, die Bank sei auf Aktien sitzengeblieben. Grund dafür: "Der Kunde konnte seiner Abnahmeverpflichtung nicht nachkommen, deshalb haben wir die Wertberichtigung vorgenommen."

Ein Insider erklärt sich das Ganze so: Es sei "offensichtlich der Versuch gewesen, über das Kaufen von Aktien über verschiedene Kanäle eine beherrschende Position bei den betroffenen Unternehmen zu bekommen". Dann aber habe der Investor die Bestellungen wohl schlicht nicht mehr bezahlen können.

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