Banken:HSH Nordbank hält an Nonnenmacher fest

Bankchef Nonnenmacher bleibt vorerst im Amt, doch die Kontrolleure lassen die Spitzelaffäre von Anwälten und Wirtschaftsprüfern durchleuchten.

Kristina Läsker

Seit gut einem Jahr leitet Hilmar Kopper, 75, den Aufsichtsrat der skandalgeschüttelten HSH Nordbank. Seither ist er mit Bankenchef Dirk Jens Nonnenmacher durch manche Krise gegangen. Am Donnerstag nun stellte sich der Ex-Chef der Deutschen Bank auch in der jüngsten Spitzelaffäre demonstrativ hinter Nonnenmacher. Der Aufsichtsrat habe "uneingeschränktes Vertrauen in die Entschlossenheit des Vorstandsvorsitzenden, derartigen rechtswidrigen Machenschaften Einhalt zu gebieten", teilte das Gremium nach seiner Sitzung am Donnerstagabend mit.

Neues zur ´Spitzel-Affäre" bei der HSH Nordbank

Die HSH Nordbank droht tief in eine Spitzelaffäre abzugleiten.

(Foto: dpa)

Kopper habe nach den jüngsten Medienberichten "sofort eine renommierte Anwaltskanzlei sowie eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft" beauftragt. Diese sollen die "vermeintlichen Fälle von Bespitzelung" untersuchen, "in die auch Führungskräfte der Bank involviert sein sollen", heißt es in der Mitteilung. Damit will sich Kopper offensichtlich gegen Kritik absichern, er sei den aufgetauchten Anschuldigungen nicht umfassend genug nachgegangen. Parallel zum Aufsichtsrat wird auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) die Vorgänge prüfen, teilte der Aufsichtsrat mit.

Hintergrund der Affäre ist der Rauswurf des Vorstandsmitglieds Frank Roth im April 2009. Dieser war nach nur elfmonatiger Amtszeit fristlos gefeuert worden, weil er angeblich vertrauliche Unterlagen an Journalisten verschickt hat. Das von der HSH gegen ihn angestrebte Strafverfahren wegen des Verdachts des Geheimnisverrats hatte die Kieler Staatsanwaltschaft aber Ende Juni eingestellt. Es fehlten einfach die Beweise.

Am Donnerstag wurde bekannt, dass die Kieler Fahnder erwägen, neue Ermittlungen aufzunehmen. Dieses Mal gegen die HSH. Für die Chefetage könnte es dann unangenehm werden, denn es geht darum, ob Topbanker bei ihrer Anzeige falsche Aussagen gemacht haben. "Wir prüfen den Verdacht der falschen Verdächtigung im Rahmen des Ermittlungsverfahrens", sagte Staatsanwältin Birgit Heß der Süddeutschen Zeitung.

Es geht um Vorgänge aus dem Frühjahr 2009. HSH-Chefjurist Wolfgang Gößmann und Nonnenmacher hätten damals den übrigen Vorstand auf die Probe stellen wollen, weil immer wieder Informationen nach außen sickerten. Sie verteilten speziell markierte Dokumente an die vier übrigen Vorstände. Als die Unterlagen von Roth dann angeblich bei der britischen Zeitung Guardian auftauchten, musste Roth gehen. So hat es Gößmann gegenüber den Kieler Staatsanwälten geschildert. Damals soll der Justiziar auch erwähnt haben, dass Nonnenmacher Roth habe abservieren wollen.

Der Aufsichtsrat habe von alledem erst im Nachgang erfahren, sagte ein Kontrolleur der SZ. "Da war schon alles gelaufen." Neben dem Ärger der Aufsichtsräte könnte die Aktion für Nonnenmacher auch rechtliche Folgen haben. Nach Meinung des Anwalts Gerhard Strate hat dieser gegen das Aktiengesetz, Paragraf 112, verstoßen. "Ein Vorstandsmitglied darf nicht gegen andere Vorstände ermitteln", sagte Strate. "Das hätte der Aufsichtsrat tun müssen."

Doch es gab nicht nur gezinkte Papiere. Angeblich hat die Bank auch die Sicherheitsfirma Prevent AG und deren Subunternehmer Arndt U. beauftragt, den Rauswurf von Roth gezielt einzufädeln. So hat es Arndt U. angeblich dem Betriebsratschef Olaf Behm in einem Gespräch Ende Juli gebeichtet. In dem von Behm verfassten Protokoll heißt es, der Detektiv habe Büros verwanzt und sei in Roths Wohnung eingebrochen. Außerdem habe er - nicht Vorstand Roth -, die manipulierten Unterlagen nach außen versendet; im Auftrag von Gößmann. Dieser ist schwer erkrankt und freigestellt.

Nachdem die Vorwürfe öffentlich wurden, hatte sich am Montag auch Arndt U. gemeldet und erklärt, dass sämtliche Anschuldigungen gegen ihn "völlig gegenstandslos sind und nicht der Wahrheit entsprechen". Dennoch ermittelt nun die Hamburger Staatsanwaltschaft gegen ihn. Auch die Rolle von Nonnenmacher werden die Fahnder beleuchten. Gegen ihn ermitteln sie seit längerem wegen des Verdachts der Untreue und der Bilanzfälschung bei den Omega-Geschäften, die zur Fast-Pleite der Bank führten.

Kopper hatte sich im letzten Jahr stets hinter Nonnenmacher gestellt. Wenn jemand dessen Ablösung fordere, dann solle er selbst die Verantwortung tragen und sagen, wie er es besser machen würde, hatte Kopper betont. "Mit mir jedenfalls dann nicht mehr."

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