HRE: Vorwurf der riskanten Geldpolitik:Manager sollen für Schaden haften

Die Ex-Manager der angeschlagenen Hypo Real Estate kommen mehr und mehr in Bedrängnis. Ihnen drohen hohe Schadenersatzforderungen.

Klaus Ott

Nach der Großrazzia bei der Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) wird die Lage für die frühere Konzernspitze zunehmend ungemütlich. Die Münchner Staatsanwaltschaft wirft Exkonzernchef Georg Funke und dem bisherigen Finanzvorstand Markus Fell nach Informationen der Süddeutschen Zeitung vor, eine zu riskante Geldpolitik betrieben und diese nicht geändert zu haben, als sich die globale Finanzkrise ausweitete.

HRE: Vorwurf der riskanten Geldpolitik: Angesichts der um sich greifenden Bankenkrise hätten Funke, Fell und der übrige damalige Vorstand seit Mai die Strategie ändern und so die Liquidität der HRE sichern müssen

Angesichts der um sich greifenden Bankenkrise hätten Funke, Fell und der übrige damalige Vorstand seit Mai die Strategie ändern und so die Liquidität der HRE sichern müssen

(Foto: Foto: AP)

Dadurch hätten Funke, Fell und andere Konzernmanager die HRE beinahe in die Pleite geführt und auf diese Weise Unternehmensvermögen veruntreut. Das könnte nach Ansicht eines Beteiligten am Ermittlungsverfahren zu hohen Schadenersatzforderungen der HRE führen.

Strategieänderung wäre notwendig gewesen

Die Aktiengesellschaft lässt bereits seit Mitte Oktober von einer auf Wirtschaftsfälle spezialisierten internationalen Kanzlei untersuchen, ob Funke und ein weiterer kurz zuvor ausgeschiedener Vorstand gegen ihre Dienstpflichten verstoßen haben. Die Staatsanwaltschaft lastet Funke, Fell und anderen Managern an, insgesamt sieben Vorschriften des Aktiengesetzes, des Strafgesetzbuches und des Wertpapierhandelsgesetzes missachtet zu haben. Sie sollen unter anderem Paragraph 93 Aktiengesetz verletzt haben.

Der Paragraph verpflichtet Vorstände zur "Sorgfalt eines ordentlichen und gewissenhaften Geschäftsleiters". Im Durchsuchungsbeschluss, der zur Großrazzia bei der HRE führte, wird dieser Vorwurf mit einer zu riskanten Geldpolitik der Finanzgruppe begründet. Angesichts der um sich greifenden Bankenkrise hätten Funke, Fell und der übrige damalige Vorstand seit Mai die Strategie ändern und so die Liquidität der HRE sichern müssen.

Die Staatsanwaltschaft lastet diesem Kreis von Managern neben Untreue weitere Gesetzesverstöße an. Sie sollen die Notlage des Immobilienfinanzierers verschleiert, Aktionäre und Öffentlichkeit getäuscht und so den Aktienkurs an der Börse manipuliert haben. Diesen Managern drohen im für sie schlimmsten Fall neben hohen Schadenersatzforderungen der HRE und Geldstrafen außerdem bis zu fünf Jahre Gefängnis.

Funke und Fell haben sich bislang offensichtlich nicht zu den Vorwürfen geäußert. In Funkes Umfeld werden die Umstände, die im September diesen Jahres beinahe zum Kollaps der HRE geführt hätten, ganz anders dargestellt als von der Staatsanwaltschaft.

Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers seien die Finanzmärkte in Panik geraten. Die HRE habe von anderen Banken kaum noch Geld erhalten. Man habe die Lage der Bank immer nach bestem Wissen und Gewissen dargestellt und weder die Aktionäre noch die Öffentlichkeit getäuscht.

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