HRE-Chefin Better in der Kritik:Abkommandiert zum "Einsingen"

In Berlin bescheinigen sie Manuela Better hohe Kompetenz und ein selbstloses Pflichtgefühl. Mit diesen Qualitäten soll sie die Hypo Real Estate sanieren. Doch nun hat sie sich den Zorn der Politik zugezogen.

Martin Hesse

Vielleicht hat sich Manuela Better an ihre Schulzeit erinnert gefühlt, als sie am Dienstag zum Rapport nach Berlin bestellt wurde. Man kann sich zwar kaum vorstellen, dass die ein wenig schüchtern wirkende Chefin der Hypo Real Estate (HRE) als Schülerin jemals so aufgefallen ist, dass sie deshalb zum Direktor zitiert worden wäre.

Bilanzpressekonferenz Hypo Real Estate

HRE-Chefin Manuela Better kann auch kämpferisch sein. Es ist aber nicht ihre Art, Ansprüche zu stellen.

(Foto: ddp)

Aber zwischen Schuld und Sühne besteht ja in der Schule nicht immer ein klarer Bezug. Und auch jetzt, als Interims-Chefin der vielleicht unbeliebtesten deutschen Bank, mag sich Manuela Better gefragt haben, was sie eigentlich verbrochen hat, das sie nun vor das parlamentarische Kontrollgremium für den Finanzmarktstabilisierungsfonds Soffin bringt.

Doch in Berlin herrscht helle Aufregung, seit am Freitag bekannt geworden ist, dass die HRE noch einmal staatliche Garantien in Höhe von bis zu 40 Milliarden Euro braucht. Der Lenkungsausschuss des Soffin, der ebenfalls mit Politikern besetzt ist, hat die Hilfen genehmigt.

Über die Nacht an die Spitze gerückt

Die kontrollierenden Parlamentarier aber erfuhren davon aus den Medien. Warum das so war, und warum Manuela Better noch zwei Tage zuvor bei einer Bankenkonferenz Gewinne schon für das kommende Jahr in Aussicht gestellt hatte, ohne die notwendigen Garantien zu erwähnen - das sollte sie am Dienstag gemeinsam mit ihrem Aufsichtsratschef Bernd Thiemann erklären.

Knapp ein halbes Jahr nach ihrem unverhofften Karriere-Sprung hat Deutschlands einzige Bankchefin zu spüren bekommen, was es heißt, die Hypo Real Estate zu führen. Über Nacht war sie dort an die Spitze gerückt, als Axel Wieandt - von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann einst als Sanierer für die HRE abgestellt - am Tag vor der Bilanzpressekonferenz die Brocken hinwarf.

Wieandt, ausgestattet mit dem sprichwörtlichen Selbstbewusstsein der Deutsch-Banker, war nicht klargekommen mit der starken Rolle der Politik bei der HRE. Er fühlte sich gegängelt, gebremst und vielleicht auch zu schlecht bezahlt.

Lob für die Fachkompetenz

Mit all diesen Limitierungen hat auch die 49-jährige Münchnerin zu kämpfen. Sie hat es geschluckt. Es heißt, sie akzeptiere die starke Rolle des Staates als Eigentümer, wenngleich das auch für sie gewöhnungsbedürftig ist. Sie ließ sich in die Pflicht nehmen. In Berlin dankte man es ihr und lobte die Fachkompetenz und Insider-Kenntnis Betters, die beruflich in der Bayerischen Vereinsbank aufwuchs - gewissermaßen der Großmutter der HRE - und seit 2004 in dem Institut arbeitete.

Bis zu ihrem Sprung an die Spitze war sie Risikomanagerin, auch schon unter Georg Funke, unter dem die HRE gegen die Wand fuhr. An ihr ist davon jedoch nichts hängen geblieben. "Sie hat eine weiße Weste", heißt es in Berlin. Intern galt sie als Kritikerin von Funkes riskantem Kurs, auch deshalb sei sie 2007 für die HRE nach Asien und damit auf Distanz zur Zentrale gegangen.

Andere Stimmen sagen, Better sei gegangen, weil sie gegen die weibliche Rivalin Bettina von Österreich im Ringen um einen Vorstandsposten den Kürzeren gezogen hatte. Jedenfalls erledigte sie ihre Aufgabe in Asien sauber, anders als bei den meisten anderen Auslandsgeschäften der HRE brannte dort nichts Größeres an. Es passt zu ihrer beharrlichen Art, dass sie trotz des angespannten Verhältnisses zu Funke in der Bank blieb und ihn jetzt gewissermaßen beerbt hat.

"In Berlin sind sie richtig sauer"

Doch all das hilft ihr jetzt wenig. "In Berlin sind sie richtig sauer", wie es in Finanzkreisen heißt. Nicht nur die überraschende Gewinnankündigung hält man ihr vor. Es gibt auch Stimmen in Kreisen rund um den Soffin, die meinen, Better habe zu spät über die drohenden Liquiditätsengpässe informiert.

Andere halten dagegen, der Soffin erhalte regelmäßig Liquiditätsberichte und gewähre ja im übrigen auch immer nur gerade so viel Hilfe, wie gerade unumgänglich nötig sei - und nicht auf Vorrat. Und dafür, das parlamentarische Kontrollgremium zu informieren, sei schließlich nicht die HRE zuständig, sondern der Lenkungsausschuss des Soffin.

Ob diese Sachargumente Manuela Better am Dienstag in Berlin halfen, ist nicht ausgemacht. Man werde sie dort "einsingen", hieß es vor dem Treffen. Betters zurückhaltende Art, die man in der Regierung einerseits schätzt, wird ihr jetzt von manchen auch negativ ausgelegt.

Sie wirke in den politischen Gremien unsicher, es fehle an Erfahrung in der Kommunikation. Dass sie in dem politisch erfahrenen Banker Bernd Thiemann einen eloquenten Chefaufseher hat, der sie in diesem Punkt weit überstrahlt, macht es für Better nicht unbedingt einfacher. Andererseits gilt Thiemann als ihr größter Befürworter.

Fraglicher Rückhalt des Eigentümers

Dabei kann Better auch kämpferisch sein. "Niemand sollte spekulieren, dass wir 2011 nicht mehr am Markt sind", hat sie einmal über die HRE gesagt.

Um das zu erreichen, muss sie das Vertrauen der Kunden, der Geldgeber, vor allem aber auch der Beschäftigten zurückerobern. Better stellt sich vor ihre Mitarbeiter, sie seien in der Krise an die Grenzen der physischen Belastbarkeit gegangen, hat sie einmal gesagt.

Doch auch im Umgang mit den Mitarbeitern könnte der Konflikt mit dem Eigentümer zu einem Problem werden - wenn der Bund sie noch Monate zappeln und als Interim-Chefin arbeiten lässt. "Wenn der Eindruck entsteht, dass sie nicht den vollen Rückhalt des Eigentümers hat, verliert sie an Power und Autorität", ist im Umfeld der Bank zu hören. Doch Ansprüche zu erheben, ist nicht Betters Art. "Die macht das, ohne ihre Karriere in den Vordergrund zu stellen", heißt es in Berlin.

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