HRE: Die Rettung:Die Nacht, in der es um Deutschlands Banken ging

Das Protokoll einer einzigartigen Rettungsaktion: Wie Banker, Aufseher und Politiker um die Hypo Real Estate kämpften.

Guido Bohsem, Claus Hulverscheidt und Ulrich Schäfer

Der Vermerk stammt aus dem Oktober 2008, verfasst wurde er von zwei Augenzeugen einer Krisensitzung Ende September, die noch Wochen später Deutschland in Atem hielt. Auf 17 Seiten haben sie akribisch festgehalten, was sich in jenen Tagen ereignete, als das deutsche Finanzsystem am Rande des Abgrunds stand. Verzweifelt rangen Banker, Finanzaufseher, Notenbanker und die Regierung um die Rettung der Hypo Real Estate. Das Protokoll zeigt erstmals, wie nah Deutschlands Banken damals am Abgrund standen. Und wie massiv die Vertreter der Banken die Regierung bedrängten, endlich zu helfen. Die Süddeutsche Zeitung beschreibt, angereichert durch weitere Recherchen, das Drama um die Hypo Real Estate.

Hypo Real Estate, AP

Hypo Real Estate: Fast pleite und im letzten Moment gerettet.

(Foto: Foto: AP)

Dienstag, 23. September:

Acht Tage zuvor ist die US-Investmentbank Lehman Brothers zusammengebrochen. Die Geldmärkte spielen verrückt. Die Banken trauen eineinander nicht mehr und horten Geld. Besonders groß ist das Misstrauen gegenüber der Hypo Real Estate.

Die Hypo Real Estate, zuhause im Münchner Stadtteil Lehel, steckt in Schwierigkeiten. Und Kurt Viermetz, der Aufsichtsratsvorsitzende, weiß es als einer der ersten. Seit Tagen hat HRE-Chef Georg Funke versucht, bei anderen Kreditinstituten frisches Geld zu bekommen, alles in allem 15 Milliarden Euro. Doch das gelingt nicht, die HRE, die ihr Geld im Immobiliengeschäft und mit Pfandbriefen verdient, wankt.

Und so schickt Viermetz einen Brandbrief an das Bundesfinanzministerium: Sollte bis zum kommenden Montag keine Lösung gefunden werden, drohe der irischen Tochter der HRE, der Depfa, die Zahlungsunfähigkeit. Dann müsse auch über die deutschen Töchter der Bank ein Moratorium verhängt werden. Die HRE würde ihren Geschäftsbetrieb mehr oder weniger einstellen. Viermetz schickt den Brief auch an die Bundesbank und die Finanzaufsicht Bafin.

Donnerstag, 25. September

Donnerstag, 25. September:

HRE: Die Rettung: Bafin-Chef Jochen Sanio

Bafin-Chef Jochen Sanio

(Foto: Foto: dpa)

Der Finanzminister beruhigt die Menschen im Land, doch die Banker in Frankfurt sind höchst beunruhigt. Sie wissen: Wenn die Hypo Real Estate zusammenbricht, wanken auch ihre Institute. Die Anleger würden in Panik geraten.

09.00 Uhr:

Peer Steinbrück tritt an das Pult des Bundestags. Er redet über die Krise. Nur zehn Tage zuvor ist Lehman Brothers zusammen gebrochen. Die Wall-Street-Bank bewegt in ihrer Bilanz ähnlich viel Geld wie die HRE, die Schockwellen der Pleite sind rund um den Globus zu spüren. Doch die Finanzkrise, so Steinbrück, sei "vor allem ein amerikanisches Problem". Weiß er nicht, wie es um die HRE bestellt ist? Der Minister versichert, das deutsche Finanzsystem mit seinen Universalbanken und Sparkassen sei "relativ robust".

Abends:

Die Spitzen der deutschen Finanzbranche treffen sich in Berlin. Der Termin mit Steinbrück war seit längerem anberaumt. Eigentlich nichts Besonderes. Als die Tagesordnung erledigt ist, verabschieden sich die meisten. Nur die Spitzen der Hochfinanz bleiben: die Chefs der Deutschen Bank und der Commerzbank, Josef Ackermann und Martin Blessing; der Präsident des Bankenverbandes, Klaus-Peter Müller; Bundesbankpräsident Axel Weber; und der Chef der Finanzaufsicht, Jochen Sanio. Sie warnen den Minister, dass sich etwas zusammenbraut: Die HRE, so fasst es Steinbrück später zusammen, drohte "förmlich auszutrocknen". Vor allem der Depfa in Dublin geht das Geld aus. Ihr gewagtes Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr: Die Depfa finanziert Staaten und Kommunen in aller Welt den Bau von Straßen, Schulen oder Brücken. Ein langfristiges Geschäft, das sie aber mit ganz kurzfristigen Krediten finanziert. Seit der Pleite von Lehman will aber niemand mehr der Depfa Geld leihen.

Freitag, 26. September

HRE: Die Rettung: HRE-Chef Georg Funke versicherte der Bafin, seine Bank sei im Grunde profitabel.

HRE-Chef Georg Funke versicherte der Bafin, seine Bank sei im Grunde profitabel.

(Foto: Foto: AP)

Freitag, 26. September:

In Washington blockieren die Republikaner das 700-Milliarden-Dollar-Paket zur Rettung der Banken, die größte US-Sparkasse kollabiert. In Frankfurt beraten die Vertreter deutscher Geldhäuser erstmals über die Rettung der HRE.

14.30 Uhr:

Bafin-Präsident Sanio beordert die Spitze der HRE nach Frankfurt. Bank-Chef Funke reist mit dem halben Vorstand an, mit sechs weiteren Mitarbeitern und drei Anwälten. Als man sich in der Bafin-Zentrale trifft, hat Sanio die führenden Köpfe des Bereichs Bankenaufsicht mit dabei. Die Kreditwirtschaft lässt sich durch drei Herren vom Prüfungsverband der deutscher Banken vertreten. Mit ein wenig Verspätung stößt Bundesbank-Chef Weber in die Runde. Sanio stellt zu Beginn klar, es sei Sache der Banken, die HRE zu retten. Er sehe sich nur als Moderator.

Funke behauptet, seine Bank sei im Grunde profitabel. Aber es gibt eben das Problem mit der Depfa. Der tägliche Finanzbedarf werde immer größer, Funke spricht von einem "Schneeball". HRE-Finanzvorstand Markus Fell sagt, seit der Lehman-Pleite müsse die Bank jeden Tag drei Milliarden Euro "rollen", habe an diesem Freitag aber nur 1,3 Milliarden bekommen. Bis zum Jahresende müsse die Depfa insgesamt 55 Milliarden Euro finanzieren. Ein Teil der Lücke, da ist die Runde sich einig, lässt sich durch den Verkauf von Vermögen schließen. Aber es bleibt ein Loch von 34 Milliarden Euro. Sollte die Schieflage der Bank bekannt werden, warnt Sanio, werde die HRE keinerlei externe Finanzierung mehr erhalten. Die Runde diskutiert mehrere Wege, die HRE zu retten. Auch über eine Insolvenz wird nachgedacht.

17.30 Uhr:

Man geht auseinander. Die Vertreter des Prüfungsverbands der Banken wollen am Samstag Details zu möglichen Rettungsszenarien präsentieren.

Samstag, 27. September

HRE: Die Rettung: Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann

(Foto: Foto: dpa)

Samstag, 27. September:

Der Finanzminister bleibt daheim, die Banker verhandeln wieder. Auch anderswo in Europa wanken die Kreditinstitute. In Großbritannien soll die Hypothekenbank Bradford & Bingley verstaatlicht werden. Belgien kämpft um den Fortis-Konzern.

10.00 Uhr:

Die Gruppe nimmt die Beratungen wieder auf. Anwesend sind Vertreter der HRE, der Bundesbank, der Finanzaufsicht Bafin sowie des Prüfungsverbandes deutscher Banken.

13.50 Uhr:

Nachdem klar ist, dass die 15 Milliarden Euro, die die Kreditwirtschaft zugesagt hat, nicht ausreichen, informieren Bundesbank und Bafin den Finanzminister per Fax. In dem Brief heißt es, dass die Aufsicht gezwungen sei, ein Moratorium auszusprechen. Der HRE würden alle Zahlungen und Veräußerungen untersagt. Dies würde eine Krise im deutschen Finanzsystem auslösen und das Vertrauen der Bevölkerung erschüttern. Es sei daher dringend geboten, dass die Regierung an einem Treffen um 15 Uhr teilnehme.

13.53 Uhr:

Das Fax wird in Kopie an Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen geschickt. Bundesbank und Aufsicht schicken zudem eine E-Mail an Asmussen, seine Sekretärin und den für den Finanzmarkt zuständigen Abteilungsleiter.

15.05 Uhr:

Die Sitzung beginnt. Hinzugekommen sind die Chefs der Commerzbank und der Deutschen Bank, Blessing und Ackermann. Ackermann hat seinen Vorstand für das Risikomanagement, Hugo Bänziger, mitgebracht. Bundesbankchef Weber informiert darüber, dass Asmussen voraussichtlich nicht kommen werde. Eine vom Ministerium angebotene Teilnahme eines Unterabteilungsleiters als Gasthörer habe man abgelehnt. Bänziger führt aus, dass eine Pleite der HRE schlimmere Folgen haben werde, als der Untergang von Lehman Brothers. Weber sagt, er habe mit dem Chef der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, gesprochen. Man sei sich einig, dass eine konzertierte europäische Aktion notwendig sei. Allerdings könne die EZB Liquidität nur an solvente Banken abgeben. Deshalb müsse die Wirtschaft sicherstellen, dass die HRE solvent bleibe. Insgesamt, so Weber, handele es sich um 20 Milliarden Euro. Blessing und Ackermann betonen, eine rein private Rettung der HRE sei nicht bezahlbar. Müller fordert, dass die Bundesregierung die zur Verfügung gestellte Liquidität zumindest zeitweise absichern müsse. Sanio versichert den Bankenvertretern, dass die Regierung über den Ernst der Lage unterrichtet sei. Weber schränkt aber ein, dass die Bereitschaft zur Hilfe geringer sei als bei der Rettung der angeschlagenen Mittelstandsbank IKB. Die Besprechung endet um 17.10 Uhr ergebnislos.

21.00 Uhr:

Die Runde trifft erneut zusammen. Hinzugestoßen sind Spezialisten der Kanzlei Latham&Watkins. Die Anwälte stellen mehrere Möglichkeiten vor, wie die drei deutschen HRE-Töchter aus dem Konzernverbund gelöst werden können. Gegen 22.40 Uhr verlassen die Anwälte den Raum. Commerzbank-Chef Blessing drängt erneut auf eine Beteiligung der Politik. Die Regierung müsse das Ausfallrisiko teilweise abdecken. Ansonsten stehe am Montag keine deutsche Bank mehr. Die anderen Bankenvertreter stimmen ihm zu.

Sanio erklärt, dass der Politik die teils verheerenden Folgen deutlich gemacht werden müssten. Hierzu müsse nun auch der Bankenverband an die Regierung herantreten. Bundesbankchef Weber fordert, die HRE müsse durch den Bund kontrolliert werden. Diese Einschätzung findet die allgemeine Zustimmung der Vertreter der Kreditwirtschaft. Gegen 00.34 Uhr verlassen die Vertreter der Aufsicht den Raum. Die Bankiers beraten weiter.

Sonntag, 28. September

HRE: Die Rettung: Steinbrücks Chefunterhänder: Staatssekretär Jörg Asmussen

Steinbrücks Chefunterhänder: Staatssekretär Jörg Asmussen

(Foto: Foto: dpa)

Sonntag, 28. September:

In Bayern wird der Landtag neu gewählt, die CSU erleidet eine schwere Niederlage. Doch in Berlin interessiert sich die Kanzlerin vor allem für die HRE. "Wir müssen da eine Bank retten", raunen ihre Leute, noch ehe die Wahlergebnisse publik werden.

10.40 Uhr:

Sanio erklärt, dass eine Lösung für die HRE ohne die Politik nicht möglich sei. Franz-Christoph Zeitler, Vize der Bundesbank, ist skeptisch. Vor Montag, wirft er ein, werde die Regierung kaum handlungsfähig sein. So viel Zeit aber bleibt nicht, denn die HRE ist auch in Japan aktiv, wo am Montag um 1.00 Uhr deutscher Zeit die Börse öffnet. Bis dahin muss die Rettung stehen.

11.20 Uhr:

Jürgen Lindlar, dem Chef des Prüfungsverbands, verliert die Geduld: Er fordert, dass der HRE nur geholfen werden dürfe, wenn die Verantwortlichen rausgeworfen würden. Gegen Mittag lässt Weber sich mit Steinbrück verbinden. Er fragt, ob die Regierung helfen könne. Steinbrück sagt, er werde die HRE weder verstaatlichen, noch ihre Probleme dem Steuerzahler aufbürden. Wenn überhaupt, könne er allenfalls einer Rettung durch den Einlagensicherungsfonds der Banken zustimmen. Weber berichtet den Verhandlungsteilnehmern und erklärt, es müssten die Banken helfen. Im Falle von Verlusten könne der Bund womöglich oberhalb einer Summe von zwei Milliarden Euro bürgen. Neue Zweifel keimen auf. Bankenpräsident Müller gibt zu bedenken, dass die Zahlen der HRE unzuverlässig seien.

12.30 Uhr:

Erstmals fällt ein Begriff, der Steinbrück noch jede Menge Ärger bereiten wird: Lindar sagt, die drei deutschen Banktöchter müssten abgewickelt werden. Noch immer ist unklar, ob der Bund mitzieht. Dennoch machen sich die Banker daran, Hilfen für die HRE in Höhe von 15 Milliarden Euro aufzuteilen. Ackermann sagt fünf Milliarden zu, Commerzbankchef Blessing wirft für sein Haus und die Dresdner Bank jeweils 2,5 Milliarden in den Topf. Auch die Hypovereinsbank bietet 2,5 Milliarden Euro, die Postbank lässt ausrichten, sie sei mit einer Milliarde Euro dabei. Der Rest entfällt auf kleinere Institute. Der Einlagensicherungsfonds bleibt unangetastet.

14.10 Uhr:

Ackermann fasst zusammen: Die Kreditwirtschaft gibt 15 Milliarden, die EZB 20 Milliarden, der Bund bürgt. Bei Verlusten übernehmen Regierung Banken je 50 Prozent, letztere maximal zwei Milliarden Euro. Am Nachmittag wird die Sitzung unterbrochen: Steinbrück hat sich entschieden, seine Strategie zu ändern und doch jemanden nach Frankfurt zu beordern. Staatssekretär Jörg Asmussen steigt ins Flugzeug.

17.05 Uhr:

Sanio erläutert Asmussen die Lösung. Er macht deutlich, was am Ende stehen soll: Die deutschen HRE-Töchter werden verkauft, die Konzern-Holding geht in die Insolvenz. Auch Weber, Ackermann und Müller reden auf den Staatssekretär ein. Der Bundesbankpräsident verweist auf Hilfszusagen der Regierungen in Frankreich, Belgien und den Niederlanden für ihre Banken, Ackermann spielt die Standortkarte: Gebe Paris eine Staatsgarantie, Berlin aber nicht, werde das Geld künftig nach Frankreich fließen. Der Poker beginnt.

Asmussen ist unbeeindruckt. Garantien, erklärt er, dürfe der Bund nach dem Haushaltsrecht nur übernehmen, wenn die Verlustwahrscheinlichkeit unter 50 Prozent liege. Dafür sei ein Nachtragsetat nötig, der nicht über Nacht aufgestellt werden kann. Ohnehin müsse er erst mit Steinbrück und dem Kanzleramt sprechen. Bis Montag sei keine Lösung möglich. Ackermann wird wütend: Das Ministerium wisse seit Donnerstag Bescheid. Er gehe jetzt und bereite seine Leute darauf vor, dass der Geldhandel der Banken untereinander in wenigen Stunden zusammenbrechen werde.

18.27 Uhr:

Die Banker verlassen das Gebäude. Asmussen telefoniert, nach gut vier Stunden scheint sich etwas zu bewegen. Die Banker werden zurückgerufen.

22.45 Uhr:

Nicht Asmussen, sondern Ackermann steht jetzt unter Druck. Der Staatssekretär verlangt, dass die Banken von möglichen Verlusten 55 Prozent tragen - ohne jede Deckelung. In 20 Minuten müsse eine Entscheidung stehen. Der Deutsche-Bank-Chef protestiert: Dies, so sagt er, sei der Tod des deutschen Bankensystems.

Doch Ackermann hat das Spiel begriffen. Er erhöht das Limit der Banken von zwei auf sieben Milliarden Euro. Mehr könnten die Geldkonzerne beim besten Willen nicht stemmen. Sanio sieht auf die Uhr: Nur noch gut zwei Stunden, bis der Börsenhandel in Tokio beginnt. Jetzt ist es Weber, der wütend wird: Er wolle für ein Scheitern der Rettung nicht verantwortlich sein, sagt er und kündigt an, die Bundesbank werde ihrerseits Hilfen prüfen. Wieder blicken alle auf Asmussen: Wird die Regierung ihr Angebot erhöhen? Nein, sagt er.

22.55 Uhr:

Asmussen und Weber verlassen die Runde, um an einer Telefonschaltkonferenz mit Berlin teilzunehmen. Ackermann hat genug und will ebenfalls gehen, tut es aber nicht.

23.00 Uhr:

Sanio weist Frauke Menke, seine Abteilungspräsidentin Großbankenaufsicht, an, Moratorien für die deutschen HRE-Töchter vorzubereiten. Damit würden die Institute von Montag an praktisch von der Bafin gemanagt.

23.30 Uhr:

Asmussen kommt zurück und unterbreitet ein neues Angebot: 50 Prozent Verlustrisiko für den Bund, 50 Prozent für die Banken - keine Deckelung. Mehr sei nicht drin, die Offerte sei mit Steinbrück und Kanzlerin Angela Merkel besprochen. Die Bankmanager verlassen wortlos den Raum. Die Verhandlungen scheinen gescheitert.

22.35 Uhr:

Die irische Notenbank und der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, werden informiert. Sanio lässt HRE-Chef Funke und seine Vorstandskollegen, die den ganzen Tag über in einem anderen Raum zugebracht haben, rufen und erklärt, dass sie Insolvenzanträge stellen müssten.

23.57 Uhr:

Plötzlich betritt der angeblich abgereiste Ackermann den Raum wieder und erklärt zur allgemeinen Verblüffung, weiterverhandeln zu wollen. Der Deutsche-Bank-Chef hat mit Steinbrück telefoniert. Er bietet eine hälftige Aufteilung möglicher Verluste bei einem Limit von sieben Milliarden Euro an.

Montag, 29. September

Montag, 29. September:

In der Woche zuvor sind die Börsen wegen der Pleite von Lehman Brothers gewaltig eingebrochen. Was passiert, wenn nun auch noch die HRE kollabiert? Erst wenige Minuten vor dem Handelsstart in Tokio steht das 35-Milliarden-Paket.

00.45 Uhr:

Alle Augen sind auf den Staatssekretär gerichtet, doch Asmussen erklärt, Kanzlerin Angela Merkel habe Ackermanns Angebot abgelehnt.

01.00 Uhr:

Asmussen spielt seine letzte Karte aus: 40 Prozent Verlustrisiko für den Bund, 60 Prozent für die Banken - Deckelung bei 8,5 Milliarden Euro. Kollabiert der deutsche Bankenmarkt wegen einer einzigen lumpigen Milliarde? Ackermann telefoniert mit Merkel und erklärt: Deal! Die Banken machen mit.

01.10 Uhr:

Die Pressemitteilung besteht aus drei Sätzen, enthält keine Zahl und lässt vieles offen: "Die durch die Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten ausgelösten Probleme der Hypo Real Estate Gruppe wurden durch eine Kosortial-Finanzierung des deutschen Finanzsektors gelöst."

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