Hotelinvestments:Bonjour und Bienvenue

IHA-Branchenreport 'Hotelmarkt Deutschland 2014'

Vor allem die deutschen Metropolen sind bei in- und ausländischen Gästen sehr beliebt. Im vergangenen Jahr zählten die Hotels 447,3 Millionen Übernachtungen, drei Prozent mehr als 2015.

(Foto: Stephanie Pilick/dpa)

Der deutsche Branchen-Markt ist der größte in Europa. 2016 wurden hier bei Käufen und Verkäufen wieder Rekorde erzielt. Da wollen ausländische Profis mitmischen - vor allem Franzosen.

Von Sabine Richter

Kennst du eins, kennst du keins", ist das Motto der Hotelgruppe 25 hours. Hier erzählt jedes Hotel eine individuelle Geschichte, das Konzept für jeden Standort wird maßgeschneidert. Das Unternehmen will nicht nur Bett und Bad, sondern auch Unterhaltung, Gemeinschaftserlebnisse und Überraschungen bieten. Das erste Hotel der Reihe, heute 25 hours Hamburg Number One, baute Kai Hollmann 2003 in einem ehemaligen Kontorhaus. Es überraschte mit Design aus den 1960er- und 1970er-Jahren und ungewöhnlichen Aktionen - die unter 25-Jährigen erhielten 25 Prozent Rabatt, vor dem Haus standen Autos und Fahrräder zur kostenlosen Benutzung.

Das Hotel war so gut gebucht, dass es bereits zwei Jahre später Pläne gab, das Konzept zum Programm einer ganzen Hotelgruppe zu machen. Christoph Hoffmann, heute geschäftsführender Gesellschafter der Hamburger Hotelgruppe, und seine drei Partner Kai Hollmann, Stephan Gerhard und Ardi Goldman positionierten ihre Häuser bewusst als kreative Alternative in der Kettenhotellerie. So steht auch die zusätzliche Stunde im Namen für das Besondere, Unangepasste.

Seither entstanden sieben weitere 25 hours-Hotels in Deutschland, Zürich und Wien. Jedes erzählt eine Geschichte. In der Hafen-City die von Kuttel Daddeldu, dem lebensfrohen Seebären von Joachim Ringelnatz, mit Containern in der Lobby, großformatigen Fotos von Seeleuten an den Wänden. Die Zimmer heißen Kojen und haben Logbücher mit Seemannsgeschichten auf den Nachttischen.

In Berlin thematisiert das 25 hours Bikini Hotel am Zoo den Großstadtdschungel, grün durchwuchert, mit Hängematten und Fahrrädern an den Zimmerwänden, mit nostalgischen Telefonen und der Monkey Bar auf dem Dach. Zu Beginn waren die 25 hours-Hotels vor allem günstig, doch der Erfolg änderte das. "Wir sind schon nicht mehr Budget", sagt Florian Kollenz, Chief Development Officer.

Derzeit denken sich Designer und Architekten neue Ideen aus für die Herbergen, denn die Marke will weiter wachsen. Zwar nicht stürmisch, "denn das würde sich nicht mit der zeitintensiven Entwicklung von individuellen und maßgefertigten Konzepten vereinbaren lassen", meint Kollenz, "aber doch mit drei bis vier Projekten im Jahr". Im September wird ein Haus am Münchner Bahnhofsplatz eröffnen, es gibt Projekte in Köln und Düsseldorf. "Damit sind wir in Deutschland wohl mit der Expansion durch", sagt Kollenz. Im April öffnet ein weiteres Haus an der Züricher Langstraße, und 2018 folgt mit dem 25 hours Paris in einem Altbau am Gare du Nord das erste Hotel außerhalb des deutschsprachigen Raums.

Seit sich der französische Hotelkonzern Accor (mehr als 20 Marken und 4000 Hotels in 95 Ländern) im November 2016 an der kleinen deutschen Gruppe mit 30 Prozent beteiligte, setzen die Hamburger auf internationale Expansion. "Mit dem Einstieg von Accor können wir jetzt auf eine Infrastruktur und Netzwerke auf allen Kontinenten zugreifen", sagt Kollenz, "die Weichen sind gestellt, um die Marke 25 hours auch in New York, Bangkok und Sydney zu entwickeln".

Französische Anleger interessierten sich im vergangenen Jahr aber nicht nur für die kleine deutsche Gruppe 25 hours. Im stürmischen Investmentgeschehen bei Hotels stellten Franzosen die stärkste ausländische Investorengruppe in Deutschland. Sie waren an den größten Deals beteiligt und hatten mit 1,3 Milliarden Euro einen Anteil von 27 Prozent am gesamten Transaktionsvolumen. Dieses erreichte laut JLL mit 4,9 Milliarden Euro für Einzelobjekte und Paketverkäufe erneut ein Rekordergebnis, der Vorjahreswert wurde um knapp zwölf Prozent übertroffen. Damit hat sich der Hotel-Anteil am gesamten Transaktionsvolumen in Deutschland seit dem Jahr 2012 von fünf auf neun Prozent erhöht, errechnete CBRE. Der deutsche Hotelinvestmentmarkt ist der größte in Europa.

Die Hotels sind gut ausgelastet. Das liegt vor allem an der Beliebtheit von Städtereisen

Deutsche Anleger waren nur mit etwa 40 Prozent am Transaktionsvolumen beteiligt, sie waren jedoch für 65 Prozent aller Verkäufe verantwortlich. Insbesondere bei den großen Paketinvestments kamen häufig ausländische Investoren zum Zuge. 40 Prozent aller Einzeltransaktionen (29) wurden in Frankfurt, München, Düsseldorf und Hamburg getätigt. Ein Grund für die positive Entwicklung ist die wachsende Beliebtheit von Städtereisen. "Die aktuellen Zahlen für 2016 deuten in fast allen Städten auf einen erneuten Spitzenwert, angeführt von Hamburg und Düsseldorf mit einem jährlichem Wachstum bei den Übernachtungen zwischen vier und fünf Prozent", so Thorsten Faasch von JLL.

Unter den Häusern, die in neue Hände übergingen, waren zahlreiche bekannte Namen, darunter das Grand Hotel Taschenbergpalais Kempinski in Dresden (verkauft an die RFF Holding im Rahmen eines Joint-Ventures mit der Essener RAG-Stiftung), das Hyatt Regency in Düsseldorf (an den Hotelfonds Primotel Europe) und das Fünfsternehotel Villa Kennedy in Frankfurt (an die GEG German Estate Group). Besonders begehrt war wieder die Viersternekategorie, so die Statistik von Colliers International. Sie konnte 54 Prozent des Transaktionsvolumens (2,8 Milliarden Euro) auf sich vereinen. Mit deutlichem Abstand (19 Prozent) folgten die Dreisternehotels.

Knapp 450 Millionen Euro (neun Prozent) wurden in Hotels im Luxussegment investiert. Ein- und Zweisternehotels hatten einen Anteil von etwa zehn Prozent. 60 Prozent der großvolumigen Engagements wurden von institutionellen Anlegern getätigt. Vermögende Privatpersonen und Private-Equity-Firmen kamen auf 20 Prozent.

Im Hinblick auf die robuste wirtschaftliche Lage, die guten Finanzierungskonditionen und die niedrigen Renditen in anderen Anlageklassen dürfte der deutsche Hotelmarkt auch 2017 sehr dynamisch bleiben, sagt JLL-Experte Faasch. Dazu trage wesentlich auch das Wachstum im Tourismus bei: Im vergangenen Jahr registrierten die Hotels 447,3 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste. Das entspricht einem Plus von drei Prozent.

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