Hoch hinaus:Prima Aussichten

Hamburger Fernsehturm blau beleuchtet

Blau leuchtete der "Telemichel" im März 2007. Damals setzten die Eishockeymannschaft Hamburg Freezers und der Lichtkünstler Michael Batz ein sportliches Zeichen. Seit 2001 ist das Gebäude geschlossen.

(Foto: Maurizio Gambarini/dpa)

Der Hamburger Fernsehturm ist seit vielen Jahren nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. Nun könnte er bald wiedereröffnet werden.

Von Sabine Richter

Viele Hamburger und unzählige Touristen können sich noch gut an den Fernsehturm erinnern, an Kaffee und Kuchen mit spektakulärem Blick über die Stadt im Restaurant, das sich pro Stunde einmal um die eigene Achse drehte, später auch an die Bungeejumper, die sich von hier in die Tiefe stürzten. Doch seit Januar 2001 ist das Gebäude, 1966 bis 1968 in Stahlbetonbauweise für 57,2 Millionen D-Mark errichtet, geschlossen, unter anderem wegen Asbestbelastung.

Immer wieder gab es Versuche, den 1968 eröffneten "Telemichel", offiziell nach dem Physiker Heinrich-Hertz-Turm genannt, wiederzueröffnen. Verschiedene Gruppen entwickelten unterschiedlichste Visionen, wie das Hamburger Wahrzeichen, mit 278,5 Metern das höchste Gebäude der Stadt, wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden könnte.

Die architektonisch spektakulärste Vision kam vom dänischen Architekten Christian Bay-Jørgensen. Er plante, eine Hülle um den Turm zu bauen, der zusätzlich als Hotel dienen sollte. Der Winzer Heinfried Strauch, der in Rheinland-Pfalz ein Weingut betreibt und in Hamburg mehrere Weinläden besitzt, will den Turm wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen. Strauch hatte im Fernsehturm den 30. Geburtstag seiner Frau gefeiert, offensichtlich ein bleibendes Erlebnis. 2015 wurde die Stiftung "Fernsehturm - Hamburg Aufwärts" gegründet und mit Fachleuten solide besetzt. Nach einem hoffnungsvollen Start - die Stiftung hatte von der Besitzerin des Turms, der Telekom-Tochter Deutsche Funkturm GmbH, DFMG, bereits einen Pachtvertragsentwurf erhalten und das Bezirksamt der Arbeitsgemeinschaft einen positiven Bauvorbescheid erteilt - ging die Sache schief. Die DFMG widerrief die Absichtserklärung. Auch alle anderen, recht leidenschaftlichen Pläne scheiterten - am Denkmalschutz, an der baulichen Umsetzbarkeit und den hohen Sanierungskosten in Höhe von geschätzten 37 Millionen Euro.

Doch vor Kurzem kam die sensationelle Nachricht, dass der Haushaltsausschuss des Bundestages die Hälfte davon, circa 18,5 Millionen Euro, für die Revitalisierung des Fernsehturms bewilligt hat. Die andere Hälfte soll von der Stadt kommen. Allerdings müssen die Mittel über mehrere Jahre verteilt im Hamburger Haushalt veranschlagt werden. Dafür ist ein Beschluss der Bürgerschaft notwendig. Hohe Investitionen sind vor allem in den Brandschutz und die Erneuerung der Aufzüge notwendig. Die Wiedereröffnung soll im Jahr 2021 erfolgen, so die Pläne.

Das 279,2 Meter hohe Bauwerk könnte viele Touristen anlocken. Das passt der Stadt ins Konzept

Hamburger Politiker rechnen mit 700 000 Besuchern pro Jahr. Damit ist das Bauwerk von hohem touristischen Interesse und passt ideal ins Konzept des neuen Hamburg, an dem der Senat arbeitet. Dies umso mehr, als die Tourismusbeauftragten neue Ziele jenseits von Alster und Elbe suchen und das Umfeld des Fernsehturms städtebaulich und gastronomisch aufgewertet wurde. Ein Besuch des Turms ließe sich mit einem Abstecher zur Rindermarkthalle oder zur Gastro-Meile verbinden.

Entsprechend stolz reagierten diejenigen, die sich für die Wiedereröffnung starkgemacht hatten, darunter die Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs und Rüdiger Kruse sowie der damalige Leiter des zuständigen Bezirksamts und heutige SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Markus Schreiber. Auch der Senat begrüßte die Entscheidung: Mit der Finanzzusage aus Berlin gebe es nun die Grundlage, um eine ordentliche Planung aufzunehmen und ein tragfähiges Betriebskonzept für die öffentlichen Bereiche zu entwickeln, erklärte Staatsrat Christoph Krupp, der Chef der Senatskanzlei.

Der Fernsehturm ist, wenn auch eingeschränkt, nach wie vor Träger von Telekommunikations- und Sendeeinrichtungen. Zwei Ebenen sollen als Aussichtsplattform und, wie vor der Schließung, für Gastronomie genutzt werden. Da die Stadt weder als Betreiber noch als Pächter für Drehrestaurant und Aussichtsplattform auftreten will, muss die DFMG in Abstimmung mit der Stadt einen Betreiber finden, der Erfahrung mit derartigen Objekten hat.

Der Bezirk Mitte ist mit potenziellen Interessenten im Gespräch, darunter die TV Turm Alexanderplatz Gastronomiegesellschaft mbH, die bereits den Berliner Fernsehturm mit 1,3 Millionen Besuchern pro Jahr betreibt. Dietmar Jeserich, Pressebeauftragter für den Berliner Fernsehturm, bestätigte die Verhandlungen allerdings nicht. Auch Telekom-Sprecherin Stefanie Halle sagt nichts zu den Chancen für eine baldige Wiedereröffnung: "Wir haben abzuwarten, wie die Stadt sich bezüglich der noch fehlenden Finanzierung äußert." Definitiv seien jedoch die Chancen für eine Wiedereröffnung höher als bei allen bisherigen Ansätzen.

"Wir sind mit der DFMG im Gespräch. Wie die meisten Hamburger würden wir es begrüßen, wenn der Fernsehturm wieder für Besucher geöffnet wäre", sagte Senatssprecher Jörg Schmoll.

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