Hilfe vom Genossenschaftsverbund:Erste Hilfe für die Ärztebank

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Die Finanzkrise hat die Apotheker- und Ärztebank in Bedrängnis gebracht. Jetzt braucht das Institut einmal mehr die Hilfe der Genossenschaftsbanken.

Caspar Dohmen und Martin Hesse

Das größte genossenschaftliche Kreditinstitut, die Apotheker- und Ärztebank (Apobank), muss erneut gestützt werden. Die Apobank kündigte am Freitagabend einen umfassenden Sanierungsplan an. Sie hatte sich in der Finanzkrise mit riskanten Wertpapieren verspekuliert. Risikovorstand Herion muss gehen.

Die Apotheker- und Ärztebank braucht Hilfe von den Genossenschaftsbanken. (Foto: Foto: dpa)

Die Apobank hatte in der Vergangenheit hohe Beträge in strukturierte Finanzprodukte investiert, die in der Krise stark an Wert verloren haben und jetzt noch mit 5,4 Milliarden Euro in der Bilanz stehen. Zum Jahresende muss die Bank einen weiteren niedrigen dreistelligen Millionenbetrag auf diese Wertpapiere abschreiben. Um die Stabilität der Apobank nicht zu gefährden, wird die Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) dem Institut weitere Garantien gewähren. Finanz- und Risikochef Günther Herion wurde gefeuert.

Bereits im August hatten die Genossen ihrem größten Mitgliedsinstitut mit Garantien über 150 Millionen Euro unter die Arme gegriffen. Schon kurz nach Beginn der Finanzkrise im Herbst 2007 hatte es Spekulationen gegeben, die Apobank könnte von den Problemen betroffen sein, die vom amerikanischen Immobilienmarkt ausgingen. Sie hatte wie andere Kreditinstitute überschüssige Mittel in komplizierte Wertpapiere gesteckt, hinter denen letztlich eine große Zahl von Krediten steckt, die in der Krise stark an Wert verloren.

Staatshilfe abgelehnt

Die Apobank hatte viele Jahre lang mit ihren mehr als 325.000 Kunden gut verdient. Sie hat bei ihrer wichtigsten Zielgruppe, den Medizinern und Apothekern, mehr als 60 Prozent Marktanteil. Doch die Investitionen in das Kreditersatzgeschäft wurden ihr wie auch den Landesbanken und vielen privaten Finanzkonzernen zum Verhängnis. Außer der DZ Bank, dem Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken, hatte bislang keine genossenschaftliche Bank diese Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Staatliche Hilfen lehnen die Genossen bislang ab.

In diesem Sommer hatte der neue Vorstandschef der Apobank, Herbert Pfennig, erstmals Probleme mit den toxischen Wertpapieren eingeräumt. Er kündigte damals an, die Risiken genau prüfen zu wollen. Jetzt hat der Vorstand ein Sechs-Punkte-Programm verabschiedet, um die Bank zu sanieren. Bis 2014 will die Apobank das Portfolio von 5,4 Milliarden Euro auf etwa 2,5 Milliarden Euro reduziert haben. Wie viel noch in diesem Jahr abgeschrieben wird, soll erst Anfang 2010 veröffentlicht werden. Die Verhandlungen darüber laufen noch. Ein Verlust soll in diesem Jahr unter dem Strich nicht entstehen, weil die Bank nach eigenen Angaben im laufenden Geschäft noch immer profitabel ist.

In Finanzkreisen wird der operative Gewinn auf etwa 300 Millionen Euro taxiert, er dürfte jedoch durch Abschreibungen und Risikovorsorge aufgefressen werden, heißt es in den Kreisen. Die Apobank selbst kündigte an, sie werde eventuelle Verluste durch einen Griff in die Rücklagen von 700 Millionen Euro ausgleichen.

Stark gelitten

Um das Kapital zu stärken springt zudem die Sicherungseinrichtung der Genossenschaftsbanken mit einer Garantie ein. Die Apobank wollte auf Nachfrage keine Angaben über die Höhe und Zeitdauer der Garantien machen. Nur so viel verriet eine Sprecherin, die angestrebten Zielquoten beim Kapital würden erreicht. Es habe keinen Druck der Finanzaufsicht gegeben, sagte sie. Am 20. Dezember liefen bisherige Garantien des genossenschaftliches Verbandes über 150 Millionen Euro aus, ergänzte die Sprecherin. Die neuen Garantien sollen nach Angaben in Finanzkreisen deutlich höher liegen, aber noch im unteren dreistelligen Millionenbereich.

Das Kapital der Apobank hatte unter der Krise stark gelitten, die Kernkapitalquote - wichtigster Maßstab für das Kapitalpolster einer Bank - sank bis Ende des ersten Halbjahres auf 6,4 Prozent, im Branchenvergleich ein niedriger Wert. Daher will die Bank "sämtliche Optionen zur Reduzierung der Eigenkapitalbindung abarbeiten". Was das bedeutet, erläuterte sie nicht. Die Kernkapitalquote soll dann bei sieben Prozent liegen, selbst wenn Ratingagenturen die Bonität von Wertpapieren der Bank herabstuft.

Risikovorstand Günther Herion muss das Düsseldorfer Bankhaus verlassen, seinen Arbeitsplatz hat er dem Vernehmen nach bereits geräumt. Unter seiner Ägide hatte die Apobank das Portfolio von riskanten Papieren aufgebaut. Offiziell teilte die Bank mit, man habe sich in gegenseitigem Einvernehmen getrennt. Aber es ist ein offenes Geheimnis, dass der neue Chef Pfennig bei der Apobank aufräumt. Weitere personelle Konsequenzen soll es vorerst jedoch nicht geben. Das Institut habe keinen früheren Vorstand in Regress genommen, sagte eine Sprecherin.

© SZ vom 28.11.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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