Hamburger Sparkasse:Die wundersame Läuterung

War da was? Die Haspa, Deutschlands größte Sparkasse, hat mit Verstößen gegen den Datenschutz schockiert. Jetzt schaut der Chef so nett wie ein Sparschwein

Kristina Läsker

Mit welchen Worten eröffnet man eine Bilanzkonferenz, wenn die Geschäfte zuletzt phantastisch gelaufen sind, doch die Firma immer wieder in die Schlagzeilen geriet - weil sie die Datenschutzrechte der Kunden massiv verletzt hatte?

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Was solch ein Chip verbirgt wussten dank der Haspa mehr Leute, als einem Kunden lieb sein kann.

(Foto: ddp)

Harald Vogelsang wählt am Donnerstag den frontalen Angriff und erklärt das Ganze zu einem Missverständnis. Es sei, so beginnt der Chef der Hamburger Sparkasse (Haspa), ein "nicht ganz richtiges Bild" entstanden. Eines, "das uns nicht gerecht wird". Oder kurz: Eigentlich ist die Haspa ganz anders.

Tatsächlich hat der Ruf von Deutschlands größter Sparkasse massiv gelitten: Ende November hatte die Hamburgische Datenschutzbehörde das Kreditinstitut zu einem ungewöhnlich hohen Bußgeld verdonnert. 200.000 Euro musste die Haspa zahlen, weil sie gegen den Datenschutz verstoßen hatte.

Die Liste der Verwürfe ist lang: Da durften externe Berater auf Kontodaten zugreifen, ohne dass Kunden dies erlaubt hätten. Jahrelang erstellte die Sparkasse geheime Psychoprofile ihrer Kunden und nutzte Methoden der Hirnforschung. Im Herbst warb die Haspa dann ganz unverhohlen in Grundschulen für Kinder-Girokonten.

Alles passé, betont Vorstandssprecher Vogelsang und schaut dabei so nett wie das dicke rote Sparschwein, das die komplette Ecke des Konferenzraumes ausfüllt. So seien die umstrittenen Psychoprofile inzwischen abgeschafft und die Beratung verbessert worden. Ein neuer Leitfaden werde dafür sorgen, dass Kunden "individueller und gesamtheitlicher" beraten würden. Auch die Zeit der umstrittenen freien 80 Berater sei vorbei: 65 von ihnen würden 2011 fest angestellt.

"Wir versuchen das ganz sensibel"

Schließlich sei auch mit den üppigen Provisionen für neue Verträge Schluss. "Der Datenschutz muss kompromissloser eingehalten werden", so Vogelsang und verspricht, mit der Datenschutzbehörde zu kooperieren. Überwachen soll die schöne neue Welt der Sparkasse ein Team aus neun Mitarbeitern. Diese arbeiten im Bereich Qualitätsmanagement und berichten direkt an den Vorstand. "Unsere Qualitätsoffensive geht weiter", beteuert Vogelsang.

Doch die wundersame Läuterung der Sparkasse könnte weit langsamer ablaufen als geschildert. Dafür gibt es gute Gründe: Zeigt doch die Vielzahl der Verstöße, dass sich zunächst die Einstellung von vielen der 5600 Mitarbeiter gegenüber ihren Kunden ändern muss. Und das kann dauern. "Ein Kulturwandel lässt sich nicht mit Hau-Ruck-Methoden erzielen", sagt auch Vogelsang. "Wir versuchen das ganz sensibel."

Außerdem haben die Skandale zwar den Vorstand aufgerüttelt, finanziell geschadet haben sie kaum. Das zeigt die Jahresbilanz. So kletterte der Jahresüberschuss 2010 um fast ein Drittel auf 79 Millionen Euro. Angesichts des Aufschwungs erhöhte sich die auch Bilanzsumme um zwei Prozent auf 38,2 Milliarden Euro.

Angriff als beste Verteidigung

Selbst die Kunden sind der Haspa trotz öffentlicher Schelte treu geblieben: Es habe sicherlich vereinzelte Abgänge wegen der Datenschutzaffäre gegeben, sagt Vogelsang. Insgesamt hat das Institut aber zulegt: 2010 gewann die Haspa etwa 27.000 neue Kunden.

Und weil der, der attackiert wird, am besten von sich selbst ablenkt, spart der Haspa-Chef nicht mit scharfen Worten für die Konkurrenz: Er könne sich grün und gelb ärgern, weil die staatlich unterstützte Commerzbank mit kostenlosen Girokonten und einem Bonus von 50 Euro werbe, aber gleichzeitig die staatlichen Einlagen nicht verzinse.

Das verschaffe dem Rivalen einen Wettbewerbsvorteil von 1,5 Milliarden Euro jährlich, wettert Vogelsang. "Das ist nicht in Ordnung und muss schnellstmöglich abgestellt werden." Das lässt sich auch von den jüngsten Verstößen der Haspa sagen.

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