Griechenland und der Euro:Geheimnisverrat in Berlin erzürnt Euro-Staaten

Die Wut in den Euro-Ländern ist groß: Ein deutscher Informant soll Inhalte eines vertraulichen Ministertreffens durch gezielte Indiskretionen nach außen getragen haben. Es seien immer wieder deutsche Quellen, durch die Spekulationen angeheizt würden, kritisieren die Partner der Währungsunion.

Cerstin Gammelin und Markus Zydra

Nach dem geheimen Treffen einiger Euro-Länder am vergangenen Freitag in Luxemburg wächst der Ärger über den Umgang deutscher Politiker mit der Krise in Griechenland. "Irgendjemand in Berlin streut in unerträglicher Unverantwortlichkeit vertrauliche Informationen", sagte ein hochrangiger Vertreter der Euro-Länder der Süddeutschen Zeitung: "Dadurch werfen sie Griechenland und den Euro den Spekulanten zum Fraß vor."

A statue of ancient philosopher Socrates is seen opposite a Greek flag in Athens

Vertreter aus Euro-Ländern sind "besorgt" über die politische Schwäche Berlins. Die Währungsgemeinschaft sei nur dann stark, wenn auch Deutschland stark sei. Offensichtlich gelinge es der Bundesregierung nicht, das griechische Problem geeint zu lösen, heißt es.

(Foto: REUTERS)

Das Krisentreffen, auf dem über die Lage in dem von hohen Schulden, Arbeitslosigkeit und schwerer Rezession geplagten Land sowie weitere Hilfen diskutiert wurde, sei durch eine gezielte Indiskretion bekannt geworden. Das deutsche Nachrichtenportal Spiegel Online hatte noch vor dem letzten Börsenschluss in Europa berichtet, Griechenland erwäge, aus der Euro-Zone auszutreten. Dazu finde ein geheimes Treffen statt.

Nach Angaben der Regierung in Athen wurde der Bericht trotz eines klaren Dementis veröffentlicht. Durch den Bericht verlor der Euro an den US-Börsen zeitweise bis zu drei Cent gegenüber dem Dollar. Die Risikoaufschläge für langfristige griechische Papiere stiegen weiter an.

Der Ärger in der Gruppe der 17 Euro-Länder ist groß. Es seien immer wieder deutsche Quellen, die vertrauliche Informationen weitergäben und Spekulationen anheizten. "In Deutschland gibt es Personen, die absichtlich Gerüchte und Halbwahrheiten streuen", so ein Kritiker. "Sie handeln entweder verantwortungslos oder verfolgen eine eigene Agenda, wobei Letzteres natürlich eine Katastrophe wäre", hieß es weiter.

Auch Vertreter eines anderen großen Euro-Landes zeigten sich "besorgt" über die Schwäche Berlins. Die Währungsgemeinschaft sei nur dann stark, wenn auch Deutschland stark sei. Offensichtlich gelinge es der Bundesregierung nicht, das griechische Problem geeint zu lösen. Auch hohe Repräsentanten der Europäischen Zentralbank (EZB) warnten, die Rettung Griechenlands werde "immer teurer". In den Depots der EZB liegen griechische Anleihen im Wert von vielen Milliarden Euro, die im Falle einer Pleite abgeschrieben werden müssten.

Als Lügner dagestanden

Für das Treffen vom vergangenen Freitag war bis zum Börsenschluss in den USA Stillschweigen vereinbart worden, sagte einer der Teilnehmer. So sollten Spekulationen an den Märkten vermieden werden. Alle Beteiligten hätten sich daran gehalten, bis auf Berlin. Damit sei es unmöglich geworden, in Ruhe über Griechenland zu beraten. Und all diejenigen, die sich an das Stillschweigen hielten, seien als Lügner dagestanden.

Am Treffen hatten auf Einladung von Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker die Finanzminister aus Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien sowie Vertreter der EU-Kommission und der EZB teilgenommen. Die Indiskretionen sollen kommende Woche besprochen werden, wenn sich die Finanzminister aller 17 Euro-Länder in Brüssel treffen.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hegt die britische Ratingagentur Fitch immer größere Zweifel an der Kreditwürdigkeit Griechenlands. In wenigen Tagen werde die Agentur deshalb die Bonitätsnote für griechische Staatsanleihen auf die Stufe "B" herabsenken, heißt es in Finanzkreisen. Fitch wollte sich dazu nicht äußern. Damit wäre Griechenland so kreditwürdig wie die Seychellen und die Ukraine. Die amerikanische Ratingagentur Standard & Poor's hat die Kreditwürdigkeit Athens bereits am Montag um zwei Stufen von "BB-" auf "B" herabgesetzt und noch schlechtere Noten angekündigt.

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