Griechenland-Krise:"Der Austritt aus dem Euro wäre das kleinere Übel"

Die Debatte um Griechenland ebbt nicht ab: Nun fordert Ifo-Chef Hans-Werner Sinn die Abschaffung des Euro in dem hochverschuldeten Land - nur so könnte es wieder wettbewerbsfähig werden.

Der Chef des Münchener Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, hat sich für die Abschaffung des Euro in Griechenland ausgesprochen. "Der Austritt aus dem Euro wäre das kleinere Übel", sagte Sinn in einem Zeitungsbericht.

Unternehmerportraet: Hans-Werner Sinn

Hans-Werner Sinn, Präsident des Münchener Ifo-Instituts, fordert den Euro-Austritt Griechenlands.

(Foto: dapd)

Zuvor hatte die Geheimnistuerei um ein Treffen einiger Euro-Länder zum Thema Griechenland für Ärger gesorgt. Zunächst stritten Verantwortliche sogar ab, dass überhaupt in Luxemburg geredet wurde. Nach den Beratungen trat Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker dann doch höchstpersönlich vor die Journalisten und versuchte, beruhigende Signale zu senden: Ein möglicher Austritt des südeuropäischen Landes aus der Euro-Zone sei bei der Zusammenkunft kein Thema gewesen.

Top-Ökonom Sinn ist da direkter: "Wenn Griechenland aus dem Euro austräte, könnte es abwerten und wettbewerbsfähig werden", erklärte er in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. "Aber es gäbe freilich sofort einen Bank-Run, und die Banken wären pleite." Diese müsste man dann mit Hilfe der EU neu aufstellen.

Eine interne Abwertung beurteilt er als wesentlich gefährlicher: "Wenn Griechenland dagegen eine sogenannte interne Abwertung in dem nötigen Umfang von 20 bis 30 Prozent im Euroraum durch Kürzung von Löhnen und Preisen versuchte hinzukriegen, geriete es an den Rand des Bürgerkriegs", sagte Sinn weiter. "In diesem Fall gingen die Banken auch pleite, weil die Firmen der Realwirtschaft pleite gingen und ihre Bankkredite nicht zurück zahlen könnten."

Sei Fazit: "Kurzum, die Banken sind so oder so pleite. Doch bei einer internen Abwertung im Euroraum gibt es zudem noch ein Massensterben der Firmen der Realwirtschaft."

Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) will dagegen einen Euro-Austritt Griechenlands verhindern. Auch Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle lehnt einen Ausstieg Griechenlands aus der Euro-Zone ab.

Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou hatte am Samstag Spekulationen über eine mögliche Abschaffung des Euro in seinem Land sogar als "fast schon kriminell" bezeichnet. "Kein solches Szenario wurde jemals diskutiert, nicht einmal inoffiziell", sagte er. Sein Land solle in Ruhe gelassen werden, damit es den eingeschlagenen Spar- und Reformkurs zu Ende führen könne.

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