Goldreserven:Verbotener Schatz

Es gehört zu den festen Konstanten der Finanzpolitik, dass Politiker in unregelmäßigen Abständen versuchen, die Goldreserven der Bundesbank anzuzapfen. Sobald es Probleme im Haushalt gibt, und die gibt es eigentlich immer, erinnern sich die jeweils Regierenden an den großen Schatz, den die Frankfurter in ihren weltweit verstreuten Tresoren hüten.

Guido Bohsem

So auch dieses Mal. Weil der Weg zum ausgeglichenen Bundeshaushalt im Jahr 2011 durch die Folgen der weltweiten Finanzkrise und die Ausgabenpläne der großen Koalition immer schwieriger wird, war es nur eine Frage der Zeit, bis die Debatte über das Frankfurter Gold erneut aufkam.

Derzeit sind die Begehrlichkeiten vor allem aus zwei Gründen enorm. Zum einen treibt der hohe Goldpreis den Wert der Reserven auf immer neue Rekordstände. Etwa 65 Milliarden Euro sind sie nach dem derzeitigen Kurs wert. Zum anderen drängt die Zeit. Denn 2009 läuft das Abkommen aus, nach dem die Bundesbank pro Jahr 120 Tonnen des Edelmetalls verkaufen darf. Will man also den Frankfurter Goldschatz für den Haushalt nutzen, muss man sich bald dafür entscheiden.

Allein, die Bundesbank hat von der Verkaufsoption bislang so gut wie keinen Gebrauch gemacht. Sie wird es aller Voraussicht nach auch nicht mehr tun. Auch hierfür gibt es zwei Gründe. Erstens hält es die Führung der Zentralbank grundsätzlich für falsch, der Politik mit ihren Reserven kurzfristig aus der Patsche zu helfen. Zweitens - und das ist entscheidender - wäre es gerade in Krisenzeiten ein falsches Zeichen, würde die Bundesbank ihre Goldbestände deutlich reduzieren und damit den Preis des Metalls gefährden, das den Anlegern derzeit als einer der wenigen sicheren Häfen gilt.

© SZ vom 31.03.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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