Goldman Sachs:Krise? 100 Millionen Gewinn an einem Tag

Tag für Tag hat Goldman Sachs in den vergangenen Monaten Millionen gescheffelt - oft 100 Millionen Dollar. Doch die Klage der US-Börsenaufsicht könnte teuer werden.

In diesen Tagen hat die US-Investmentbank Goldman Sachs eine Menge Ärger. Die US-Börsenaufsicht SEC und die Justiz beschäftigen sich mit den Praktiken der Finanzspezialisten aus Manhattan.

Goldman, dpa

Goldman Sachs spekulierte auf einen Verfall der Immobilienpreise. Goldman Sachs sei dieser Entwicklung "natürlich nicht aus dem Weg gegangen", schrieb Bankvorstand Lloyd Blankfein 2007 in einer E-Mail an die Belegschaft.

(Foto: Foto: dpa)

Doch je dunkler die Wolken auch sein mögen - das Handelsgeschäft der Bank im Zwielicht läuft so gut wie nie zuvor.

Zum ersten Mal überhaupt hat die Bank an jedem einzelnen Geschäftstag im ersten Quartal im Handel Geld verdient. An 35 der 63 Arbeitstage hat sie sogar über 100 Millionen Dollar Profit gemacht - und nie weniger als 25 Millionen.

199 Millionen Dollar Gewinn täglich - von solchen Zahlen träumt selbst Josef Ackermann, erfolgsverwöhnter Chef der Deutschen Bank. Die Geldschwemme der "Goldmänner" ergibt sich aus einem Bericht, den das unter Betrugsverdacht stehende Institut bei der SEC eingereicht hat.

Goldman begründete den Erfolg mit ihrem robusten Risikomanagement und den boomenden Märkten in den ersten drei Monaten des Jahres. Natürlich profitiert die Bank auch davon, dass die Zahl der Mitbewerber sich in der Finanzkrise drastisch reduziert hat. Hier scheffelt sich ein Krisengewinnler reich.

Rücktritt? Keinesfalls!

Diese neuesten Zahlen dürften nicht dazu beitragen, die Kritiker von Goldman zum Schweigen zu bringen und könnten Politikern neue Munition liefern.

Die SEC hat die Bank Mitte April angeklagt und wirft ihr vor, vom Absturz der Hypothekenmärkte profitiert zu haben. Betroffen von dem Schaden, der auf rund eine Milliarde Dollar geschätzt wird, ist auch die deutsche IKB.

Goldman kündigte in einem Schreiben an die SEC außerdem an, dass es im Zuge der Betrugsvorwürfe zu weiteren Klagen kommen könnte. Es sei davon auszugehen, dass weitere Aktionäre gegen Goldman vorgingen, hieß es. Die Behörde hat die Investmentbank am 16. April angeklagt und wirft ihr vor, Anlegern bewusst wichtige Informationen über ein komplexes Investmentprodukt vorenthalten zu haben.

Die Beilegung der Klagen könnte Goldman Milliarden kosten. Allerdings schwanken die Schätzungen der Analysten enorm. Die einen rechnen mit einer Milliarde Dollar, die Goldman womöglich zahlen muss - andere hingegen mit fünf Milliarden Dollar, berichtet das Wall Street Journal.

Das sind zwar keine Größenordnungen, über die sich Goldman ernsthaft Gedanken macht, dennoch könnten die Zahlungen das Ergebnis der Bank in größerem Umfang belasten.

Die Aktionäre sind jedenfalls alarmiert. Die Papiere der Bank haben seit den Anschuldigungen der SEC gut 20 Prozent ihres Wertes eingebüßt. Entsprechend wurden mehr als 20 Milliarden Dollar an Börsenwert ausradiert.

Bank-Chef Lloyd C. Blankfein bleibt zumindest nach außen hin ungerührt. Er räumte zwar bei dem Aktionärstreffen der Bank am vergangenen Freitag ein, dass die vergangenen Wochen "schwierig und enttäuschend" waren, doch die Rücktrittsaufforderung einer Aktionärin tat er mit einem Lächeln ab.

"Ich habe nicht die Absicht, am Montag zurückzutreten", sagte Blankfein. Auf ihre Nachfrage, ob er dann bis zum Ende des Monats seinen Hut nähme, antwortete der Goldman-Chef: "Derartige Pläne habe ich derzeit nicht."

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