Goldman Sachs: Immobilienblase:Späte Reue

Goldman Sachs gerät immer stärker unter Druck - jetzt rudert der Chef der US-Investmentbank zurück, zumindest ein wenig: Lloyd Blankfein hat eine Mitschuld seines Instituts an der Immobilienblase eingeräumt.

Gravierender Meinungsschwenk: Zuerst hatte Lloyd Blankfein, Chef der wegen Betrugs angeklagten US-Großbank Goldman Sachs, die Mitschuld seines Instituts an der Spekulationsblase auf dem US-Immobilienmarkt beharrlich abgestritten. Nun räumt er aber ein: "Wir haben einen Beitrag zu der Blase geleistet".

Lloyd Blankfein, Foto: dpa

Zerknirscht - zumindest ein bisschen: Lloyd Blankfein, Chef der Investmentbank Goldman Sachs, bekennt sich zur Mitschuld seiner Bank an der Finanzkrise.

(Foto: Foto: dpa)

Goldman Sachs habe Geld an Regierungen von US-Bundesstaaten oder Kommunen verliehen, an Unternehmen und Immobilienprojekte und dadurch zu deren Verschuldung beigetragen. Auch Verbraucher hätten sich in den vergangenen Jahren überschuldet. In diesem Zusammenhang habe Goldman Sachs eine Rolle gespielt, sagte Blankfein dem US-Nachrichtensender CNN.

Betrugsklage von der SEC

Die Spekulationsblase am US-Immobilienmarkt in den vergangenen Jahren gilt als Auslöser der US-Immobilienkrise und der weltweiten Finanzkrise. In den Jahren nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York herrschte in den USA eine Niedrigzinsphase. Auch viele Privatleute bauten in dieser Zeit Häuser, die Preise für Immobilien schienen unaufhaltsam zu steigen.

Ab 2007 begannen die Preise dann aber zu stagnieren oder brachen ein. Die Immobilienblase platzte. Da viele US-Hypotheken als Wertpapiere weltweit weiterverkauft worden waren, die mit dem Platzen der Blase ebenfalls an Wert verloren, begann die internationale Finanzkrise.

Gegen Goldman Sachs hatte im Zusammenhang mit der US-Immobilienkrise die Finanzaufsicht SEC Mitte April eine Betrugsklage eingereicht. Die SEC wirft der Großbank vor, Kunden weltweit bei Finanzgeschäften "wesentliche Informationen" vorenthalten zu haben.

Erste Schadenersatzklagen

Die US-Investmentbank habe sogenannte verbriefte Hypothekenkredite mit Hilfe eines Hedgefonds aufgelegt, der gleichzeitig auf den Wertverlust der Papiere spekuliert haben soll. Investoren sollen rund eine Milliarde Dollar verloren haben. Zu den Anlegern, die mit Goldman-Geschäften viel Geld verloren, gehörte auch die ehemals bundeseigene Mittelstandsbank IKB.

Ende April hatte sich ein Senatsausschuss mit dem Fall befasst. Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein und sechs weitere Banker seines Hauses mussten sich den Fragen der Politiker stellen. Sie bestritten damals kategorisch, gegen die Interessen ihrer Kunden gehandelt zu haben.

Goldman Sachs steht unter enormen Druck. Schon sind die ersten Schadenersatzklagen von Anlegern eingegangen. Der Börsenkurs brach nach Bekanntwerden der Betrugsvorwürfe ein. Banker sprechen von einem politisch motivierten Verfahren. US-Präsident Barack Obama versucht derzeit, mit seiner Finanzmarkt-Reform die Banken stärker unter Kontrolle zu bringen und eine neue Krise zu verhindern.

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