Gold: Krisensicheres Edelmetall:Glanz im Depot

Der Goldpreis steigt und steigt, denn bei den Anlegern ist das Edelmetall heißbegehrt. Es gibt viele Wege, in Gold zu investieren - wichtig ist dabei allerdings das Motiv.

Simone Boehringer

Gold ist in aller Munde und der Preis für die Feinunze (31,1 Gramm) des Edelmetalls jagt von Rekord zu Rekord. Zu diesem Kursfeuerwerk haben über das vergangene Jahr zunehmend auch private Investoren beigetragen.

Gold: Krisensicheres Edelmetall: Goldbarren eignen sich besonders für Anleger, die Banken und dem Finanzsystem als solches extrem misstrauisch gegenüberstehen.

Goldbarren eignen sich besonders für Anleger, die Banken und dem Finanzsystem als solches extrem misstrauisch gegenüberstehen.

(Foto: Foto: Reuters)

Neben der Schmuckindustrie und neuerdings auch einigen Zentralbanken gehören Anleger längst zu den wesentlichen Nachfragern von Gold. Zählt man etwa alle physisch hinterlegten Publikumsfonds für Gold zusammen, verfügen Privatleute mit rund 1700 Tonnen schon über mehr Goldbestände als die Zentralbanken in China oder der Schweiz.

Wer sich mit dem Gedanken trägt, einen Teil seines Ersparten in das glänzende Edelmetall zu investieren, sollte sich vorher vor allem eine Frage stellen: Wozu investiere ich in Gold? Wer nur an möglichen weiteren Kursgewinnen partizipieren will, kann in Zertifikate oder auch in Goldminen-Aktien investieren.

Steht der Inflationsschutz im Vordergrund, bieten sich in erster Linie ebenfalls Zertifikate oder auch Goldfonds an. Wobei hier die Verwaltungs- und andere Gebühren oft einen Teil der Wertentwicklung auffressen.

Wer sogar ernsthaft das Risiko eines Zusammenbruchs des Finanzsystems für möglich hält, muss sich das Edelmetall physisch besorgen oder auf Anlageprodukte setzen, die das verbriefte Gold physisch hinterlegen. Die Süddeutsche Zeitung zeigt Chancen und Risiken der einzelnen Investitionsmöglichkeiten auf:

Barren und Münzen

Das ist die einfachste Form, um in Edelmetalle zu investieren. Erhältlich sind Goldmünzen und auch Barren in den meisten größeren Bankfilialen oder bei Edelmetallhändlern. Auch Online-Bestellungen sind oft möglich.

Ein Preisvergleich zwischen den diversen Anbietern sowie auch zwischen den Münzprägungen lohnt auf jeden Fall. Denn die Aufgelder auf den reinen Goldpreis, die die Münzhersteller und -händler für Transport, Versicherung und Präge- beziehungsweise Herstellungskosten in Rechnung stellen, variieren enorm.

Barren und Münzen eignen sich vor allem für Anleger, die Banken und dem Finanzsystem als solches extrem misstrauisch gegenüberstehen und auch einen Zusammenbruch des Geldsystems nicht ausschließen. Sie sollten dann allerdings konsequenterweise auch überlegen, ihr Gold außerhalb des Bankensektors zu lagern, etwa im eigenen Tresor, dem einer Einkaufsgemeinschaft oder eines unabhängigen Edelmetallhauses.

Wer seine Bestände in einem Bankschließfach aufbewahrt, muss im Falle einer Institutspleite nach Einschreiten der Bankenaufsicht einige Tage warten, bis er Zugriff auf sein Tresorfach bekommt. Die Bestände im Schließfach fallen aber nicht in die Insolvenzmasse, sie sind Eigentum des Kunden, nicht des Instituts.

Einkaufsgemeinschaften

Anstatt alleine für sich Gold und Silber zu horten, ist dies auch als Gesellschafter sogenannter Einkaufsgemeinschaften möglich. Weil deren Einkäufe große Volumina erreichen, sind die zu zahlenden Aufgelder für die Anleger in der Regel geringer als für einzelne Investoren.

Gelagert wird das Vermögen meist in einem oder zwei zentralen Tresoren. Die Investoren, die bei ihrem ersten Engagement automatisch Gesellschafter werden, zahlen Verwaltungsgebühren für die Abwicklung der Käufe sowie für die Lagerung der Barren und Münzen.

Goldfonds

Mehr als 1100 Tonnen Gold lagert der mit Abstand größte Goldfonds SPDR Gold Shares für seine Kunden ein. Die kommen vorwiegend aus den Vereinigten Staaten. Hierzulande ist der Fonds wie die meisten seiner Art nicht zum öffentlichen Vertrieb zugelassen.

Grund dafür ist das deutsche Investmentgesetz: Demnach müssen Anlagen in einem Fonds breit gestreut sein. Für Goldfonds heißt das, nicht mehr als 30 Prozent der Mittel dürfen direkt in Barren angelegt sein. Einige wenige in Deutschland zugelassene Fonds wie der Goldport Stabilitätsfonds des Vermögensverwalters Jens Ehrhardt, der DWS Gold plus der Fondstochter der Deutschen Bank oder der Hansagold der Anlagegesellschaft Hansainvest gehen daher einen Umweg.

Sie legen neben dem Direktinvestment in physisches Metall zusätzlich noch Mittel in andere börsengehandelte Fonds (ETF) und Zertifikate an sowie zunehmend auch in andere Edelmetalle wie Silber, Platin, Palladium. Eine solche Ballung von Edelmetallen in einem Fonds wird derzeit von den Aufsichtsbehörden bis zu einem Anteil von etwa 60 Prozent toleriert.

Im Ausland gibt es eine solche Streuungsvorschrift meist nicht. Ein Blick auf einige Schweizer oder Luxemburger Fondsanbieter wie Julius Bär oder die Züricher Kantonalbank kann daher lohnen. Sie investieren bis zu 100 Prozent ihrer Mittel direkt in Gold. Explizit bewerben dürfen hiesige Vermögensverwalter solche Anlagen allerdings nicht. Die Anleger müssen danach fragen.

Wesentlicher Vorteil aller Fondslösungen: Publikumsfonds sind Sondervermögen. Die Insolvenz eines Anbieters berührt das eingesetzte Kapital der Anleger folglich nicht. Für die Verwaltung des Fonds sind allerdings Ausgabeaufschläge und Managementgebühren im üblichen Rahmen zu zahlen.

Gold-ETF und Zertifikate

Viele kritische Anleger wollen gerne physisch in Gold investieren, ohne es zu Hause lagern zu müssen - aus Sicherheitsgründen. Im Notfall, wie etwa vor Jahresfrist bei der Panik im Zuge der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers, wollen die Kunden dann aber "ihr Gold" direkt ausgeliefert bekommen.

Um diese Wünsche miteinander zu kombinieren, müssen Anbieter in Deutschland den Umweg über Zertifikate gehen. Für Fonds sieht das Investmentgesetz nämlich eine direkte Auslieferung der Ware nicht vor. Daher sind einige physisch hinterlegte Goldanlageprodukte hierzulande als Zertifikate konstruiert, versehen mit dem Versprechen, für jeden verkauften Anteil auch wirklich einen entsprechenden Goldanteil zu hinterlegen.

Das Problem dabei: Zertifikate sind rechtlich Inhaberschuldverschreibungen. Geht das diese Papiere herausgebende Institut also pleite, fallen Schuldtitel unweigerlich in die Insolvenzmasse.

Große Anbieter wie die Deutsche Börse Commodities (Xetra-Gold) erklären daher regelmäßig, dass sie ihren Goldbestand ziemlich sicher vor einer Insolvenz schützen. Emittentenrisiko? "Wir haben kaum eine Handvoll Leute. Demgegenüber stehen mittlerweile 35 Tonnen Gold in unseren Tresoren in Frankfurt", erklärt Geschäftsführer Steffen Orben.

Ähnlich argumentiert auch die größte Konkurrenz physisch besicherter Zertifikate, die in London basierte Gesellschaft ETF Securities, die ihre Bestände in einem der größten Goldtresore der Welt überhaupt, bei der Großbank HSBC in London, lagert. Zur Verwirrung trägt bei, dass ETFS das Kürzel ETF im Namen trägt, was im Englischen für börsennotierter Fonds steht, obwohl das Unternehmen eben rechtlich keine Fonds, sondern Zertifikate verkauft.

Neben den physisch gedeckten Schuldtiteln gibt es noch viele herkömmliche Edelmetall-Zertifikate, wie sie manche Anleger von den Aktienmärkten kennen. Diese Titel zeichnen über diverse Termingeschäfte schlicht die Preisentwicklung eines Edelmetalls nach.

Anleger können so am Kursverlauf partizipieren, erwerben aber mit einem solchen Zertifikat keinerlei Anrecht auf Barren oder Münzen. Gerät das herausgebende Institut in eine Schieflage, können die Papiere stark an Wert verlieren oder im schlimmsten Fall einer Insolvenz des Emittenten auch wertlos werden.

Goldminenaktien

Wer Edelmetalle in sein Aktiendepot integrieren möchte, kann dies über den Erwerb von Goldminentiteln tun. Damit vereint ein Investor die Chancen und Risiken zweier Märkte in einer Anlage. Steigen die Aktienmärkte, profitieren die Papiere profitabler Minengesellschaften oft überproportional.

Geht es allerdings bergab an den Börsen, drückt das in der Regel auch die Minenpapiere, selbst wenn gleichzeitig der Goldpreis relativ stabil bleibt. Wer das Minenrisiko breiter streuen möchte, kann statt in Einzelaktien sein Geld auch in Goldminen-Fonds investieren.

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