Gewinner der Finanzkrise:Ethikbanken jubeln über Kundenansturm

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Die Finanzkrise hat viele Bankkunden enttäuscht. Viele suchten sich darum eine neue Bank. Ethisch orientierte Institute profitieren besonders davon.

C. Dohmen

In der Finanzkrise steigt der Zuspruch für grüne Banken. Sowohl die älteste deutsche Ökobank, die Bochumer GLS Bank, als auch die Nürnberger Umweltbank meldeten am Dienstag einen deutlichen Anstieg der Kundenzahlen, Einlagen- und Kreditsummen. So stieg die Kundenzahl der Umweltbank um 10.000 auf 80.000, bei der GLS-Bank um 11.000 auf 73.000 Kunden. Es hätten noch mehr sein können.

Ethische Banker wie die GLS-Bank haben gut Lachen: Sie sind die Gewinner der Finanzkrise. Immer mehr Kunden entscheiden sich für die Alternativ-Institute. (Foto: Foto: dpa)

"Unsere Kapazitäten haben mit dem Kundenandrang nicht mitgehalten", sagte der Vorstandschef der GLS Thomas Jorberg der Süddeutschen Zeitung. Mittlerweile hat die Bank die Mitarbeiterzahl um 51 auf 254 aufgestockt. Beide Institute gehen davon aus, dass der Kundenandrang anhält.

Zunehmend mausern sich die grünen Banken zu einer vollwertigen Alternative und entsprechend häufiger wechseln Kunden mit ihrem ganzen Bankgeschäft.

Ursprünglich war die GLS eine Zweitbank, erst seit dem Jahr 2003 - nach der Übernahme der Ökobank - können Kunden dort auch ein Girokonto unterhalten. Dies nutzen mittlerweile 40 Prozent der Kunden, im Vorjahr waren es erst 33 Prozent. Die Einlagen der Kunden reichten von wenigen Euro bis zu 50 Millionen Euro, sagt Jorberg. Häufiger klopften vermögende Kunden an. Der GLS-Bank-Chef betont, dass alle Kunden gleich behandelt würden.

Positiv sieht Jorberg den Wettbewerb durch neue Anbieter. So forciert die größte europäische Alternativbank, die niederländische Triodos, ihr Deutschlandgeschäft und hat kürzlich ihre Niederlassung ausgebaut. Und mit der Noa-Bank ist vor Kurzem ein gänzlich neuer Anbieter gestartet.

"Früher waren die Ökobanken Solitäre, jetzt bildet sich ein Markt, dies finde ich gut", sagte Jorberg. Die grünen Banken unterscheiden sich, beispielsweise bei der Gewinnerzielung. Hohe Gewinne lehnt man bei der GLS traditionell ab, sie kommt auf einen Bilanzgewinn von gerade einmal 202.000 Euro. Dagegen weist die Umweltbank einen Überschuss von acht Millionen Euro aus.

Bislang sind die grünen Banken noch Zwerge im Bankgeschäft. Etwa ein Prozent der Geldanlagen werden in Deutschland nachhaltig angelegt, schätzen Experten. Gleichzeitig ist das Potential groß: Experten gehen davon aus, dass für etwa 20 Millionen Kunden soziale, ethische oder grüne Aspekte bei der Geldanlage wichtig sein könnten.

© SZ vom 10.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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