Gesundheitssystem:Kranke Kassen

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Die City BKK ist pleite, nun steckt die Vereinigte IKK mit ihren rund 1,7 Millionen Mitgliedern in Finanznot. Viele Kunden sind deswegen verunsichert. Was müssen sie jetzt beachten? Ein Überblick.

Andreas Jalsovec

Nach dem Bankrott der City BKK wird bei einer weiteren Krankenkasse die Finanznot offenbar immer bedrohlicher. Die Vereinigte IKK verhandelt zurzeit mit anderen Innungskrankenkassen über eine Geldspritze. Das bestätigte die Kasse jetzt: Man spreche "mit dem IKK-System über eine freiwillige finanzielle Unterstützung." Es soll um 50 Millionen Euro gehen.

Die Mitglieder der City BKK müssen sich eine neue Krankenkasse suchen. (Foto: dpa)

Die Vereinigte IKK ist mit rund 1,7 Millionen Mitgliedern die zweitgrößte Innungskrankenkasse in Deutschland. Die Düsseldorfer haben schon länger finanzielle Probleme. Man verfüge jedoch "über ausreichend Liquidität und sei handlungsfähig", hieß es. Am 10. Mai will die Kasse den übrigen Innungskrankenkassen ein Sanierungskonzept vorlegen. Danach entscheiden diese, ob sie der Vereinigten IKK mit einer Kapitalspritze helfen. "Die Bereitschaft dafür ist da", sagte ein Sprecher der IKK Classic, der größten Innungskrankenkasse. Es müsse allerdings "gewährleistet sein, dass das Konzept der Vereinigten IKK tragfähig ist. Wir wollen ja nicht jedes Jahr Geld nachschießen."

Erstmals seit der Einführung des Gesundheitsfonds vor zwei Jahren sind Krankenkassen in Finanznot geraten. Das verunsichert viele Kunden. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Warum bekommen die Kassen jetzt Probleme?

Das liegt an der besonderen Struktur der beiden betroffenen Kassen: Sie haben vergleichsweise viele Versicherte in Ballungsräumen, wo Arzt- und Klinikleistungen teuer sind. Gleichzeitig sind bei ihnen wenig junge, zahlungskräftige Mitglieder versichert. Der Gesundheitsfonds gleicht solche Ungleichgewichte aber nicht aus. Das bringt die Krankenkassen in finanzielle Schwierigkeiten.

Was passiert mit den Versicherten, wenn eine Kasse pleitegeht?

Sie müssen von der Kasse rechtzeitig benachrichtigt werden - und dürfen dann die Krankenversicherung wechseln. Dazu haben sie nach dem offiziellen Tag der Schließung 14 Tage Zeit. Beispiel: Die City BKK schließt zum 30. Juni; die Versicherten können sich also bis 14. Juli eine neue Kasse suchen. Wer die Frist versäumt, den meldet der Arbeitgeber bei einer neuen Kasse an. Bei Rentnern ist es der Rentenversicherungsträger.

"Es empfiehlt sich daher, die Frist einzuhalten, wenn man die Kasse selbst bestimmen möchte", rät Kai Vogel, Experte für Krankenversicherungen bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Freiwillig Versicherte können drei Monate lang wechseln. Sie sind während dieser Zeit versichert, müssen allerdings entstehende Kosten unter Umständen selbst tragen - und sich diese von der künftigen Kasse rückerstatten lassen.

Wer zahlt laufende Behandlungen?

Liegt jemand während einer Kassenschließung im Krankenhaus, übernimmt die Gemeinschaft der übrigen Kassen die Kosten. Bei der City BKK sind das die Betriebskrankenkassen. "Sie klären die Fälle untereinander", erläutert Verbraucherschützer Vogel.

Was sollte man bei der Wahl der neuen Krankenkasse beachten?

Vor allem, dass sie keine Zusatzbeiträge erhebt. Das sind Kosten, die man sich beim Wechsel leicht sparen kann. "Ansonsten sollten sich Versicherte überlegen, auf welche Leistungen sie Wert legen - und danach die Kasse auswählen", meint Vogel. Für den Wechsel nach der Schließung einer Kasse reicht es aus, den Mitgliedsantrag der neuen Versicherung auszufüllen. Die gesetzlichen Kassen müssen jeden Versicherten einer anderen gesetzlichen Kasse aufnehmen - auch ältere Versicherte und chronisch Kranke.

© SZ vom 07.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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