Geschäftsmodell:Lichte Momente

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Wer sich nicht selbst um Lampen kümmern will, kann sie mieten. Die Anbieter versprechen, dass so Energie und Kosten gespart werden können.

Von Jochen Bettzieche

Wasser, Wärme, Licht - diese drei Komponenten müssen in einer Immobilie vorhanden sein, damit sie genutzt werden kann. Für Wasser und Wärme ist meist ein Versorger zuständig, um die Beleuchtung kümmern sich die meisten Eigentümer selbst. Was aber gar nicht sein muss, denn selbst für Lampen gibt es mittlerweile Lieferanten. "Licht-Contracting" macht es möglich. Dabei mietet der Immobilienbesitzer die Leuchtmittel, und der Vermieter garantiert, dass diese funktionieren und ist für Wartung und Unterhalt verantwortlich.

Das Konzept gibt es schon seit einiger Zeit, wird aber noch wenig genutzt. Seit anderthalb Jahren nehme die Bedeutung zu, berichtet Martin Bornholdt, Geschäftsführender Vorstand bei der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz in Berlin. "Das liegt auch am Verbot der Quecksilberdampflampen 2015, da machen sich die Leute Gedanken über neue Beleuchtungskonzepte", sagt Bornholdt.

In der Regel kommen beim Licht-Contracting Leuchtmittel zum Einsatz, die weniger Strom verbrauchen als ihre Vorgänger. Wie viel Stromkosten gespart werden, hängt natürlich immer vom Ausgangszustand ab. Die Schätzungen reichen von einem Sechstel bis hin zu 65 Prozent. Wichtig ist aber, dass Strom gespart wird. Und das ist nicht nur gut für die Umwelt, denn von einem Teil des gesparten Geldes bezahlt der Immobilienbesitzer den Lichtlieferanten, den Rest behält er. "So verdienen beide Seiten daran", erklärt Bornholdt.

Bisher kommt das Verfahren vor allem in gewerblichen Anlagen zum Einsatz. Große Lager- und Produktionshallen bieten viele Möglichkeiten, die Beleuchtung zu optimieren. Aber auch Betreiber von Büroräumen, Krankenhäusern, Tiefgaragen und Hotels gehören zur Zielgruppe, ebenso der Einzelhandel. Da der Service Aufgabe des Anbieters ist, trägt er auch das Risiko, falls die Leuchtmittel von schlechter Qualität sind. Die Deutsche Lichtmiete Unternehmensgruppe hat daher eine eigene Produktion für LED-Lampen an ihrem Standort in Oldenburg aufgebaut. "Je länger unsere Produkte halten, desto weniger Kosten haben wir", erläutert Marketing-Chef Marco Hahn. Sollte dennoch das Licht ausbleiben, kooperiert das Unternehmen mit Elektrikern an Ort und Stelle. "Oder der Kunde tauscht das defekte Teil selbst aus und stellt uns das in Rechnung", sagt Hahn. Bisher hätten erst circa zehn Prozent der Gewerbetreibenden in Deutschland auf LED umgestellt, schätzt er: "Das ist ein Milliardenmarkt."

Kein Wunder, dass da auch Versorger in das Geschäft einsteigen. Die Oldenburger EWE etwa bietet Licht-Contracting an. Die Berliner Gasag startet derzeit ihr Angebot und wendet sich dabei an alle Interessenten am Licht-Contracting im Einzugsgebiet. "Die Energielieferung für die Beleuchtung kann ebenfalls angeboten werden, ist aber keine Voraussetzung", stellt Gasag-Sprecherin Ursula Luchner klar. So kann ein Kunde einen Vertrag für das Licht mit der Gasag schließen, den benötigten Strom aber von einem anderen Anbieter wie RWE, Eon oder einem regionalen Versorger beziehen. Das ist auch wichtig, wenn der örtliche Stromlieferant kein Licht-Contracting anbietet. So beobachten die Stadtwerke München zwar den Markt, sind aber bisher nicht in das Geschäft eingestiegen.

Gedulden müssen sich auch die Besitzer von Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen. Die Beleuchtung von Treppenhäusern, Tiefgaragen und ähnlichem in größeren Wohnanlagen können die Anbieter zwar liefern. Aber die Bedürfnisse in privaten Wohnräumen seien zu individuell, erläutert Bornholdt: "Bislang sind die Transaktionskosten dafür zu hoch."

© SZ vom 10.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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