Gerüchte um IKB-Verkauf:Ausgequetscht und leergesaugt

Nicht einmal zwei Jahre nach dem Kauf möchte der Investor Lone Star die Mittelstandsbank IKB offenbar schon wieder loswerden - aus gutem Grund.

Harald Freiberger

Der Name der Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB wird in Deutschland immer mit der Finanzkrise verknüpft sein. Sie war die erste, bei der im Sommer 2007 Milliardenverluste auftraten. Sie wurde gerettet und verkauft, zuletzt war es um sie vergleichsweise ruhig geworden. Doch nun kommen neue Zweifel an der Bank auf.

Der Eigentümer, der texanische Finanzinvestor Lone Star, will die IKB offenbar loswerden, weil er nicht mehr glaubt, dass das Institut unter seiner Regie eine große Zukunft hat. Finanzkreise bestätigten am Freitag einen entsprechenden Bericht der Financial Times Deutschland. Danach hat Bruno Scherrer, der Europachef von Lone Star, mehrere mögliche Käufer kontaktiert. Einer davon sei die Düsseldorfer Privatbank HSBC Trinkaus, deren Chef Andreas Schmitz auch Präsident des Bundesverbands deutscher Banken ist. Eine Einigung sei aber an unterschiedlichen Preisvorstellungen gescheitert.

Gerettet mit zehn Milliarden Euro

Lone Star übernahm die IKB im August 2008 für rund 150 Millionen Euro von der staatlichen KfW. Die Krisenbank war davor mit zehn Milliarden Euro gerettet worden, die vor allem vom Bund kamen. Die IKB war einst ein langweiliges Institut, das Kredite von der KfW an den Mittelstand weiterreichte. Weil es immer mehr Kritik von Privatbanken an seiner halbstaatlichen Rolle gab, die den Wettbewerb verzerre, suchte die IKB nach der Jahrtausendwende nach einem neuen Geschäftsmodell. Zur gleichen Zeit kamen die verbrieften US-Immobilienkredite in Mode, die hohe Zinsen abwarfen. Sie trugen einen großen Teil zum Gewinn der IKB bei - bis 2007 die Subprime-Blase platzte.

Beim Verkauf 2008 garantierte die KfW für einen großen Teil der toxischen Wertpapiere, die bei der IKB blieben. "Die Preise dieser Papiere haben sich im vergangenen Jahr erholt, es ist sehr wahrscheinlich, dass Lone Star sie mit Gewinn verwertet hat", sagt Konrad Becker, Bankenanalyst bei Merck Finck. Das Investment habe sich insofern schon gelohnt. Gleichzeitig aber werde das künftige Geschäft der IKB schwierig. Deshalb sei es plausibel, dass Lone Star den Verkauf anstrebe.

Probleme mit dem Stammgeschäft

Die IKB machte in den letzten drei Quartalen fast 600 Millionen Euro Verlust - ein Zeichen dafür, dass ihr neues Geschäftsmodell nicht aufgeht. Lone Star will das Institut in Richtung einer Investmentbank entwickeln, die Geld durch Handel auf dem Kapitalmarkt verdient und Firmen bei Transaktionen berät. "Ich bin skeptisch, ob das längerfristig von Erfolg gekrönt sein wird, auf die IKB als Investmentbank wartet niemand", sagt Analyst Becker.

Gleichzeitig bekommt die IKB immer mehr Probleme in ihrem Stammgeschäft, der Vergabe von Mittelstandskrediten. Die Ratingagenturen haben die Bonität des Instituts deutlich herabgestuft, seit es die Rückendeckung des Staates verloren hat. Das bedeutet, dass die IKB höhere Preise zahlen muss als andere Banken, wenn sie Geld aufnimmt, um ihre Kredite zu refinanzieren. Gleichzeitig fallen in der Wirtschaftskrise immer mehr Kredite aus, was zu hohen Verlusten führt. "Die Bank muss vermutlich demnächst refinanziert werden, und das will Lone Star offenbar nicht mehr mittragen", resümiert Becker.

Auch musste Mehrheitseigner Lone Star kürzlich eine juristische Niederlage hinnehmen: Er wollte eine Sonderprüfung der Vorgänge in der Bank 2007 verhindern, die Minderheitsaktionäre anstrebten, und scheiterte damit in der letzten Instanz.

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