Geringere Fördermittel:China erhöht Benzinpreise - und die Welt atmet auf

Preissprung über Nacht: China hat die staatlich kontrollierten Preise für Treibstoffe kräftig nach oben gedreht. Der Ölpreis reagiert - und geht deutlich zurück.

Plötzlich ist alles teurer. Benzin wird 16 Prozent teurer, Diesel gar 18 Prozent. In einer Nacht schnellen die Preise an Chinas Zapfsäulen in die Höhe. Pekinger Taxifahrer stöhnen in dieser Nacht über die drastischen Preissteigerungen und hoffen, dass ihre Unternehmen zumindest einen Teil der gestiegenen Kosten wieder auffangen werden. Die Zeit des billigen Kraftstoffs ist selbst in China vorbei.

Geringere Fördermittel: In China wurde Benzin über Nacht um rund 16 Prozent teurer.

In China wurde Benzin über Nacht um rund 16 Prozent teurer.

(Foto: Foto: ddp)

Bislang hielt der Staat die Benzinpreise niedrig. Die hohe Inflation und auch die Sorge um Stabilität vor den Olympischen Spielen brachte die Regierung dazu, an den Preisen für Kraftstoffe nicht zu drehen. Nun muss jedoch auch China einsehen, dass die Regeln der Globalisierung für alle Länder gelten. Zwangsläufig.

Probleme für Raffinerien

Denn die Kluft zwischen den Preisen auf dem Weltmarkt und den staatlich festgesetzen Benzinpreisen an den Zapfsäulen war so hoch, dass die Konzerne selbst unter der Belastung beinahe zusammenbrachen. Denn für Chinas Raffinerien lohnte es sich einfach nicht mehr, Benzin herzustellen. Alleine im ersten Quartal des Jahres hat der staatliche Ölkonzern Sinopec, der die meisten Raffinerien in China betreibt, umgerechnet 1,87 Milliarden Euro verloren.

Zwar werden Sinopec und der andere große Ölkonzern Petro China vom Staat mit staatlichen Subventionen entschädigt - doch das verzerrt die Marktverhältnisse nur noch mehr. Etliche kleine Raffinerien haben bereits die Produktion ausgesetzt.

Die Folge: An den chinesischen Tankstellen war das Benzin knapp geworden. Teilweise waren die Engpässe so schlimm, dass Lastwagen sich zwei Tage an einer Tankstelle anstellen mussten, bevor eine Diesel-Lieferung erwartet wurde. Auf den Autobahnen bildeten sich kilometerlange Autoschlangen vor den Rastanlagen.

Ölpreis bricht ein

Dem Treiben konnte die chinesische Regierung wohl nicht länger zuschauen - und setzte die Preise nach oben. Analysten, die von der Financial Times befragt wurden, hatten ebenfalls mit einer Preiserhöhung gerechnet - allerdings erst nach den Olympischen Spielen im August. Eduardo López, Analyst der Internationalen Energieagentur, war entsprechend überrascht. Er war davon ausgegangen, dass China aufgrund der hohen Inflation die Preise erst einmal nicht erhöht.

Damit folgt China dem Beispiel anderer Länder. Indien, Malaysia, Taiwan und Indonesien hatten bereits die staatliche Förderung des Benzinpreises zurückgeschraubt.

Die Entscheidung der chinesischen Regierung hatte auch Einfluss auf den Ölpreis. Nach der Ankündigung der Pläne brach der Preis zunächst um rund fünf Dollar auf 132 Dollar ein. An dem Preissturz dürfte jedoch auch die Entscheidung Saudi-Arabiens nicht ganz unschuldig sein. Das Land hatte bestätigt, seine Fördermenge einseitig um 200.000 Barrel am Tag zu erhöhen.

Preise unter Weltniveau

Für die chinesischen Autofahrer ist das ein schwacher Trost. Sie müssen jetzt, je nach Qualität, umgerechnet zwischen 58 und 67 Cent für den Liter Benzin bezahlen. Dazu wird auch Kerosin um 25 Prozent teurer, die Strompreise werden ab Juli um 4,7 Prozent angehoben.

Politiker begrüßen den Schritt Chinas. Die Gruppe der G-8-Finanzminister sagten, die gesunkenen Fördermittel seien wichtig, um den Ölpreis zu senken. Experten zweifeln jedoch daran, dass die Entscheidung der chinesischen Regierung einen Einfluss auf den Ölpreis hat. Da die Treibstoffpreise noch immer weit unter dem Weltniveau liegen, müssten weitere Anhebungen folgen, um die Probleme am Markt zu beheben.

In der Tat: Deutsche Autofahrer können von chinesischen Verhältnissen nur träumen - genauso wie die USA: Denn die chinesischen Treibstoffpreise lagen laut Expertenmeinung vor der Erhöhung sogar rund 40 Prozent unter den ohnehin schon niedrigen US-Preisen.

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