Tipps zur Geldanlage:Was ist "Cost Averaging" - und ist das sinnvoll?

  • Für Kleinsparer kann die Frage, wann sie an der Börse ein- oder aussteigen, ein hohes Risiko sein. Um sich nicht mit der Frage des passenden Zeitpunkts auseinandersetzen zu müssen, gibt es das so genannte "Cost Averaging".
  • Was das ist und welche Vorteile diese Methode haben kann, erklären wir an dieser Stelle.
  • Bei Fragen zur Geldanlage schreiben Sie uns an sz-finanzen@sueddeutsche.de

Von Jan Willmroth

Die Börse ist eine von vielen Privatleuten zu Recht gemiedene Umgebung. Sie ist ein Ort des Risikos, sie verlangt von Sparern, die nicht wild spekulieren wollen, sich mit Zusammenhängen und Begriffen zu beschäftigen, die nicht gerade aufregend oder sogar lästig sind. Und nicht zuletzt ist die Börse ein Ort, an dem man schnell Dinge zu erkennen glaubt, die überhaupt nicht vorhanden sind. Das einfachste Bespiel sind Charts, also die Kurven von Aktien oder Indizes, in denen sofort einen Trend erkennt, wer nur lange genug darauf blickt. Der Reiz ist groß, auf das richtige Timing zu spekulieren, darauf, den richtigen Zeitpunkt zum Ein- oder Ausstieg zu finden.

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Planungssicherheit im Chaos der Kursschwankungen

Diesem Reiz sollten vor allem Kleinsparer widerstehen, die es sich nicht leisten können, schnell große Summen zu verlieren. Ob man nun einen monatlichen Betrag sparen möchte, oder eine größere Summe zur Verfügung hat - um sich nicht mit der Frage des Timings auseinandersetzen zu müssen, bietet sich an, was die Amerikaner "Cost Averaging" nennen. Zu Deutsch etwa Durchschnittskosten-Methode. Mit ihr kauft man nicht große Aktien- oder Fondspakete auf einmal, sondern jede Woche, jeden Monat oder einmal im Quartal jeweils zu einem festen Betrag.

Wer zum Beispiel 200 Euro im Monat sparen möchte, kauft für diesen Betrag regelmäßig Anteile an wenigen, sehr breit gestreuten Indexfonds - und erhält umso weniger Anteile pro Betrag, je höher der Index gerade steht.

Die Idee dahinter ist, Planungssicherheit ins Chaos der Kursschwankungen zwischen Hausse und Baisse zu bringen und langfristig einen akzeptablen Preis für seine Kapitalanteile zu erzielen. Mit einem solchen, selbst entworfenen Sparplan schützt man sich außerdem vor psychologischen Fallen und vor Wetten auf bestimmte Marktsegmente oder Firmen.

Mal wird die Strategie positiv bewertet, mal abgekanzelt

Aber wie sinnvoll - also ertragreich - ist die Strategie wirklich? Die Meinungen darüber gehen auseinander. Für Benjamin Graham, Erfinder der fundamentalen Wertpapieranalyse, war die Durchschnittskosten-Methode eine der Grundlagen einer defensiven Strategie. Ibbotson Associates, Informationsdienstleister für Banken und Versicherungen, hat die Vorzüge der Strategie mal mit dem US-Börsencrash von 1929 verdeutlicht: Wer damals im September 12 000 Dollar in den S&P-500-Index investiert hätte, wäre zehn Jahre später mit wenig mehr als 7000 Dollar dagestanden. Ein Sparplan mit einem Investment von 100 Dollar über 120 Monate hätte das Portfolio bis September 1939 bis auf mehr als 15 000 Dollar gebracht.

In der akademischen Literatur finden sich nicht viele Fachschriften, die sich mit dem Für und Wider der Durchschnittskosten-Strategie beschäftigen. Und die wenigen unterscheiden sich: Mal wird der Strategie bescheinigt, anderen überlegen zu sein, mal wird sie abgekanzelt. Für den Privatanleger ist womöglich der Aufsatz des Finanzprofessors Michael J. Brennan mit zwei Kollegen am ehesten hilfreich, der 2005 im Fachmagazin Review of Finance erschien. Darin kommen die Autoren zu dem Schluss, die Strategie sei vor allem wertvoll für uninformierte Investoren, die ihr Portfolio ausbauen wollen.

Zu dieser Gruppe dürften die meisten Sparer gehören. Wer einen persönlichen Sparplan verfolgt, sollte aber auf seine Transaktionskosten achten. Monatliche Käufe gehen bei der Hausbank ziemlich ins Geld. Wer gerne selbst handelt, sollte das am besten bei einer günstigen Direktbank versuchen. Einige Institute bieten auch die Möglichkeit, automatische Sparpläne einzurichten.

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