Geldwerkstatt:Wann Aktien zur Altersvorsorge taugen

  • "Wie kann ich ein breit gestreutes Fondsdepot zur Altersvorsorge aufbauen?", lautete die Frage unseres Lesers Peter H. aus Bamberg.
  • Die Fondsbranche profitiert von den niedrigen Zinsen. Am beliebstesten sind Mischfonds, die das Risiko über verschiedene Anlageklassen streuen.
  • Zudem ist es empfehlenswert, regelmäßig kleinere Summen per Sparplan zu investieren.
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Von Jan Willmroth

Es dürfte nicht einfach sein herauszufinden, ob es derzeit mehr Akteure in der Finanzbranche gibt, die unter den niedrigen Zinsen stöhnen, oder sich ihrer erfreuen. Die Vermutung liegt nahe, dass Ersteres der Fall ist. Wer aber sicher zu den Gewinnern gehört, das wurde in der vergangenen Woche besonders deutlich, ist die Fondsbranche. Im ersten Quartal hat der Branchenverband BVI 72,2 Milliarden Euro gezählt, die Fondsanbieter eingesammelt haben, so viel wie noch nie, seitdem es die Statistik gibt. Mal wieder ein Rekord, und einmal wieder einer, der nicht unwesentlich den so niedrigen Zinsen für traditionelle Sparanlagen geschuldet sein dürfte. Mit 27,7 Milliarden Euro haben Publikumsfonds für private Anleger gar einen erklecklichen Teil zu dem Quartalsrekord beigetragen. Haben da etwa einige ihre Berührungsängste mit dem Aktienmarkt aufgegeben?

Gut möglich. Zumindest zum Teil, denn am beliebtesten waren erneut Mischfonds, die eine Risikostreuung über verschiedene Anlageklassen versprechen. Nun sind Aktien als Baustein in der privaten Altersvorsorge grundsätzlich keine schlechte Sache. Kursentwicklungen und Renditen aus der Vergangenheit sind zwar denkbar schlechte Argumente bei einer zukunftsgerichteten Investition an der Börse, aber dennoch: Während der vergangenen Jahrzehnte brachten breit gestreute Aktienportfolios eine durchschnittliche Rendite von sieben bis neun Prozent pro Jahr. Wer dabei länger durchhielt, näherte sich auch mehr dieser Marke an. Und wenn von durchschnittlichen Aktienrenditen die Rede ist, sind damit in der Regel immer durchschnittliche Marktentwicklungen inklusive reinvestierter Dividenden gemeint.

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Da ist es doch schön, dass Sparer inzwischen so viele Möglichkeiten haben wie nie zuvor, von Marktentwicklungen zu profitieren. Bevor man sich die Mühe macht, Einzelaktien aussucht und damit dem Risiko aussetzt, die falschen zu erwischen, sollte man sich Fonds zuwenden. Wer lieber auf einen aktiv verwalteten Fonds setzen will, sollte sich genau anschauen, was er kauft. Zu viele Fondsmanager bleiben allein schon hinter der Marktentwicklung zurück, an der sie sich messen, weil die Gebühren für das Produkt merklich den Nettoertrag schmälern. Alternativ bieten sich Indexfonds an, auch ETF genannt, die Entwicklungen aller möglichen Indizes nachvollziehen und deren Angebot beinahe stetig wächst.

Beide Alternativen sind für Sparer geeignet, die langfristig vorsorgen wollen - unter zwei Bedingungen: Sie brauchen das Geld erstens nicht, um davon zu leben, und wollen zweitens mindestens zehn Jahre lang einzahlen. Dann ist ein Fondssparplan auch und gerade für junge Menschen eine gute Wahl. Um einen solchen abzuschließen, muss sich der Anleger bloß bei einer Fondsbank oder einem Online-Broker anmelden, einen oder mehrere Fonds auswählen, einen Rhythmus und eine Rate festlegen. Dann kauft die Bank beispielsweise monatlich Anteile an einem günstigen ETF auf den weltweiten Index MSCI World.

Viele Anbieter erlauben Mindestraten von 25 Euro pro Monat. Das macht die Anlage via Sparplan selbst für Kleinstsparer interessant. Ihren Einzahlungsrhythmus und die Höhe der Raten können sie meist jederzeit ändern. Ein entscheidender Faktor sind die Transaktionskosten, also wie viel die Bank pro Rate an Gebühren verlangt. Die günstigsten Anbieter verlangen hier um die 1,5 Prozent pro Transaktion. Auch wichtig: Das Depot sollte kostenlos sein.

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