Zinsen und Gebühren:Wie Prepaid-Kreditkarten Jugendliche in Schulden stürzen können

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Wenn Jugendliche längere Zeit ins Ausland gehen oder online einkaufen, sind Prepaid-Kreditkarten praktisch. Doch vor manchen Karten warnen Verbaucherschützer dennoch - weil der Nachwuchs mit ihnen durchaus in Schulden rutschen kann.

Von Berrit Gräber

Schon siebenjährige Knirpse können eine kriegen. In den Geldbörsen von Teenagern und jungen Erwachsenen ist sie aber viel häufiger zu finden: Die Prepaid-Kreditkarte. Für viele Eltern ist das Plastikkärtchen erste Wahl, wenn ihr Nachwuchs im Internet einkaufen will, auf Klassenfahrt geht, zum Schüleraustausch oder auf Auslandsreise. Guthaben draufladen und los geht's: Die Anbieter versprechen eine echte Kostenkontrolle, ähnlich wie bei Prepaid-Handys. Ist das Geld aufgebraucht, soll ein Abrutschen ins Minus unmöglich sein. Doch das sei oft ein Trugschluss, warnt Markus Feck, Jurist der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Nicht jede Prepaid-Kreditkarte biete wirklich Schutz vor der Schuldenfalle.

Bei genauer Analyse der Vertragsbedingungen gängiger Angebote stellten die Verbraucherschützer fest, dass Kunden sehr wohl mehr ausgeben könnten als vorher aufgeladen wurde. Es bestehe die Gefahr, dass "noch Lastschriften reinrauschen, wenn das Guthaben schon auf null ist", berichtet Feck.

Bestehe beim Bezahlen keine Online-Verbindung, lasse sich nicht überprüfen, ob das Guthaben überhaupt noch ausreicht. Ist die Prepaid-Karte mit einem Girokonto verknüpft, werde das dann überzogen. Und es fallen unter Umständen noch Strafgebühren durch Dispo-Zinsen jenseits von zehn Prozent an, wie Feck erläutert.

"Mit Sicherheit vor Schulden hat das nichts zu tun", kritisiert auch Sascha Straub, Kreditkartenexperte der Verbraucherzentrale Bayern. "Wo Prepaid draufsteht, muss auch Prepaid drin sein." Auf eine garantierte Kostenkontrolle müssten sich aber vor allem Eltern minderjähriger Kinder verlassen können. Alles andere sei "Etikettenschwindel".

Unterlassungserklärung von der Commerzbank

Die Düsseldorfer Verbraucherzentrale mahnte bereits drei Banken und Sparkassen wegen Vertragsklauseln ab, die eine solche elastische Überziehungs-Klausel vorsehen. Die Commerzbank sowie die PSD Bank Rhein Ruhr gaben die geforderte Unterlassungserklärung ab. Letztere will künftig auf die Nutzung des Begriffs "prepaid" verzichten. Die Hamburger Sparkasse lehnte die Unterlassungserklärung dagegen ab. Die Verbraucherschützer wollen die Zulässigkeit der Schulden-Klausel nun gerichtlich überprüfen lassen und noch im ersten Quartal Klage beim Landgericht Hamburg einreichen.

Eltern und Heranwachsende sollten sich vor ihrer Unterschrift darüber informieren, ob der Kreditkartenherausgeber eine solche Schulden-Klausel eingebaut habe, sagt Feck. Grundsätzlich sei eine Guthaben-Karte für junge Leute ohne regelmäßiges Einkommen aber ein sinnvolles Zahlungsmittel. Damit lässt sich im In- und Ausland einkaufen oder Geld am Automaten abheben - wie bei der klassischen Kreditkarte auch. Aber bestenfalls nur so viel, wie vorher draufgeladen wurde.

Minderjährige können häufig schon ab 12 oder 14 Jahren ein Kärtchen bekommen. Bei einigen Sparkassen geht das selbst ohne Bindung an ein Girokonto. Interessant sei die Prepaid-Variante auch für Internet-Einkäufe, und das nicht nur für Jugendliche, wie Straub betont. Wird die Karte ausgespäht, könnten Datendiebe nur begrenzt finanzielle Beute machen.

Ob auch schon Siebenjährige eine Prepaid-Kreditkarte brauchen, müsse jede Familie für sich entscheiden, gibt Straub zu bedenken. Prinzipiell möglich ist es jedenfalls. Mit Zustimmung von Mama und Papa kriegen auch schon Grundschüler eine abgespeckte Version des Kärtchens in Verbindung mit einem Girokonto, beispielsweise bei der Wüstenrot Bank oder der Freisinger Firma PayCenter.

Eltern sollten bei der Auswahl auch auf die Kosten achten, rät Max Herbst von der Frankfurter Finanzberatung FMH. Einige Angebote für Prepaid-Karten gingen stark ins Geld. Nach einer Untersuchung von Stiftung Warentest (Finanztest 11/2013) kosten Karten für Jugendliche im Jahr bis zu 22 Euro. Dazu kommen Gebühren fürs Geldziehen von bis zu 7,50 Euro oder zwei Prozent vom abgehobenen Betrag. Außerhalb der EU kommt noch ein Auslandsentgelt von bis zu 1,9 Prozent obendrauf. Aber es geht auch billiger. Wer sich umschaut und vergleicht, kann die Prepaid-Karte sogar zum Nulltarif kriegen.

© SZ vom 09.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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