Geldanlage:Wie man den richtigen Aktienfonds findet

Der Dax legt wieder zu, doch viele Privatanleger trauen dem jüngsten Anstieg nicht. Als Alternative zu einzelnen Aktien empfehlen Experten Fonds, trotzdem ist derzeit nur jeder Fünfte bereit, dort sein Geld zu investieren. Ein Finanzexperte und ein Verbraucherschützer erklären, was zu beachten ist.

Andreas Jalsovec

Er steigt und steigt. Doch die Anleger stehen daneben und schauen zu. Ein Plus von etwa 20 Prozent hat der Deutsche Aktienindex in den vergangenen zwei Monaten hingelegt. Lust auf Aktien macht das den Privatanlegern aber noch lange nicht. Lediglich jeder Fünfte würde derzeit einen Aktienfonds kaufen, heißt es in einer repräsentativen Umfrage der DZ Bank. Der Pessimismus der Kleinanleger gegenüber den Dividendenpapieren ist größer denn je - nicht zuletzt wegen der Schuldenkrise in Europa. Stattdessen flüchten die Anleger weiter in Tages- oder Festgeldanlagen. "Dabei ist es bei dem niedrigen Zinsniveau wenig vernünftig, sein ganzes Geld dort zu horten", meint Roland Aulitzky, Finanzexperte bei der Stiftung Warentest.

Sollten Anleger stattdessen jetzt Aktienfonds kaufen?

Aulitzky rät durchaus dazu - allerdings ganz unabhängig davon, wie die Märkte gerade laufen. Ähnlich argumentiert Niels Nauhauser, Anlage-Experte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. "Die aktuelle Fieberkurve an den Börsen ist für den Kauf eines Aktienfonds irrelevant", meint er. Anleger sollten Aktienfonds nicht nur als Mittel sehen, die Renditechancen ihres Depots zu erhöhen. "Sie dienen auch dazu, das Risiko breiter zu streuen."

Was vielen Investoren nicht bewusst ist: Der Wert eines Depots, das zu zehn Prozent aus Aktien und zu 90 Prozent aus festverzinslichen Anlagen besteht, schwankt langfristig weniger als ein Vermögen, das komplett in Zinspapieren steckt. Denn auch die Kurse von festverzinslichen Anleihen gehen kräftig rauf und runter. Das hat gerade die jüngste Krise gezeigt. Und Kapital, das auf Festgeld oder Tagesgeldkonten liegt, lässt in Zeiten niedriger Zinsen und vergleichsweise hoher Inflation das Vermögen eher schrumpfen.

Wer sollte in Fonds investieren?

Jeder, der Kapital hat, das er für mindestens zehn Jahre entbehren kann", rät Experte Aulitzky. Man sollte das Geld in keinem Fall dringend für andere Zwecke benötigen. "Im Zweifel muss man das eingesetzte Kapital immer noch einmal drei, vier Jahre liegen lassen können", meint Aulitzky. So kann man niedrige Kurse auch einmal aussitzen. Wer Aktienfonds kauft, sollte das in mehreren Tranchen tun. So umgeht man das Risiko, das ganze Geld auf einmal zu Höchstkursen zu investieren.

Welchen Anteil seines Vermögens man in die Dividendenpapiere steckt, hängt von der persönlichen Risikobereitschaft ab. "Bis zu zehn Prozent ist für fast jeden möglich", glaubt Finanztester Aulitzky. Maximal sollte es bis zu einem Viertel des Depotwertes sein. Die Finger von Aktienfonds sollten dagegen jene lassen, die in den nächsten Jahren verlässlich einen bestimmten Betrag benötigen. Wer also etwa eine Immobilie kaufen will, legt das Kapital dafür besser aufs Festgeldkonto.

Wie findet man das richtige Produkt?

Das ist tatsächlich nicht so einfach, hat die Stiftung Warentest analysiert. Von 539 aktiv gemanagten Aktienfonds, die weltweit investieren, fand sie lediglich 36 empfehlenswert. Verbraucherschützer Nauhauser rät deshalb Anlegern eher zu Indexfonds. Sie kommen ohne Fondsmanager aus und bilden einen Aktienindex wie etwa den weltweiten MSCI World eins zu eins ab. Indexfonds sind deshalb vergleichsweise kostengünstig. "In der Regel haben sie daher auch eine höhere Rendite als die meisten gemanagten Fonds", meint Nauhauser.

Ältere Fonds haben Steuervorteile

Allerdings gibt es durchaus gemanagte Fonds, die langfristig besser abschneiden als der Index (Tabelle). Ähnlich wie bei den Indexfonds sollte man auch hier darauf achten, dass sie das Geld der Anleger sowohl branchen- als auch länderübergreifend breit investieren. "Überdies ist wichtig, dass die Renditeentwicklung stetig verläuft", meint Roland Aulitzky. Bei Fonds, deren Gewinne von Jahr zu Jahr stark schwanken, sollte man eher vorsichtig sein.

Wann sollten Anleger einen Fonds aus dem Depot werfen?

Auch hier gilt: Wichtig ist eine breite Streuung des Risikos. Von reinen Branchenfonds sollten sich Anleger in der Regel trennen, meint Verbraucherschützer Nauhauser - es sei denn, sie haben gleichzeitig noch welt- oder europaweit investierende Fonds im Depot.

Hilfreich ist außerdem auch in diesem Fall der Vergleich mit dem jeweiligen Aktienindex. Schneidet der Fonds über Jahre hinweg deutlich schlechter ab, sollte man über einen Verkauf nachdenken. Oft liegt das schlechte Ergebnis auch an den Kosten: "Fonds, bei denen pro Jahr ab zwei Prozent Gebühren anfallen, sind schon richtig teuer", erläutert Niels Nauhauser.

Anleger sollten bei einem Verkauf und einem möglichen Neukauf allerdings auch die Steuervorteile älterer Fonds bedenken. Bei Fonds, die bis Ende 2008 gekauft wurden, sind die jährlichen Gewinne steuerfrei. Bei neu erworbenen Fonds fällt hingegen Jahr für Jahr Abgeltungsteuer an. Die Steuerfreiheit verschaffe älteren Fonds daher einen zum Teil nicht unerheblichen Renditevorteil, meint Roland Aulitzky: "Der Verkauf lohnt sich daher meist nur, wenn der Fonds wirklich signifikant schlechter als der betreffende Aktienindex abschneidet."

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