Geldanlage:Wie gut ist Ihr Finanzberater?

Börsianer telefoniert an der Frankfurter Börse

Die Börsenwelt ist gerade für Neulinge unübersichtlich. Doch nicht immer geben Finanzberater den richtigen Rat.

(Foto: DPA-SZ)

Aktien, Anleihen oder sogar Hebelzertifikate? Angesichts der Produktvielfalt an der Börse suchen viele Anleger die Hilfe vermeintlich sachkundiger Finanzberater - und geraten gelegentlich an die falschen. Welche Anzeichen dafür sprechen, dass Ihr Berater Sie gut betreut und bei welchen Angeboten Sie misstrauisch werden sollten.

Von Larissa Holzki

Ein Börsenneuling fühlt sich zwischen all den Indizes, Wertpapierkennnummern und Kursschwankungen häufig verloren. Sind Aktien wirklich das Richtige? Vielleicht wären Anleihen oder Fonds doch geeigneter? Beratung zu diesen Fragen finden Sie bei Ihrer Hausbank oder einem unabhängigen Vermögensberater. Sie müssen sich jedoch klarmachen, dass auch die keine Propheten sind und Kursentwicklungen nicht voraussagen können. Außerdem werden Bankberater dafür bezahlt, dass sie die Produkte ihrer Bank verkaufen. Und die "unabhängigen" Vermögensberater vermitteln am liebsten Wertpapiere, die ihnen hohe Provisionen einbringen. Das ist nicht immer zu Ihren Gunsten.

Für den Anfang bleibt nicht viel mehr, als sich auf sein Bauchgefühl und den gesunden Menschenverstand zu verlassen - und auf Indizien zu achten, die dafür sprechen, dass ein Finanzberater Sie kompetent berät.

Vermögenssituation klären

Im Beratungsgespräch sollte zunächst einmal Ihre Vermögenssituation ergründet werden. Was gibt es bereits für Anlagen? Müssen Sie noch einen Kredit zurückzahlen? Es sollten Anlageziele besprochen, Chancen und Risiken verschiedener (auch kostengünstiger) Anlageformen abgewogen werden (weitere Informationen zu verschiedenen Profilen von Geldanlegern finden Sie hier). Wie sind Ihre Prioritäten hinsichtlich Sicherheit, Flexibilität, Rendite und Laufzeit? "Ein guter Berater muss viele Fragen stellen", sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. "Aber nicht jeder, der viele Fragen stellt, ist auch ein guter Berater." Diese Indizien helfen also nur, einige schlechte Berater auszuschließen.

Wichtig ist, dass Sie nach der Beratung nicht nur wissen, zu welchem Risiko Sie bereit sind, sondern auch, zu welchem Sie finanziell in der Lage sind. Eine Liste mit weiteren Kriterien finden Sie auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Sicherheit durch das Protokoll

Verlassen Sie sich nach dem Gespräch nicht auf Ihr Gedächtnis oder das des Beraters. Jede Finanzberatung muss protokolliert werden. In diesem Protokoll sollte alles schriftlich festgehalten werden, was Sie wünschen. Macht der Berater hier schriftliche Zusagen hinsichtlich Sicherheit, Rendite und Laufzeit, sind Sie auf der seriösen Seite. Scheuen Sie sich nicht, bei Unklarheiten immer wieder nachzuhaken. Sie sollten sich nur für ein Finanzprodukt entscheiden, dass sie mit all seinen Konsequenzen auch verstanden haben. Am Ende des Gesprächs gibt Ihnen ein guter Finanzberater ausreichend Zeit für die Entscheidung und weist Sie auch auf Ihr Widerrufsrecht hin.

Provision oder Beratung auf Honorarbasis

Die Verbraucherzentralen bieten persönliche Beratung in Fragen der Geldanlage zu einem Festpreis an. Allerdings vermitteln sie keine Produkte, sie helfen vielmehr bei der Einschätzung der eigenen Möglichkeiten und Ziele sowie beim Umgang mit Finanz- und Bankberatern. Potentiellen Aktionären würde Verbraucherschützer Niels Nauhauser zu Indexfonds raten, die die Marktindizes breit abdecken. In einem Marktindex sind nur Wertpapiere von Unternehmen einer bestimmten Branche vereinigt. "Das werden Ihnen die meisten Bankberater aber ausreden wollen, denn dafür gibt es keine Provisionen."

Erkundigen Sie sich unbedingt, wie die Tätigkeit Ihres Finanzberaters entlohnt wird. In der Regel bekommt er für die Beratung nichts, wohl aber eine Provision vom Anbieter für die von ihm vermittelten Finanzprodukte. Ihr Berater sollte Ihnen seine Provisionen pro Produkt oder Order offenlegen. Dazu ist er in den meisten Fällen sogar verpflichtet. So können Sie sicherstellen, dass ein Produkt im Einklang mit Ihren Anlagezielen gewählt wurde - und nicht, um die Provision des Beraters in die Höhe zu treiben.

Hilfestellung bei der Wahl der richtigen Aktien-Anlage können außerdem Honoraranlageberater leisten, die nur zu Wertpapieren Auskunft geben dürfen. Sie sind keine Verkäufer, sondern Fachkundige, die ihr Geld ausschließlich mit der Beratungsleistung verdienen. Sie können sich darauf konzentrieren, dass ein Produkt auf Sie zugeschnitten ist (anlegergerecht) und wie sich Chancen und Risiken eines Wertpapiers angesichts der aktuellen Entwicklung des Marktes zueinander verhalten (objektgerecht).

Einen Honorarberater finden Sie über das Kontaktformular auf der Seite des Verbunds Deutscher Honorarberater. "Eine einmalige Beratung ist bereits ab 150 Euro pro Stunde möglich. Kontinuierliche Beratungsmandate sind ab einem Anlagevolumen von etwa 100.000 Euro sinnvoll", heißt es bei der Honorarberaterbank quirin bank in Berlin.

Unseriöse Angebote erkennen

Eine Vermögensanlage, die sicher ist, bei der Sie schnell auf Ihr Geld zugreifen und es in kurzer Zeit vermehren können, klingt verlockend, aber sie verspricht zu viel. Die drei Ziele Sicherheit, Liquidität und Rendite sind ohne Kompromisse nicht vereinbar. Einem Vermittler oder Berater, der ihnen solch eine Anlage empfiehlt, sollten Sie Ihr Geld nicht anvertrauen. Lassen Sie sich nicht von Traumrenditen blenden: Je höher die Rendite, desto größer das Risiko.

Vermögensberater und Finanzvermittler sind keine geschützten Berufsbezeichnungen. Deshalb sollten Sie immer genau hinschauen, bevor Sie sich für einen Berater entscheiden. Fragen Sie nach Ausbildungsweg, Zusatzqualifikationen oder Universitätsdiplomen. Eine Firma, die Ihnen unaufgefordert am Telefon ein Angebot unterbreitet, ist prinzipiell unseriös. Diese Kontaktaufnahme ist wettbewerbsrechtlich nicht zulässig. Selbst wenn der Anrufer Verwandte oder Bekannte nennt, die Ihnen den Anbieter empfehlen wollten, sollten Sie sofort auflegen. Stutzig sollten Sie auch werden, wenn Ihnen ein Erstgeschäft zur Probe angeboten wird (das natürlich immer grandios für Sie endet), die Firma an einem exotischen Platz im Ausland gemeldet ist oder Sie unter Zeitdruck gesetzt werden.

Wer haftet bei Falschberatung?

Grundsätzlich haften bei einer Falschberatung sowohl Vermittler, Verwalter und Berater. Doch die meisten Fälle sind gar nicht justiziabel. Solange die Verkäufer über Risiken und Nachteile aufklären, können sie nicht für Verluste verantwortlich gemacht werden. Wenn Sie mit einem Produkt zwar Gewinn gemacht haben, dieser verglichen mit ähnlichen Anlagen aber sehr gering ausfiel, haben Sie keine Chance vor Gericht. Schließlich haben Sie nichts verloren.

Klärt der Berater Sie tatsächlich nicht über Risiken auf, müssen Sie ihm das nachweisen. Seit 2010 müssen Banken und Sparkassen die Beratung protokollieren und Ihnen das Protokoll noch vor Abschluss des Geschäfts zukommen lassen. In allen anderen Beratungssituationen sollten Sie selbst auf einem Protokoll bestehen. Nach Absprache können Sie das Gespräch auch mit einem Aufnahmegerät aufnehmen. Ein guter Finanzberater sollte außerdem nichts dagegen haben, wenn Sie einen Angehörigen oder Freund als Zeugen zum Beratungsgespräch mitbringen.

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