Geldanlage: Trügerische Sicherheit:Deutsche investieren deutsch

Es ist paradox: Die meisten Bürger halten China zwar für die Wirtschaftsmacht der Zukunft. Aber ihr Geld legen sie lieber hierzulande an. Und das bei zuletzt hohem Risiko und dürftiger Rendite.

Markus Zydra

Die Deutschen bleiben sich treu: Sie investieren, wenn überhaupt, vornehmlich in heimischen Gefilden, so das Ergebnis einer Umfrage des GfK-Finanzmarkt-Panels im Auftrag der Fondsgesellschaft Schroders. Demnach planen 72 Prozent der Befragten "ganz sicher" innerhalb der nächsten zwei Jahre hierzulande anzulegen, in deutsche Aktien, Anleihen oder Immobilien.

Geldanlage: Trügerische Sicherheit: Welche Risiken fürchten die Anleger? Wo investieren die Deutsche? Wie schätzen sie sich als Investoren ein? Für Antworten bitte auf das Foto klicken!

Welche Risiken fürchten die Anleger? Wo investieren die Deutsche? Wie schätzen sie sich als Investoren ein? Für Antworten bitte auf das Foto klicken!

In China hingegen wollen 79 Prozent der deutschen Sparer ganz sicher nicht investieren, dabei halten 47 Prozent derselben Personengruppe die Volksrepublik für die kommende ökonomische Supermacht der Welt. Passt das zusammen? "Die meisten deutschen Sparer sind Angsthasen", sagt Achim Küssner, Geschäftsführer von Schroders, mit einem Schmunzeln.

Küssner meint es nicht böse, er ist nur erstaunt darüber, wie irrational sich die Anleger verhalten. Beispiel Risiko: Lateinamerika, so die Umfrage, gilt für die meisten deutschen Sparer als Ort mit dem höchsten Investitionsrisiko, noch vor Russland und Asien. "Dabei gibt es doch aus Lateinamerika keine schlechten Nachrichten, im Gegenteil, Brasilien etwa ist sehr gut durch die Krise gekommen", sagt Küssner.

Ein gutes Argument pro Risikostreuung

Grundsätzlich sollten Risiko und Ertrag in einem gesunden Verhältnis stehen. Dieses sogenannte Risiko-Rendite- Profil lässt sich berechnen; und das Ergebnis für das vergangene Jahr ist erstaunlich. "Der deutsche Aktienmarkt wies die stärksten Kursschwankungen und damit das höchste Risiko auf", sagt Küssner, "doch dafür gab es im internationalen Vergleich nur die zweitschlechteste Rendite." In Indien, in den Vereinigten Staaten, in allen Schwellenländern und auch in China konnten Sparer bei weniger Risiko mehr Profit machen, so die Untersuchung.

Natürlich sind solche Rückblicke mit Vorsicht zu genießen. Niemand weiß, ob es auch künftig so verläuft, dennoch hält Schroders-Geschäftsführer Küssner dieses Ergebnis für ein gutes Argument pro Risikostreuung: "Doch die deutschen Sparer nehmen sich nicht die nötige Zeit. Ohne gute Finanzberatung würden sie wohl überhaupt nicht im Ausland investieren."

Die deutschen Sparer bleiben allerdings skeptisch. Immerhin wurde laut Umfrage 19 von 20 Personen schon einmal eine internationale Kapitalanlage angeboten - doch die Mehrheit der Befragten winkt ab: Es sei ihnen einfach viel zu risikoreich. Viele Anleger räumen auch frank und frei ein, dass sie sich zu wenig mit dem Thema auskennen und beschäftigen würden.

Furcht vor der globalen Rezession

Diversifikation, die Streuung von Risiken, gilt als Grundtugend der Geldanlage. Es ist sicherer, das Kapital weltweit zu investieren als nur in einem Land. Zudem senkt der Sparer sein Verlustrisiko, wenn er Aktien, Anleihen, Immobilien und Rohstoffe gleichermaßen auswählt, so die Theorie, die auf den amerikanischen Wissenschaftler Harry Markowitz zurückgeht. Während der jüngsten Finanzkrise hat sich allerdings auch gezeigt, dass in Zeiten schlimmer Turbulenzen Anlagen in allen Ländern gleichermaßen Verluste machen können.

Die Umfrage machte deutlich, dass immer noch ein Drittel der deutschen Anleger eine globale Rezession befürchten, vor einem Jahr war es aber noch die Hälfte der Befragten. Die Furcht vor Inflation hat hingegen zugenommen: 33 Prozent rechnen mit einer zunehmenden Geldentwertung, 2009 waren es 28 Prozent. Die GfK-Marktforschung hat 1040 Haushalte in Deutschland schriftlich befragt, es handelt sich dabei um Personen, die bereits Erfahrung mit der Kapitalanlage haben.

Insgesamt zeigt die Erhebung: Deutsche Anleger wollen Sicherheit bei der Geldanlage, doch sie meinen, am sichersten sei das Kapital in Deutschland angelegt. "Dabei liefern gerade Investitionen in verschiedene Regionen die gewünschte Sicherheit", sagt Küssner, der noch ein Beispiel dafür hat, wie verquer das deutsche Gemüt beim Thema Geldanlage reagiert. "Sparer investieren in Deutschland und Europa, weil sie diese Orte für sicher halten, doch gleichzeitig befürchten 20 Prozent von ihnen ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone", sagt Küssner. Auch das passe nicht so richtig zusammen.

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