Geldanlage in Fonds:Das Prinzip Ikea

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Die ganze Welt in einem Papier: Geldanlagen sind oft teuer und bringen enttäuschende Ergebnisse. Einige neue Fonds wollen nun besser und billiger sein.

Catherine Hoffmann

Ingvar Kamprad machte Ikea groß, weil er Prinzipien hatte. Und weil er alles tat, diese durchzusetzen, um billig große Mengen von Möbeln zu liefern. Ikea ist ein Vorbild für Martin Weber. Allerdings handelt der Wirtschaftsprofessor nicht mit Sofas und Regalen, vielmehr suchte er nach der idealen Geldanlage.

Wer in Fonds investiert, möchte vor allem eines: dass das Vermögen wächst (Foto: Foto: AP)

Heraus kam ein neuer Indexfonds, den der Finanzwirtschaftler selbst "Ikea-Fonds" nennt. "Ich gebe zu: Billig ist mir bei der Altersvorsorge besonders wichtig", sagt Weber, der als führender Verhaltensforscher für die Finanzmärkte in Deutschland gilt.

Weber leitet die Behavioral Finance Group an der Universität Mannheim. Seit Jahren propagiert er kostengünstige Indexinvestments als beste Anlageform. Denn erstens gelinge es Fondsmanagern auf Dauer nicht, den Dax oder Dow Jones zu schlagen, wie zahlreiche Studien gezeigt haben. Und zweitens werde das Missverhältnis zwischen der Leistung eines Fondsmanagers und dem Geschehen an der Börse um so größer, je höher die Ausgabeaufschläge und Verwaltungsvergütungen ausfielen. Denn die Gebühren nagen an der Rendite; über viele Jahre ist der Schaden groß.

Aber geringe Kosten sind natürlich nicht alles, wenn es darum geht, das Geld gut anzulegen. "Ein Fonds muss global investieren, Währungsrisiken weitgehend absichern und über verschiedene Anlageklassen streuen", sagt Weber.

Einen solchen Fonds hat der Professor jetzt selbst entwickelt: den "Aero-Weltfonds", der von der Deutsche-Bank-Tochter DWS nach den Regeln der Universität Mannheim aufgelegt wurde. Weber und sein Team fanden heraus, dass ein Portfolio aus 60 Prozent Aktien, 25 Prozent Renten und 15 Prozent Rohstoffen auf lange Sichte einen attraktiven Ertrag erwirtschaftet: Aktien wegen der langfristig hohen Gewinnchancen, Anleihen zur Absicherung und Rohstoffe, weil deren Preisentwicklung vom Auf und Ab an den Aktien- und Rentenmärkten ein Stück weit unabhängig ist.

Der Weltfonds ist ein passives Investment. Es handelt sich um einen Exchange Traded Fund (ETF), also einen börsengehandelten Indexfonds. Der Fondsmanager verzichtet auf jeden Versuch, besser abzuschneiden als der Index oder die Konkurrenz. "Ich will den Markt nicht schlagen", sagt Weber. "Ich will den Markt nur bestmöglich abbilden."

Die Konditionen sind günstig: Die jährliche Verwaltungsgebühr beträgt 0,45 Prozent statt der sonst üblichen 1,5 Prozent, es gibt keinen Ausgabeaufschlag und auch keine erfolgsabhängige Vergütung. Möglich ist das, weil Weber das Depot nicht ständig umbauen und neuen Marktgegebenheiten anpassen will. Das Weltportfolio wird nur einmal im Jahr adjustiert: Immer im Februar wird die Gewichtung der Aktien, Renten und Rohstoffe wieder zurück auf 60, 25 und 15 Prozent gesetzt. Wer will, kann die Anteile im Rahmen eines Fondssparplans erwerben, wenn er monatlich mindestens 50 Euro einzahlt.

Bis zu 70 Prozent in Aktien

Anlegen leicht gemacht - dieses Konzept verfolgt auch die Quirin Bank. Transparent und günstig soll es dabei zugehen. "Eine gute Vermögensverwaltung braucht Erträge aus Dividenden, Renten und Immobilien" sagt Christoph Kanzler, Initiator des Quirin Wealth Management ETF.

Auf Rohstoffe verzichtet er, weil er sie für "Spekulationsobjekte" hält. Die Anlage folgt einem strengen Regelwerk. Je nach Marktlage stecken im Quirin-Depot zwischen 50 und 70 Prozent Aktien, 30 bis 50 Prozent entfallen auf Renten, zehn Prozent sind in Immobilienaktien investiert. Die Mischung wird regelmäßig überprüft, höchstens achtmal im Jahr darf die Struktur angepasst werden, selbstverständlich nur innerhalb der Bandbreiten. Die Kosten sind mit jährlich 0,72 Prozent des investierten Vermögens überschaubar.

Anders als die passiv gemanagten Fonds von Weber und Quirin werden andere ETF-Fonds aktiv gesteuert. So bieten beispielsweise Markus Kaiser von Veritas und Klaus Hinkel von Artus Direct Invest Dachfonds an, die ausschließlich in börsengehandelte Indexfonds investieren. Der von Kaiser gemanagte ETF Dachfonds kann mit einer Quote von null bis 100 Prozent jederzeit zwischen weltweiten Aktien- und Rentenprodukten umgeschichtet werden. Grundlage für das Erkennen von Auf- und Abwärtstrends an der Börse bildet ein computergestütztes Modell.

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"'Kaufen und Liegenlassen' der falsche Ansatz"

Neben Veritas ist mit Artus Direct Invest im vergangenen Oktober ein zweiter Vermögensverwalter auf die Idee gekommen, ETF-Dachfonds zu konstruieren. Bei der Steuerung ihrer Geldanlage verlassen sich die Düsseldorfer vor allem auf ein computergestütztes Trend-Folge-Modell, das für die eingesetzten ETFs Kauf- und Verkaufsignale liefert. Auch hier kann jederzeit zwischen null und 100 Prozent des Kapitals in Aktien- und Renten-ETFs investiert werden, daneben wird Geld in Rohstoffe angelegt und am Geldmarkt geparkt.

Nach dieser Anlagephilosophie bietet der Vermögensverwalter zwei reine ETF-Dachfonds an, einer investiert in Europa, einer weltweit. "Die Finanzmarktkrise ist noch nicht abgehakt, da ist ,Kaufen und Liegenlassen" der falsche Ansatz", sagt Hinkel. "Die Mischung aus ertrags- und chancenorientierten Anlagen muss stimmen." Die Arbeit - und den Vertrieb - lässt sich Artus Direct Invest mit 1,8 Prozent im Jahr entlohnen, hinzu kommt ein Ausgabeaufschlag.

Fazit: Die neuen ETF-Fonds gehören zu einer neuen Generation von Anlageprodukten, die Privatanlegern Zugang zu einem professionellen Vermögensaufbau aus verschiedenen Anlageklassen verschaffen. Das macht sie zu einem guten Basisinvestment. Insbesondere gilt das für die beiden passiven Fonds von Weber und Quirin, die recht kostengünstig sind.

So überzeugend die Konzepte auf dem Papier auch aussehen mögen, gilt aber doch: Die noch jungen Fonds müssen sich in der Börsenwelt erst noch bewähren. Vorsichtige Anleger beobachten deshalb erst einmal eine Zeit lang die Wertentwicklung.

Und wer sich doch sofort in einen der jungen ETF-Fonds hineinwagt, dem sollte klar sein: Er ist der rauen See der Märkte ausgesetzt. Die Fonds eigenen sich deshalb nur für Sparer, die ihr Geld langfristig anlegen wollen, und nicht bei zehn oder 20 Prozent Kursverlust schlaflose Nächte erleben.

© SZ vom 09.04.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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