Fast hätten es die Anleger vergessen: Die Börsen der aufstrebenden Volkswirtschaften sind auch politische Börsen. Und die haben nicht nur kurze Beine, wie man ihnen gemeinhin andichtet. Wenn Moskau in Georgien einen Krieg anzettelt, ziehen sich die Investoren erschrocken vom Aktienmarkt zurück.
Dass sich die Kurse nicht vom Treiben der Regierungen und Notenbanken freimachen können, zeigt eine Reihe von aktuellen Beispielen. Die Ausnahme China bestätigt die Regel.
China: Müder Drachen So haben sich die Chinesen das nicht vorgestellt. Die Pracht und Herrlichkeit der Olympischen Spiele in Peking strahlt so gar nicht auf den Aktienmarkt ab.
Der Shanghai Composite Index ist seit dem Beginn der Spiele am vergangenen Freitag deutlich gefallen. Seit dem jüngsten Kurshoch im Oktober haben Anleger mit chinesischen Aktien rund 60 Prozent eingebüßt.
Vermutlich hoffen die armen chinesischen Zocker noch immer darauf, dass es einer Regierung mit einem "wheather modification department", das den Regen vertreiben soll, auch gelingt, die heimischen A-Aktien vor weiteren Unbilden zu schützen. Doch bislang drücken der weltweite Konjunkturabschwung und die hohe Inflation in China die Wachstumschancen und Gewinnmargen der Unternehmer. Das spricht gegen höhere Kurse.
Die Macht der Regierung ist begrenzt, wenn es darum geht, den Aktienmarkt zu beleben. Sie kann die Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften kaum davon abhalten, im großen Stil chinesische Aktien abzustoßen. Bislang bleiben die chinesischen Athleten mit ihren vielen Goldmedaillen die bessere Wette.
Foto: AFP, Olympiastadion Peking