Geldanlage:Aussies und Wikinger

Norwegen, Schweden oder Dollar-Block? Wo die Anleger im kommenden Jahr Rendite machen können - trotz der Diskussion um die Euro-Krise.

Helga Einecke

Der Euro ist ins Gerede gekommen. Viele diskutieren nur noch die Schwachpunkte der europäischen Währungsunion. Das war 2010 so und wird 2011 zunächst so bleiben. Deshalb suchen Investoren und Anleger nach Alternativen. Wo sind die Währungen, die im nächsten Jahr das Zeug zur Aufwertung haben? Wo werden mehr Zinsen geboten als in Euroland? Die Devisenexperten in großen Banken haben mehrere Favoriten ausgemacht. Unter den Währungen des Dollarblocks gehören der australische, der neuseeländische und der kanadische Dollar dazu. Die skandinavischen Devisen, die Kronen in Schweden und Norwegen, gelten ebenfalls als stark. Der Schweizer Franken konnte als bewährte Fluchtwährung auch von der Euro-Krise profitieren. Sein Wechselkurs gilt als ein Barometer der Sinnkrise der Euro-Zone.

Euro wieder unter Druck

Der Euro in der Krise - und Investoren suchen nach Alternativen.

(Foto: dpa)

"Der Euro dürfte weiter unter Druck bleiben", meint Antje Praefcke, Analystin der Commerzbank. Die europäische Währung war im Sommer dieses Jahres sogar unter 1,20 Dollar gefallen. Die Angst, nach Griechenland und Irland könnten weitere Mitgliedsländer ins Abseits geraten, sitzt tief.

Als weitaus stabiler gelten da die Nordländer Norwegen und Schweden. Die Finanzlage in Schweden macht den auf Staatsschulden fixierten Märkten Hoffnung, denn Stockholm musste auf die Krise mit wenig öffentlichen Investitionen reagieren. Die Riksbank hat die Zinsen bereits erhöht, und könnte nach Schätzungen von Experten Ende kommenden Jahres bei 2,75 Prozent ankommen. Auch die Norges Bank, die Zentralbank von Norwegen, dürfte ihre Zinsen weiter anheben. Das Land profitiert von seinen Rohstoffen, die im globalen Aufschwung nachgefragt sind.

Banken haben auf die Sehnsucht nach anderen Währungen reagiert. So bot die Citigroup eine "Wikinger-Anleihe" an, eine Währungsanleihe in norwegischen Kronen. Zinsen von 3,5 Prozent und eine dreijährige Laufzeit klingen attraktiv. Allerdings werden Ausgabeaufschlag und Vertriebsgebühren fällig. Ähnlich ist es mit Investmentfonds, die sich auf bestimmte Länder spezialisieren. Der Anleger sollte aber erst die Kosten prüfen, die mit dem Erwerb eines solchen Wertpapiers verbunden sind, und abschätzen, ob er das Risiko stark schwankender Wechselkurse eingehen will.

Chancen bieten sich nach Einschätzung von Experten im Dollar-Block. "Ich sehe den australischen Dollar sehr positiv", meinte Praefcke. Sie begründet die Favoriten-Rolle mit einem starken Wirtschaftswachstum und steigenden Leitzinsen "down under". Australien profitiere vom Aufschwung in Asien, vor allem von China. Ein Schuldenstand von 23,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts hebe das Land aus anderen Industrienationen hervor, die mit 80 Prozent und mehr aufwarten. Dagegen meint Christian Apelt, Analyst der Helaba: "2011 wird kein Jahr des Aussie." Er hält die Währung bereits jetzt für überbewertet.

Neuseeland im Australien-Sog

Im Sog des australischen Dollar befindet sich die Währung des Nachbarstaates Neuseeland. Allerdings erlebten die "Kiwis" eine Rezession und haben nur Agrarprodukte als Exportschlager zu bieten, während Australien mit Eisenerz und Kohle punktet. Drei Prozent Zinsen bietet zur Zeit die Zentralbank in Wellington.

Als dritte Dollar-Währung wird der Devise in Kanada im nächsten Jahr eine Steigerung des Wechselkurses zugetraut. Die Bank of Canada hat den Leitzins in drei Schritten auf 1,0 Prozent erhöht, hebt sich also vom südlichen Nachbarn, den Vereinigten Staaten von Amerika, deutlich ab. Dort dürften die Zinsen auf der Null-Linie verharren. Strukturell gilt Kanada als besser aufgestellt als die USA.

Private Anleger gehen allerdings ein hohes Risiko ein, wenn sie ihr Geld auf dem Konto einfach in die Währung eines anderen Landes tauschen. Denn kaum eine andere Entwicklung ist schwerer vorhersehbar als die von Wechselkursen. Viele Sparkassen und Volksbanken bieten ihren Kunden erst gar keine Produkte in Fremdwährungen an. Andere raten zu Zertifikaten oder Anleihen, die in anderen Währungen ausgestellt sind.

So holen sich beispielsweise globale Unternehmen auch Geld von Investoren aus anderen Erdteilen, vor allem wenn sie dort produzieren. Dazu gehört zum Beispiel der Autohersteller Daimler, der eine Anleihe in australischen Dollar aufgenommen hat. Wer eine derartige Anleihe erwirbt, wettet darauf, dass die Devise am anderen Ende der Welt gegenüber dem Euro nicht verliert, sondern gewinnt. Dieses Risiko müssen alle bedenken, die sich auf fremde Währungen einlassen. Manchmal entschädigen höhere Zinsen für einen Wechselkurs-Verlust. Für Fremdwährungs-Anleihen sind auch höhere Gebühren im Bankdepot fällig. Deshalb sollten Anleger genau abwägen, ob sich die Flucht aus dem Euro lohnt oder sich als kostspielige Exkursion erweisen wird.

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