Gebührenfalle Auslandsüberweisung:Der teure Weg des Geldes

Wer Geld an Freunde, Verwandte oder Geschäftspartner außerhalb der Europäischen Union überweist, sollte vorher genau die Gebühren vergleichen.

Thomas Fromm

Die können - je nach Anbieter und Übertragungsweg - bei einer Überweisung von 100 Euro zwischen 1,50 Euro und 25 Euro liegen.

Dies ist das Ergebnis einer Studie, die im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erstellt wurde und die der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Fazit der Untersuchung: Vor allem spezialisierte Finanztransfer-Dienstleister wie Western Union oder Moneygram sind häufig erheblich teurer, aber schneller und flexibler als Banken und andere Kreditinstitute.

Die Ergebnisse der von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit und der Frankfurt School of Finance & Management erstellten Studie sind vor allem für die in Deutschland lebenden Bürger mit Migrationshintergrund interessant.

"Millionen von Menschen transferieren jedes Jahr Geld an Familienangehörige, die außerhalb der EU-Grenzen leben", sagt Bernd Dunnzlaff, zuständiger Referatsleiter für Migrationsthemen im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Für sie soll es künftig eine eigene Internet-Seite (www.geldtransfair.de) geben, die am Donnerstag im Berliner Finanzministerium vorgestellt und freigeschaltet wird.

40 Anbieter zur Auswahl

Das neue Portal funktioniert so: Wer www.geldtransfair.de anklickt, kann dort zunächst sein gewünschtes Empfängerland wählen. Dann ist die Summe anzugeben, die verschickt werden soll. Gleichzeitig muss sich der Absender entscheiden, über welche Kanäle das Geld transferiert werden soll. Also per Scheck, als Bargeld-Verschickung, per Auslandsüberweisung von Konto zu Konto, online oder per Telefonauftrag. Der Internet-Service sucht dann individuell unter 40 verschiedenen Anbietern den billigsten Tarif aus.

"Die Leute sollten häufig auf die Seite schauen und ihre Daten eingeben, denn die Empfehlungen können sich täglich ändern", empfiehlt Dunnzlaff vom Bundesministerium. Er hofft, dass die Kosten für solche Überweisungen mit Hilfe der neuen Online-Plattform langfristig fallen.

Der teure Weg des Geldes

Am teuersten sind der Studie zufolge meist Profi-Anbieter von Bargeldtransfers, die bis zu 25 Prozent des zu überweisenden Betrags als Gebühr einstreichen. Allerdings verfügten Unternehmen wie Western Union oder Moneygram über "wichtige Infrastrukturen vor Ort, meistens bis in die entlegensten Regionen hinein", räumt Dunnzlaff ein.

Für die günstigeren Varianten bräuchten Migranten ein Konto oder gar einen Online-Anschluss - dies aber sei oft nicht der Fall, schon gar nicht im Empfängerland, wo das Geld ausgezahlt werde. "Der Großteil unseres Geschäfts läuft auf der Basis von Bargeld-Transfers", sagt Jan Hillered, Mitteleuropa-Chef beim Marktführer Western Union, der in Deutschland mit der Postbank zusammenarbeitet. "In den meisten Fällen kennen sich die Leute, die sich das Geld schicken."

Welchen Weg Migranten in Deutschland wählen, um ihr Geld nach Hause zu schicken, hängt nicht nur von den verfügbaren Dienstleistern hierzulande ab - Auszahlungsmöglichkeiten im Ausland spielen dabei eine wichtige Rolle. Was viele Kunden oft nicht wissen: Die Gebühren der deutschen Anbieter machen oft nur einen Teil der gesamten Transferkosten aus, da noch Gebühren in den Empfängerländern dazukommen. Diese aber seien häufig intransparent und schwer zu ermitteln, monieren Experten.

Schwierige Partnersuche

Großinstitute wie die Deutsche Bank oder die Commerzbank etwa haben Partnerinstitute vor Ort, schwieriger ist es etwa bei Raiffeisenbanken und Sparkassen, die keine Zweigniederlassungen im Ausland haben.

Das noch immer weit verbreitete Geldschicken per Plastiktüte und Koffer über Mittelsmänner und Boten, gefällt dem Entwicklungsministerium überhaupt nicht. "Es gibt immer noch zu viele Menschen, die Tausende von Euro zum Beispiel einem Busfahrer geben, damit der das Geld in die Türkei oder nach Albanien mitnimmt", klagt Bernd Dunnzlaff.

Dies sei nicht nur gefährlich. "Wir plädieren dafür, dass von informellen auf formelle Transaktionswege umgestellt wird." Nur so könne sich "in den Empfängerländern ein international funktionsfähiges Finanzsystem entwickeln".

Die Kostenfrage ist also auch ein Politikum - so fordern die G-8-Länder eine höhere Transparenz und niedrigere Kosten bei Geldüberweisungen. Eine Forderung, die Western-Union-Manager Hillered so kommentiert: "Wir sind eine an der New Yorker Börse notierte Aktiengesellschaft und müssen Geld verdienen."

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