Gazprom gegen Ukraine:USA und EU schalten sich in Gas-Streit ein

Erst der Gas-Lieferstopp mit Ansage, jetzt die Polit-Taktik auf hoher Ebene: Die USA und die EU melden sich im Gas-Zoff zwischen Gazprom und Kiew zu Wort.

Nach der Einstellung der Erdgasversorgung aus Russland hofft die Ukraine auf eine schnelle Kompromisslösung. Staatspräsident Viktor Juschtschenko sagte in Kiew, er erwarte in Kürze die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit dem russischen Gazprom-Konzern und ihren erfolgreichen Abschluss bis zum orthodoxen Weihnachtsfest am 7. Januar.

Gazprom gegen Ukraine: Gazprom hat die Verhandlungen mit Kiew für gescheitert erklärt - und das Gas abgedreht.

Gazprom hat die Verhandlungen mit Kiew für gescheitert erklärt - und das Gas abgedreht.

(Foto: Foto: Reuters)

Uneingeschränkter Transit nach Westeuropa

"Ich glaube wir sind kurz davor, eine Kompromisslösung zu akzeptieren", sagte Juschtschenko. In einer gemeinsamen Erklärung mit Ministerpräsidentin Julia Timoschenko betonte die ukrainische Regierung, die vorhandenen Lagerbestände für Erdgas reichten noch eine lange Zeit. Beide versicherten, dass der Transit von Erdgas nach Westeuropa nicht behindert werde.

Die USA riefen beide Seiten in dem Konflikt dazu auf, die humanitären Implikationen der Versorgungsunterbrechung zu beachten. "Die verlässliche Energieversorgung der Ukraine und des übrigen Europas unter transparenten Marktbedingungen ist wesentlich für Stabilität und Verlässlichkeit auf den regionalen und globalen Energiemärkten", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Gordon Johndroe.

Zuvor hatte bereits EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso beide Seiten aufgefordert, ihre Verlässlichkeit als Energie-Lieferanten der Europäischen Union unter Beweis zu stellen. Dies liege "sowohl im Interesse der Ukraine als auch Russlands", sagte er dem Hamburger Abendblatt.

Der russische Energiekonzern Gazprom hatte am Donnerstag seine Drohung wahr gemacht und im Streit um ausstehende Rechungen und neue Lieferkonditionen alle Gaslieferungen an die Ukraine gestoppt. Der staatliche ukrainische Gasversorger Naftogaz bestätigte, dass ständig weniger Gas ankomme. Die Entscheidung weckte Erinnerungen an den Gasstreit vor drei Jahren, als auch die Lieferungen Richtung Westeuropa zeitweise eingeschränkt waren.

Zoff ums Geld

Die Ukraine hat nach Gazprom-Angaben ausstehenden Rechnungen plus Verzugsgebühren nicht bezahlt, die sich auf über 2,1 Milliarden Dollar belaufen sollen. Naftogaz hat hingegen erklärt, dass die ausstehenden Schulden von 1,5 Milliarden Dollar bezahlt worden seien.

Die Ukraine sucht unterdessen die Unterstützung in der EU. Eine Delegation werde ab Freitag zunächst Tschechien, das die EU-Ratspräsidentschaft innehat, und dann andere EU-Länder besuchen, sagte ein Sprecher des ukrainischen Außenministeriums nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: