Gas-Streit:Wieder pünktlich zu Neujahr

Demonstration politischer Macht: Gazprom dreht der Ukraine mal wieder das Gas ab. Damit liefert Moskau denjenigen in der EU weitere Argumente, die vor Moskaus Energiestrategie warnen.

Thomas Urban

Auch dieses Jahr drohe Westeuropa nichts, beschwichtigen die Experten. Vermutlich stimmt dies, denn Moskau kann es sich nicht leisten, als unzuverlässiger Gaslieferant dazustehen. So war es nämlich vor drei Jahren, nach dem ersten russisch-ukrainischen "Gas-Krieg". Der hat dem Prestige Russlands erheblich geschadet, nicht aber dem der Ukraine. Auch jetzt ist es keineswegs so, dass Kiew nicht für Schulden zahlen möchte, wie es aus Moskau tönt. Vielmehr haben beide Seiten sich nicht rechtzeitig zum Jahresende über künftige Tarife und Zahlungsmodalitäten geeinigt.

Der russische Staatskonzern Gazprom liefert kein Gas mehr an die Ukraine. (Foto: Foto: AFP)

Allerdings handelt es sich dabei nicht einfach um Differenzen, wie sie unter Konzernen üblich sind. Denn der Monopolist Gazprom unterliegt der vollständigen Kontrolle des Kreml. Wladimir Putin, nach wie vor der starke Mann Russlands, lässt klar erkennen, dass ihm der Westkurs des ukrainischen Präsidenten Viktor Juschtschenko zutiefst missfällt.

Die Gazprom-Führung würde die Röhrenleitungen auf ukrainischem Territorium gerne übernehmen, offiziell deshalb, weil die Ukraine auf diesem Wege ihre Gas-Schulden bezahlen könnte. Dies möchte Juschtschenko verhindern, mit Aussicht auf Erfolg. Denn Kiew kann seine Einnahmen auch dadurch steigern, dass es die Transitgebühren anhebt - als Antwort, wenn Moskau den Gaspreis erhöht.

Es ist also zu erwarten, dass sich die Aufregungen nach ein paar Tagen legen werden. Diese haben indes einen von Moskau unerwünschten Nebeneffekt: Sie liefern denjenigen in der EU weitere Argumente, die vor Moskaus Energiestrategie warnen.

© SZ vom 02.01.2009/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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