Fusion von Commerzbank und Dresdner:Nicht groß, aber stark

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Zwischen Commerzbank und Dresdner Bank bahnt sich die erste große Fusion von Geldinstituten seit zehn Jahren an - ein Schritt zur Neuordnung der deutschen Bankenlandschaft.

M. Hesse

Die Finanzwelt schaut an diesem Sonntag nach Deutschland. Nicht etwa weil eine Bank von globaler Bedeutung entstehen würde, wenn die Allianz tatsächlich ihre Tochter Dresdner Bank an die Commerzbank verkauft. Das neue Geldhaus wäre im internationalen Maßstab noch immer nur eine Hütte.

Kauft die Commerzbank die Dresdner Bank? Es wäre die erste große Bankenfusion seit zehn Jahren. (Foto: Foto: AP)

Erste große Bankenfusion seit zehn Jahren

Aber wenn die Manager in München und Frankfurt sich zu der ersten großen Bankenfusion seit zehn Jahren durchrängen, wäre das ein gutes Signal. Wenn sie einmal ihre Eitelkeiten überwänden, ihren Kleinmut ablegten, dann könnten sie den ersten Schritt zu der notwendigen Neuordnung der deutschen Bankenlandschaft machen.

Es wäre nur ein kleiner Schritt. Aber er würde Kunden, Aktionären und den Konkurrenten im Ausland demonstrieren, dass deutsche Banken willens sind, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Nach einer Serie gescheiterter Fusionsversuche um die Jahrtausendwende schauten Commerzbank und Co. zu, wie die globale Konkurrenz an ihnen vorbeizog. Man mag dagegenhalten, Größe allein zähle nicht. Das stimmt.

Hoffen auf die Commerzbank

Was aber zählt, ist Stärke. Wie in jeder anderen Branche, frisst auch in der Bankwirtschaft der Starke den Schwachen. Und das waren selbst im heimischen Markt zuletzt meist die Deutschen. Unicredit schnappte sich die Hypovereinsbank, die Direktbanken Diba und Consors gingen an Niederländer und Franzosen, die Gewerkschaftsbank AHBR wurde an den Finanzinvestor Lone Star verschenkt, wie zuletzt unter deprimierenden Umständen die Mittelstandsbank IKB.

Man muss kein China-Hasser sein, wenn man wünscht, dass die Commerzbank bei der Dresdner zum Zuge kommt und nicht die China Development Bank. Denn es wäre bedenklich, wenn eine Staatsbank über Kredite an deutsche Mittelständler entschiede, deren Geschäftsauftrag ausdrücklich die Förderung chinesischer Interessen in aller Welt ist.

Start unter schwierigen Voraussetzungen

Doch auch bei einem weniger problematischen Käufer gilt: Deutschland braucht starke einheimische Banken. Wie in anderen Branchen auch, fließt Know-how ab und laufen qualifizierte Arbeitskräfte weg, wenn Deutschland nur noch Filialstandort für ausländische Geldkonzerne ist, die Entscheidungen aber woanders gefällt werden.

Commerzbank und Dresdner sind nicht gleich eine starke Bank, wenn sie zusammengehen. Und sie starten unter schwierigen Voraussetzungen, mitten in der schwersten Bankenkrise seit Jahrzehnten. Doch mit Mut und für eine Weile mit der Unterstützung des Kernaktionärs Allianz kann langfristig neben der Deutschen Bank eine zweite Kraft entstehen.

Die Fusion wird Arbeitsplätze kosten, das ist bedauerlich. Doch alle deutschen Banken haben in den vergangenen Jahren Tausende Stellen abgebaut - ohne Fusion. Weil es in Deutschland zu viele Banken gibt, die das Gleiche in Blau, Gelb, Grün und Rot anbieten - Privatbanken, Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken. Der Kunde hat auch künftig die Wahl, und zwar mehr als genug.

© SZ vom 30.08.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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