Fünf Szenarien zur Wirtschaftsentwicklung:So schützen Sie Ihr Geld in der Euro-Krise

Viele Menschen sind verunsichert. Sie fragen sich: Steigt jetzt die Inflation, bekommen wir Deflation oder droht gar der Zusammenbruch des Euro? Von welchen Geldanlagen man wann profitieren kann - und was Sparer lieber meiden sollten.

Als notorische Schwarzmaler sind sie beschimpft worden, noch vor drei Jahren, als ihr Buch erschien: "Die Inflationsfalle". Ex-Bankier Roland Leuschel und Vermögensverwalter Claus Vogt beschreiben darin, wie und warum exzessives Geldschöpfen der Notenbanken zu Geldentwertung führt und diese zur schleichenden Enteignung von Millionen von Bürgern, die ihr Erspartes vorwiegend in niedrig rentierliche Staatsanleihen und darauf aufbauende Lebensversicherungen gesteckt haben.

Heute beherrscht die Inflationsangst die Schlagzeilen, weil die meisten Experten dieses Szenario inzwischen für das Wahrscheinlichste halten. Noch klingen die Zahlen beherrschbar, aber der Anfang ist gemacht: Die Inflationsrate in Euro-Land betrug zuletzt 2,7 Prozent. Wer das per Geldanlage sicher kompensieren will, hat derzeit keine Chance. Die einzigen noch sicheren Staatstitel wie etwa Bundesanleihen bieten nicht einmal 1,5 Prozent; und die Banken bieten Sparern für Tages- oder Festgeld kaum mehr.

Bleiben riskante, weil im Kurs stärker schwankende Anlagen, und davon insbesondere die neuerdings schon an Stammtischen diskutierten Sachwerte. Dazu gehören Direktanlagen wie Immobilien, Land oder Edelmetalle, die ohne Umweg über die Börse einen geldunabhängigen, eben realen Wert darstellen. Aber auch Wertpapiere wie Aktien, die einen Anteil an einem Unternehmen verbriefen; oder physisch hinterlegte Fonds etwa auf Rohstoffe, die zum Beispiel einen Zugriff auf zentral verwahrte Gold- und Silberbarren ermöglichen.

Nicht in die Rubrik Sachwerte gehören Wettgeschäfte auf Rohstoffe oder Aktienbarometer, wie man sie durch ein Zertifikat auf Öl oder eines auf den Dax eingehen kann. Zwar profitieren Anleger mit diesen Papieren gleichfalls, wenn die jeweiligen Indizes steigen. Kommt es aber zu galoppierender Inflation oder gar zu einer Währungsreform, sind bloße Wetten schnell wertlos. Wer dagegen direkt oder über Aktien oder Fonds in Unternehmen oder Edelmetalle investiert hat, behält etwas in der Hand, egal mit wie vielen Nullen mehr oder in welcher Währung das entsprechende Wertpapier schließlich bepreist wird.

Doch Vorsicht: Auch ein Investment in Sachanlagen birgt Risiken. So gelten Immobilien inzwischen vielerorts als überteuert, einige Immobilienfonds mussten in der Krise geschlossen werden, weil zu viele Anleger auf einmal ihr Geld abziehen wollten. Der Vorteil physischer Edelmetalle ist, dass sie auch für Kleinsparer erschwinglich, fungibel und leicht aufzubewahren sind. Nachteil: Gold und Silber bieten weder Zins noch Dividende - und die Kurse sind mindestens so volatil wie die von Aktien. Die Inflationsexperten Leuschel und Vogt empfehlen, maximal ein Viertel des Ersparten in Gold zu investieren.

Und dann Aktien: Damit ist es so eine Sache. In der frühen Inflationsphase, wie derzeit, sucht das vorhandene Geld nach Anlagemöglichkeiten. Also steigen die Kurse, oft ungeachtet der Konjunktur. Dann profitieren Aktienbesitzer. In späteren Phasen aber, leiten Leuschel und Vogt aus historischen Daten der 1920er-Inflationsjahre ab, waren Aktien schlechte Werterhalter, die einem maximal 20, 30 Prozent der Kaufkraft retteten.

Daher: "Wer sich auf Aktien in der Inflation verlässt, braucht ein glückliches Händchen für das Timing zum Verkauf", sagt Leuschel. "Wenn die Mehrheit der Anleger noch glaubt, die Notenpresse der Zentralbank garantiere weiter steigende Kurse, sollte man mit dem Ausstieg beginnen."

Von Simone Boehringer

Geht der Euro unter, bleibt nur Gold

Lange war es den abonnierten Pessimisten unter den Ökonomen wie Nouriel Roubini oder Marc Faber zugedacht, das Ende des Euro vorherzusagen. Doch je schlechter die Konjunkturaussichten für Europa und die Welt, desto größter wird die Schar derer, die der Einheitswährung keine lange Zukunft mehr geben. "Eine Frage der Zeit" sei es, bis der Euro auseinanderbricht, weil die nötige Fiskalunion dazu (noch) fehlt und die politische Union nicht in Sicht ist, so die Argumentation der meisten Crash-Propheten.

In der Tat: Mit der Schuldenkrise steigt die Gefahr des Scheiterns, je tiefer die Wirtschaft in die Rezession rutscht. Der Internationale Währungsfonds korrigierte gerade seine Wachstumsprognosen nach unten. Die Rezession kommt demnach nach Europa, noch in diesem Jahr. Die USA sind mit ihrem Schuldenproblem beschäftigt. Wenn gleichzeitig noch Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien schwächeln, verstärkt sich die Krise.

Die Arbeitslosigkeit in Südeuropa steigt weiter. Gewaltiger politischer Druck entsteht. Zugleich fallen Steuereinnahmen aus. Alle bisherigen Sparbemühungen werden zu Makulatur, die Staatsverschuldung schwillt an. Gleichzeitig werden die Rufe lauter, die Misere mit der Gelddruckmaschine zu lösen.

Das vertieft die Kluft zwischen Arm und Reich in Europa. Die Frage in diesem Szenario ist dann nur noch, wie die Währungslandschaft danach aussieht. Gibt es einen Nord-Euro mit Ländern wie Deutschland, Finnland, Österreich und den Niederlanden auf der einen Seite - und einen Süd-Euro mit Griechenland, Spanien, Italien und Frankreich auf der anderen? Sind im Süden die auseinanderstrebenden Kräfte so groß, dass die einzelnen Länder sogar zu ihren früheren Währungen zurückkehren?

Schuldenschnitte für italienische und spanische Staatsanleihen sind im Falle einer verschärften Krise wohl unausweichlich. Das reißt viele Banken in die Pleite. Sie können nur durch Verstaatlichung gerettet werden. Das bedeutet für die Länder weitere Finanzlöcher, Staatsbankrotte können die Folge sein. In schwachen Ländern schießt die Inflation nach oben, die Währungen der Nordländer dagegen werten stark auf - mit negativen Folgen für die einheimische Exportwirtschaft.

Die Auswirkungen eines solchen Szenarios auf fast alle Anlageklassen sind fatal. Die Firmengewinne brechen ein, Aktienkurse stürzen ab, besonders in den USA, wo Aktien schon hoch bewertet sind. Manche Profi-Investoren halten europäische, besonders deutsche Aktien noch für niedrig bewertet, aber Anlage-Experten wie Claus Vogt, Partner bei Aequitas Capital, bleiben skeptisch: "Deutsche Aktien haben sich noch nie von der US-Entwicklung abkoppeln können."

Für Staatsanleihen bedeutet ein Crash-Szenario, dass die Zinsen noch stabiler Ländern weiter sinken. Da sie aber schon nahe null sind, ist kaum Luft nach unten. Die Anleihen von Krisenländern, die aus dem Euro ausscheiden, werden unattraktiv, da es entweder einen Schuldenschnitt oder eine Abwertung ihrer Währung gibt. Auch Rohstoffe wie Zink oder Kupfer sind keine gute Wahl: Bricht die Konjunktur ein, sinkt die Nachfrage und damit der Preis.

Es gibt nur eine Anlageklasse, die vom Crash-Szenario profitiert: "Edelmetalle könnten stark steigen, weil es Angstkäufe von Anlegern geben dürfte, die Inflation oder den Zusammenbruch des Weltwährungssystems fürchten", sagt Vogt. Gold würde zu einer Art Alternativwährung, der sichere Hafen im tobenden Meer.

Von Harald Freiberger

Von Wachstum profitieren Aktionäre

Wenn die Anleger sich einen Weg aus der Euro-Krise wünschen dürften, dann wohl am liebsten diesen: Die Rettungsgelder für Länder wie Griechenland, Spanien oder Portugal helfen tatsächlich. Die Reformen dort greifen, die Konjunktur springt an, und mit ihr kehrt Europa insgesamt - vielleicht nach einer kurzen Rezession - wieder auf den Wachstumspfad zurück.

Zugegeben: Von dieser Entwicklung ist Europa derzeit noch ein gutes Stück entfernt. Gerade warnte der Internationale Währungsfonds (IWF) vor den "alarmierend hohen Risiken für eine ernsthafte globale Konjunkturabkühlung" - und senkte die Prognosen in seinem Weltwirtschaftsausblick. So soll die deutsche Wirtschaft dieses und nächstes Jahr nur um 0,9 Prozent wachsen.

Für den Euro-Raum sagt der Währungsfonds 2012 eine Rezession voraus: Die Wirtschaft schrumpft um 0,4 Prozent und wird sich auch 2013 kaum erholen. Dennoch gibt sich Olivier Blanchard zuversichtlich: "Wenn die versprochenen Maßnahmen in Europa umgesetzt werden, kann man optimistisch sein", meint der IWF-Chefökonom.

Wird also doch noch alles gut? Wenn ja, dann sicher nicht von heute auf morgen. Auch in der besten aller Krisenwelten brauchen die Anleger einen langen Atem. "Sie sollten sich darauf einstellen, dass sie sehr viel Geduld mitbringen müssen, bis die Reformen greifen", meint Kornelius Purps, Finanz- und Anlagestratege bei der europäischen Großbank Unicredit. Das Warten würde dann aber belohnt. Kehrt Europa zu Normalität und Wachstum zurück, hieße das: bessere Gewinnaussichten für die Unternehmen und damit steigende Aktienkurse.

Wachstum bedeutet aber auch steigende Preise. Die Notenbanken müssten daher die Zinsen wieder anheben - jedoch erst langfristig und langsam, um den Aufschwung nicht zu gefährden. Die Renditen von Anleihen legen zu. Ebenso die Notierungen für Rohstoffe, die im Aufschwung nachgefragt werden.

Aktien sind dann zweifellos eine richtige Wahl. "Es sollten aber Papiere sein, die sich in der Krise gut gehalten haben", meint Uwe Zimmer, Vorstand bei der Kölner Vermögensverwaltung Meridio AG. "Sie laufen in der Regel auch in einer solchen Phase besser." Zimmer denkt vor allem an Unternehmen aus der Versorger-, Pharma- oder der Technologiebranche.

Auch Anleihen gehören in das Wachstums-Depot. Aber erst zu einem späteren Zeitpunkt. Auf Sicherheit bedachte Anleger sollten warten, bis die Renditen bei Bundesanleihen wieder deutlich über der Inflationsrate liegen. "Dann lässt sich auch mit risikolosen Anlageformen das Anlageziel Kaufkrafterhalt wieder erreichen", so Anlagestratege Purps. Bis dahin sollten Anleger ihr Geld parken. Dafür empfiehlt sich ein Tagesgeldkonto. Darauf erhöht sich bei steigendem Leitzins auch der Anlagezins. Wer mehr wagen will, könne "vorübergehend zur Renditesteigerung höhere Risiken akzeptieren", meint Purps. Etwa über gut verzinste Unternehmensanleihen.

Gold dagegen bietet in einer Welt, in der die Unsicherheit der Stabilität weicht, nur bedingt Chancen. "Die Angst, die den Preis nach oben getrieben hat, ist dann weg", sagt Zimmer. Stattdessen sei Silber eine mögliche Wahl: Es ist gegenüber Gold unterbewertet und wird im Aufschwung vermehrt von der Industrie nachgefragt. Das spricht für steigende Preise. Allerdings gilt dafür wie für andere Rohstoffe auch: Sie sollten nur einen kleinen Teil des Depots ausmachen.

Von Andreas Jalsovec

Weiter durchwursteln mit mickrigen Zinsen

Wirtschaftskrisen sind nichts Neues. Rhythmisch kehren sie wieder und bleiben einige Zeit. Daran können auch alle staatlichen Interventionen nichts ändern. Besser also, Anleger gewöhnen sich daran, dass der Ausnahmezustand für ein paar Jahre normal sein wird: Karge Zinsen für deutsche und amerikanische Staatsanleihen gehören ebenso dazu wie die Geldschwemme der Notenbanken, die weltweit die Aktienkurse steigen lässt, aber auch die Furcht vor Inflation nährt. Nur dass die Inflation sich so bald nicht zeigen wird, jedenfalls nicht als Anstieg der Verbraucherpreise. Dazu ist die Wirtschaft zu schwach.

Den Blick dafür verliert leicht, wer in Deutschland lebt; aber in den Ländern ringsum leiden die Menschen unter hoher Arbeitslosigkeit, konsumieren weniger und investieren nur in das Nötigste. Die Verbraucherpreise werden hier nicht nennenswert steigen. Wo aber eine gute Liquiditätsversorgung auf niedrige Zinsen trifft, sind Spekulationsgeschäfte beliebt; billig lassen sich derzeit Immobilien finanzieren, das Resultat sieht man in deutschen Großstädten: beste Lagen, bei denen die Preise einen schwindlig werden lassen.

Damit ist das Szenario umrissen, das Durchwursteln bedeutet: mickrige Zinsen, wenig Wachstum - und politische Börsen. Wenn Notenbank- und Regierungschefs ins Geschehen eingreifen, weil sie den Zusammenbruch der Währungsunion verhindern und eine neue, stabile Ordnung schaffen wollen, müssen sich Anleger auf wankelmütige Börsen einstellen.

Wohin also mit dem Geld? Wer sein Vermögen auf dem Sparbuch oder in Bundesanleihen anlegt, macht nach Abzug der Inflation ein Verlustgeschäft. Ein bisschen Mut ist also vom Anleger gefordert, will er seine Ersparnisse erhalten oder sogar vermehren. Am häufigsten empfehlen Vermögensverwalter Aktien von erstklassigen Unternehmen, die zuverlässig Dividende zahlen. Denn die Ausschüttungen sind attraktiv, sie bieten in unruhigen Zeiten einen gewissen Inflationsschutz.

Wenn es gut läuft, dürfen Anleger obendrein Kursgewinne verbuchen; wenn es schlecht läuft, puffern die Ausschüttungen die Kursverluste ab. Zudem machen Unternehmen wie BASF, Nestlé oder Coca-Cola nicht nur im Euro-Raum Geschäfte, sondern weltweit. Und nicht zuletzt: Wenn EZB-Chef Mario Draghi sagt, dass er um jeden Preis den Euro retten will, laufen die Börsen. Es kommt heute nicht mehr so sehr auf Unternehmensgewinne oder die Konjunktur an, sondern darauf, was die Zentralbanker tun.

Aktien also sind gut und richtig. Nur sollte niemand in einer unsicheren Welt alles auf eine Karte setzen. Also kommen zu den Dividendenpapieren weitere Sachwerte wie das Gold hinzu. Sein Preis steigt, seit die Notenbanken die Geldbasis ausweiten. Solange die Währungshüter Anleihen kaufen und Notkredite vergeben, können Anleger mit Gold nicht viel falsch machen.

Schutz vor dem ungewissen Schicksal des Euro bieten auch eine Reihe von ausländische Währungen. Wer sich auf diese Weise absichern und dem Risiko Bundesanleihe aus dem Weg gehen will, kann Zinspapiere von Ländern kaufen, die solide finanziert sind, über große Rohstoffvorkommen verfügen und die in der Vergangenheit zuverlässig ihre Schulden beglichen haben - wie Kanada, Australien oder Neuseeland. Bei alledem sollten Anleger nicht vergessen: Für einen Teil des Vermögens müssen sie niedrige Renditen in Kauf nehmen, um liquide und manövrierfähig zu bleiben.

Von Catherine Hoffmann

Bei Deflation verändern sich die Börsen

Deflation gilt den Ökonomen als sehr gefährliche Entwicklung. Das mag überraschen, denn eigentlich hat wohl kaum ein Verbraucher Einwände, wenn die Preise fallen, schließlich steigt die Kaufkraft des Einkommens. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille.

Problematisch wird es, wenn sich die Deflation verstetigt: Sinkende Preise können dann nämlich zu einer merklichen Kaufzurückhaltung der Konsumenten führen. Der Grund: Kunden rechnen mit weiter sinkenden Preisen und schieben Einkäufe vor sich her. Das klingt einleuchtend. Wenn man davon ausgeht, dass ein und derselbe Neuwagen in einem Jahr zehn Prozent günstiger zu haben ist, dann wartet man mit dem Kauf.

Wenn sich die Menschen flächendeckend so verhalten, dann führt die sinkende Nachfrage zu einer niedrigeren Auslastung der Produktionskapazitäten, weniger Wachstum und Entlassungen. Die Einkommen und Preise sinken weiter - man spricht von einer Deflationsspirale.

Mit dem Ausbruch der Finanzkrise 2007 wuchsen die Befürchtungen, die Deflation könnte um sich greifen. "Doch derzeit wird das Deflationsszenario am Markt nicht mehr gespielt", sagt Klaudius Sobczyk, Leiter Asset Management bei der Investmentgesellschaft PEH Wertpapier. "Wir haben das abschreckende Beispiel Japan vor Augen - alle Zentralbanken, darunter die EZB und die Fed, stellen sicher, dass genug Geld da ist. Inflation wird von den Zentralbanken als das geringere Übel angesehen", meint Sobczyk.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht die Inflationsrate im Euro-Raum von zuletzt deutlich mehr als zwei Prozent im Jahr 2013 auf 1,6 Prozent sinken. Der disinflationäre Druck erschwere es den Krisenstaaten, ihre Schuldenlast zu verringern, hieß es im jüngsten IWF-Bericht. Das Risiko einer Deflation, also einer Absenkung des allgemeinen Preisniveaus, sei auf mittlere Sicht beträchtlich.

Die IWF-Ökonomen empfahlen der EZB deshalb, in den wirtschaftlich stärkeren Ländern des Euro-Raums eine Inflationsrate von mehr als zwei Prozent zu tolerieren, um dem Deflationsrisiko vorzubeugen - es sieht nun so aus, als ob die EZB durch Öffnung der Geldschleusen diesen Weg einschlägt.

"Eine Deflation ist deshalb sehr unwahrscheinlich, sie könnte allenfalls durch einen unerwarteten Schock ausgelöst werden, etwa wenn einige Staaten aus der Euro-Zone austreten", meint Sobczyk. Doch wenn die Deflation kommt, dann verändern sich die Spielregeln an den Börsen grundlegend.

"Für die Aktienmärkte wäre das eine Katastrophe, die Kurse würden um die 30 Prozent fallen, und das wirkt unmittelbar auf die Inflationserwartungen", sagt der Experte. "Im Jahr 2008, nach der Lehman-Pleite, lagen die Inflationserwartungen dann bei 1,6 Prozent, die tatsächliche Inflation bei null Prozent. Das war der Boden für die damalige Furcht vor Deflation."

An den Anleihemärkten käme es nach Ansicht des Experten im Falle einer Deflation zu unterschiedlichen Reaktionen - in Deutschland, aber auch USA und der Schweiz würden die Zinsen fallen, denn diese Staaten gelten als sichere Häfen.

Ganz anders in Spanien oder Italien - dort würden die Zinsen steigen, denn das Risiko einer Staatspleite nähme zu. Die Flucht in Edelmetalle würde einsetzen. "Der Preis für Gold würde massiv ansteigen, es wäre eine Ersatzwährung als Wertsicherung, wenn etwa die Euro-Zone kollabiert", sagt Sobczyk.

Von Markus Zydra

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