Foodwatch:Wie Unternehmen den schönen Schein wahren

Um ihren Produkten Glaubwürdigkeit zu verleihen, setzen viele Firmen auf soziale Projekte. Die können tatsächlich hilfreich sein - sich aber auch als Mogelpackung erweisen, sagt die Organisation Foodwatch. Die Projekte von fünf Unternehmen hat sie sich genauer angeschaut.

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Um ihren Produkten Glaubwürdigkeit zu verleihen, setzen viele Unternehmen auf soziale Projekte. Die können tatsächlich hilfreich sein - sich aber auch als Mogelpackung erweisen, sagt die Organisation Foodwatch.

Foodwatch lässt Internetnutzer derzeit bei fünf Firmen über die "dreisteste Werbelüge" urteilen (hier geht es zur Abstimmung: www.abgespeist.de) - und hat aus diesem Anlass auch die sozialen Projekte dieser Unternehmen in Augenschein genommen.

Storck

Die Aussagen des Herstellers nach Foodwatch-Angaben auf der Seite ...

... www.the-stork-foundation.com am 30.05.2011

"Der auf dem Hausdach nistende Storch ist für uns Menschen ein Symbol noch intakter Umwelt. Bleiben die Nester leer und verschwindet der Storch von unseren Wiesen, wird uns die Zerstörung seines Lebensraumes sehr schnell bewusst. (...) Und am Ende ist der zerstörte Lebensraum des Storches auch derjenige der Menschen - unser Lebensraum. THE STORK FOUNDATION - Störche für unsere Kinder - möchte diesen Lebensraum für den Storch, für uns und unsere Kinder erhalten."

... und auf der Seite "Unsere Ziele" auf www.the-stork-foundation.com

"Großflächig erwirbt THE STORK FOUNDATION landschaftliche Nutzflächen, um diese als Feuchtwiesen zum Kerngebiet des Weißstorch-Lebensraumes zu entwickeln."

Nach Angaben von Foodwatch wollte das Unternehmen weder zur Größe der bisher durch die Stiftung erworbenen Nutzfläche noch zu den Bedingungen bei der Rohstoffbeschaffung für die Süßwarenproduktion Stellung nehmen. Foodwatch kritisiert, dass die Ernsthaftigkeit des Engagements nicht überprüfbar sei.

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Kühne

Das Unternehmen schreibt nach Angaben von Foodwatch auf seiner Homepage am 30.05.2011:

"Als Familienunternehmen sind wir uns dieser Verantwortung bewusst und verpflichten uns, nachhaltig und gesellschaftlich verantwortungsvoll zu wirtschaften. Das heißt konkret: Wir investieren kontinuierlich in effizientere und umweltschonendere Produktionsanlagen, der Großteil unseres verarbeiteten Gemüses stammt aus Deutschland und abfallarme Verpackungen spielen eine große Rolle. So sind viele unserer Produkte in Gläsern verpackt, die sich zu über 90 % recyceln lassen."

Kühne nimmt zur der Foodwatch-Anfrage zwar umfangreich Stellung, doch die Verbraucherschützer kritisieren, dass "die Angaben, die Kühne zur 'nachhaltigen' Produktion macht, weitgehend Selbstverständlichkeiten seien. Jedes Unternehmen habe Interesse daran, Wasser und Energie zu sparen, denn so lasse sich auch Geld sparen. Auch dass Vertragsbauern vom Unternehmen beraten würden, gehöre zum Standard in Deutschland. Konkrete Ziele, etwa für die Reduktion des Wasserverbrauches oder der CO2-Emmissionen lege Kühne hingegen nicht vor. Hinzu käme, dass Kühne in einem Schreiben an Foodwatch betone, dass hauptsächlich Rohstoffe aus "heimischer, regionaler Landwirtschaft" verwendet würden. Doch Kühnes eigenen Angaben zufolge stamme die Rohware etwa für das "Schlemmertöpfchen Feine Gürkchen"  tatsächlich überwiegend aus der Türkei.

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Stockmeyer

Auf der Internetseite www.ferdi-fuchs.de schreibt des Unternehmen Storck:

"Bewegung ist wichtig für Kinder, genauso wie die richtige Ernährung. Ferdi Fuchs fordert Kinder daher aktiv auf, nach draußen zu gehen und Abenteuer zu erleben. Bewegt sich Ihr Kind viel, fördert dies den Stoffwechsel, die körperliche Entwicklung und regt die Fantasie an. Außerdem reduziert es das Risiko einer Gewichtszunahme."

Auch heißt es dort, dass Ferdi Fuchs Sponsor im Jugendsport sei.

Foodwatch wollte von Stockmeyer wissen, inwiefern das vorgebliche Engagement für eine ausgewogene Ernährung und Bewegung von Kindern zu den Werbeversprechen auf Ferdi-Fuchs-Produkten passe. Die Firma habe geantwortet: "Wir können keinen Widerspruch zwischen unserem 'Ferdi Fuchs' - Produkt und unserem Engagement für sportliche Aktivitäten und Bewegung erkennen. Neben der ausgewogenen Ernährung ist Sport ein Teil einer gesunden Lebensweise."

Die Verbraucherschützer sagen, dass mit dem Sponsoring von Sportveranstaltungen Stockmeyer versuche, indirekt der mangelnden Bewegung die Schuld für ernährungsbedingte Krankheiten zuzuschreiben sei. Doch Hersteller wie Stockmeyer seien mitverantwortlich für diese Krankheiten, weil unausgewogene und salzhaltige Würstchen als "täglicher Beitrag für die gesunde Ernährung" für Kinder angepriesen würden. Sportsponsoring und Bewegungsprojekte dienten dazu, sich aus der Verantwortung zu ziehen.

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Danone

Der Hersteller schreibt nach Foodwatch-Angaben auf dem aktuellen Becher:

"NEU - umweltfreundlicherer Becher Der neue Becher von ACTIVIA© wird aus Maispflanzen hergestellt, einem pflanzlichen und somit natürlich nachwachsenden Rohstoff. Dadurch werden die knappen, fossilen Rohstoffe unserer Erde geschont & weniger klimaschädliche Treibhausgase produziert.

Die verwendeten Maispflanzen kommen aus zertifiziert nachhaltigem Anbau. [...] Den Becher bitte in den gelben Sack entsorgen, damit dieser optimal verwertet bzw. recycelt werden kann."

Danone hatte eine Studie in Auftrag gegeben, die die ökologischen Vor- und Nachteile des neuen Activia-Bechers analysieren sollte. Die kam Foodwatch zufolge zu einem klaren Ergebnis: Der neue Becher sei insgesamt nicht ökologischer als der alte. Das Institut habe Danone auch empfohlen, dies zu kommunizieren. Danone verfahre jedoch mit dieser Untersuchung ebenso wie mit den wissenschaftlichen Daten zur Wirkung des Activia-Joghurts:

Einzelne Punkte würden herausgegriffen und für das Marketing aufgeblasen. Verbrauchern werde suggeriert, sie kauften einen ökologisch besonders wertvollen Becher, obwohl Danone weiß, dass für generelle Aussagen wie 'umweltfreundlicher' schlichtweg die wissenschaftliche Grundlage fehlt.

Hierzu nimmt Danone wie folgt Stellung:

1. Basis für die Ökobilanz des Activia PLA-Bechers sind die Kriterien des Umweltbundesamtes.

2. Gemeinsam mit den Umweltexperten unseres Partners WWF haben wir diese Kriterien geprüft und gewichtet. Deshalb stehen der fossile Ressourcenverbrauch und der Klimaschutz im Vordergrund, denn hiervon hängen zukünftig auch andere Umweltaspekte ab, wie zum Beispiel die Verfügbarkeit von Wasser. Fakt ist: Wir müssen weg vom Erdöl, und wir müssen die CO2 Emissionen reduzieren. Der neue PLA Becher ist dafür ein erster Schritt. Für ihn benötigen wir 43% weniger fossile Rohstoffe, und seine Klimabilanz ist 25% besser als die der bisherigen Verpackung. Das ist gleichzeitig derSchritt hin zu mehr Umweltfreundlichkeit.

3. Auch wenn die Ökobilanz noch Verbesserungspotenzial hat, sind wir - genau wie der WWF - aus genannten Gründen von den langfristigen Vorteilen der neuen PLA-Verpackung überzeugt.

4. Die komplette Ökobilanz und viele weitere Informationen gibt es, für jeden einsehbar, auf www.natuerlicher-verpackt.de oder www.danone.de.

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Ferrero

Im Bericht "Werte teilen, um Werte zu schaffen" zur "Sozialen Verantwortung des Unternehmens" schreibt Ferrero:

"Ferrero ist sich schon immer der Bedeutung seiner Produkte für die Ernährung bewusst gewesen und legt stets Wert auf ein verantwortungsvolles Konsumverhalten."

Und:

"Wir sind der Ansicht, dass ein gesunder Lebensstil von größter Bedeutung ist, angefangen bei guten Essgewohnheiten bis hin zu einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger körperlicher Betätigung."

Später heißt es dann: "Durch Kooperationsverträge mit internationalen Sportverbänden, Institutionen sowie der Lebensmittelindustrie und Nichtregierungsorganisationen hilft Ferrero, die Menschen für die Bedeutung der körperlichen Aktivität zur Erlangung eines gesunden Lebensstils zu sensibilisieren. Der Schwerpunkt liegt bei kleinen Kindern und Jugendlichen."

Foodwatch sagt dazu: "Mit seinen Sponsoring-Aktivitäten und Sportprojekten lenkt  der Ferrero-Konzern davon ab, dass er seiner eigentlichen Verantwortung - ehrlich gekennzeichnete Produkte herzustellen und Verbraucher nicht zu täuschen - nicht nachkommt." Der Süßwarenkonzern trage Mitverantwortung für die Verbreitung von Übergewicht und ernährungsbedingten Krankheiten, weil er unausgewogene Produkte als gesunde Kindermahlzeiten anpreist.

© sueddeutsche.de/hgn/bön
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