Fonds für den Mittelstand:Viel Lob für Ackermann

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Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann will mit einem neuen Fonds Mittelständlern Eigenkapital zur Verfügung stellen. Sowohl Wirtschaftsvertreter als auch Gewerkschaften sind angetan.

Gewöhnlich polarisiert er - jetzt bekommt Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann Zuspruch: Die überraschende Initiative des Bankers, mit einem neuen Fonds den Kapitalstock des Mittelstands zu stärken, wird von vielen als wichtiges Signal gegen eine Kreditklemme bewertet.

Deutsche-Bank-Chef Ackermann und Bundesbank-Präsident Axel Weber warnen vor Euphorie. (Foto: Foto: AP)

Ziel der deutschen Finanzwirtschaft ist es, mittelständischen Unternehmen mehr Eigenkapital zu verschaffen und so deren Kreditchancen zu verbessern.

Der Fonds könnte mit einer dreistelligen Millionensumme ausgestattet werden. Im Gespräch ist nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur eine Summe von zunächst etwa 100 Millionen Euro.

"Problem an der Wurzel packen"

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich zufrieden mit dem Konjunkturgipfel. Sie sehe beim wichtigen Thema der Kreditversorgung der Unternehmen Bewegung, sagte ihr Sprecher. Commerzbank und Sparkassen hatten angekündigt, den Kredithahn für Firmen in den nächsten Monaten stärker aufzudrehen.

Bei dem Ackermann-Vorschlag geht es nicht um Kredite. Aus dem Mittelstandsfonds, an dem sich Privatbanken, Versicherungen oder die Sparkassen beteiligen könnten, sollen Unternehmen Finanzspritzen für ihr Eigenkapital bekommen. Dadurch bekämen sie bessere Noten von den Ratingagenturen und erhielten günstiger Kredite.

"Der Grundgedanke von Ackermann ist, das Problem an der Wurzel zu packen", sagten Teilnehmer des Konjunkturgipfels. Ackermann habe bei Bedarf auch mehr Geld für den Fonds in Aussicht gestellt. In Regierungskreisen wurde der Deutsche-Bank-Chef, der wegen seines forschen Auftretens in der Finanzkrise in Berlin für Unmut sorgte, für seine "sehr konstruktive Haltung" beim Gipfel gelobt.

Ackermann und Bundesbank-Präsident Axel Weber warnten bei dem Treffen vor zu großer Euphorie. Es gebe neben der aktuellen Krise in Dubai noch einige Brennpunkte, die eine Erholung der Weltwirtschaft gefährdeten. Mit steigender Arbeitslosigkeit in Deutschland würden die Menschen auch weniger Geld ausgeben. Das schwäche die Wirtschaft.

Die Opposition warf Merkel & Co. vor, eine Show veranstaltet zu haben. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier sprach von einem "ergebnislosen Gipfelchen" ohne konkrete Vorschläge der Koalition.

Die Linke forderte die Regierung auf, die Banken mit Gesetzen gefügig zu machen. "Die Banken schwimmen im Geld, zugleich knausern sie mit Krediten", sagte Fraktionsvize Ulrich Maurer.

"Finde den Vorschlag vernünftig"

Die Gewerkschaften bewerteten die Ackermann-Idee als guten Vorstoß. "Ich finde den Vorschlag vernünftig. So wird klar, dass die Banken ihrer eigentlichen Aufgabe auch nachkommen wollen", sagte Verdi-Chef Frank Bsirske im Bayerischen Rundfunk.

Die Wirtschaftsverbände verließen zufrieden die abendliche Spitzenrunde im Kanzleramt, die rund vier Stunden dauerte. Der Chef des wichtigen Exportverbandes BGA, Anton Börner, erklärte, es seien sehr konkrete Maßnahmen besprochen worden, um das Problem einer drohenden Kreditklemme in den Griff zu bekommen.

Nach Ansicht des Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Hans Heinrich Driftmann, ist das Land bei Arbeitsmarkt und Konjunktur noch nicht über den Berg.

"Umso wichtiger ist die Sicherstellung der Finanzierung gerade der mittelständischen Wirtschaft. Das Angebot der Banken, speziell für diese Zielgruppe einen Fonds aufzulegen, wird von uns sehr unterstützt."

Auch die Bundesregierung will helfen, die Kreditversorgung der Unternehmen zu verbessern. So wird der Bund die schon länger angekündigten Bürgschaften anbieten, um Kreditversicherungen für Zulieferer zu stützen.

"Das ist durchverhandelt und wird kommen", hieß es in Regierungskreisen. Dafür sollen bis zu 7,5 Milliarden Euro aus dem Deutschlandfonds kommen. Kreditversicherer sichern Lieferanten ab und springen ein, wenn Kunden Ware nicht bezahlen.

Wegen der steigenden Zahl von Pleiten weigern sich Kreditversicherer, Lieferungen an schwächelnde Firmen abzusichern.

Grünes Licht gibt es auch für "Globaldarlehen" der staatlichen KfW an Hausbanken, die dann Firmen mit Finanzmitteln versorgen. Für die Darlehen gibt es bis zu 10 Milliarden Euro. Für die Kredithilfen nimmt der Staat keine zusätzlichen Milliarden in die Hand. Das Geld stammt aus dem Deutschlandfonds für notleidende Firmen, der beim Konjunkturpaket II mit 115 Milliarden Euro gefüllt worden war.

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